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Sport: Vom Himmel gefallen

4,3 Sekunden sind noch zu spielen, als Teo Öztürk geflogen kommt. Alba liegt in der Max-Schmeling-Halle 72:77 gegen die Bayer Giants Leverkusen zurück.

4,3 Sekunden sind noch zu spielen, als Teo Öztürk geflogen kommt. Alba liegt in der Max-Schmeling-Halle 72:77 gegen die Bayer Giants Leverkusen zurück. Jörg Lütcke hat verzweifelt auf den Korb geworfen, um die Niederlage des Deutschen Meisters und den weiteren Absturz ins Mittelmaß doch noch abzuwenden. Er verfehlt, Öztürk und Rödl steigen zum Rebound hoch. Plötzlich krümmt Rödl sich am Boden, hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das rechte Knie. Gestützt auf Mannschaftsarzt Gerd-Ulrich Schmidt humpelt Albas Kapitän vom Feld, niedergstreckt vom eigenen Kollegen. In dem packenden, kampfbetonten Spiel vor rund 6470 Zuschauern blieb es beim 72:77 (35:29). Nach einem desolaten dritten Viertel war Albas zweite Heimniederlage in Folge nach dem 76:85 gegen Köln perfekt. Es war die vierte Niederlage im zehnten Bundesligaspiel. Dejan Koturovic blieb beim Comeback nach seiner Suspendierung blass.

Die Situation mit Rödl war symptpomatisch. Bei Alba geht einfach alles schief. Kaum sind die einen Verletzten endlich genesen, kommen die nächsten hinzu. Lütcke, Garris, Rödl und Pesic hatten ihre Blessuren gerade weitgehend auskuriert. Das erste Spiel nach zweiwöchiger Länderspielpause sollte zum Neuanfang werden. Es sollte Albas erster Schritt aus der Krise sein - und war es der nächste Schritt weiter hinein. "Rödls Meniskus ist gequetscht. Wir müssen die Nacht abwarten. Vielleicht ist dann schon wieder alles in Ordnung, vielleicht müssen wir auch eine Kernspintomographie machen", sagte Schmidt. Zumindest eine Kreuzbandverletzung könne ausgeschlossen werden. In diesen Zeiten ist Alba schon für solche Nachrichten dankbar.

Rödl war nicht der einzige neue Verletzte. Derrick Phelps spielte in der zweiten Halbzeit nur noch neun Minuten, dann bat er um seine Auswechslung. Er bekam keine Luft mehr. Die Nase war auf der einen Seite ohnehin verstopft, gestern kam, möglicherweise durch eine Erkältung, die andere Seite hinzu. "Ich war auch überrascht, dass Phelps in einer kritischen Phase kam und sagte, es geht nicht mehr", sagte Trainer Emir Mutapcic, "wahrscheinlich muss er operiert werden. Für die Weihnachtstage war das sowieso geplant."

Ob Phelps bis dahin durchhält, ist fraglich, ebenso sein Einsatz am Mittwoch in der Euroleague gegen Charleroi. Phelps Ausscheiden schwächte Alba, war der Regisseur mit neun Punkten und fünf Rebounds bis zur Pause doch erfolgreichster Spieler der Berliner gewesen. In der ersten Halbzeit bestimmte Alba das Geschehen und lag meistens mit fünf bis sieben Punkten in Führung. Der Mannschaft gelang es, sowohl Leverkusens Dreierspezialist Mike Hansen als auch Spielmacher Darnell Mee abzumelden. Doch im dritten Viertel (12:25) brachen die Berliner völlig ein. Mit einer 12:0-Serie warfen sich die Gäste, die sich zuvor viele Fehlwürfe geleistet hatten, in Front. Mee, in der ersten Halbzeit ohne Punkt, brachte es noch auf elf Zähler, Uvis Helmanis (drei Punkte bis zur Pause) traf plötzlich aus allen Lagen und war gemeinsam mit John Best Topscorer mit 19 Punkten.

Alba kämpfte sich mit seinen besten Werfern Alexis (17) und Pesic (16) zwar noch auf 54:54 (31.) heran, konnte die Partie aber nicht mehr kippen. "Entscheidend waren Leverkusens acht Dreipunktewürfe und die 18 Offensiv-Rebounds. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis die Spieler treffen würden", sagte Albas Trainer Emir Mutapcic, "die bessere und cleverere Mannschaft hat gewonnen." Alba fightete zwar, warf aber zu wenig und war nur mit vier Distanzwürfen und zehn Offensiv-Rebounds erfolgreich.

Centerspieler Dejan Koturovic wurde zwar von den Fans gefeiert, konnte nach seiner Einwechslung nach fünf Minuten aber keine Akzente setzen. Seine Bilanz in 9:19 Minuten Spielzeit: drei Punkte, drei Rebounds, drei Fouls und vier Ballverluste. "Ich stand auf dem Feld, aber Alba hat ohne mich gespielt", beschreibt er die eigene Wirkungslosigkeit. "Ich kam mir so vor, als sei ich direkt vom Himmel in die Halle gefallen." Ein Fremdkörper im Spiel, das hat Alba gerade noch gefehlt vor der Partie bei den Skyliners Frankfurt. Die sind Tabellenführer.

Helen Ruwald

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