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Der Ethik nur predigt: Der Fußballweltverband von Präsident Joseph Blatter besitzt ein verheerendes öffentliches Image.

© Reuters

Von Blatter bis Ecclestone: Die Macht der alten Männer

Die Blatters und Ecclestones haben dazu beigetragen, dass der Weltsport inzwischen als grandioser Selbstbedienungsladen gilt. Dabei muss der Sport sich endlich ehrlich machen. Ein Kommentar.

Ein paar Stunden darf man noch hoffen, dass ein weißer Ritter in die Zentrale des Fußball-Weltverbandes in Zürich reitet und den ganzen Laden gründlich aufräumt. Wenn nicht, droht alles wie gewohnt weiterzugehen. An diesem Montag endet die Bewerbungsfrist für den nächsten Präsidenten der Fifa. Joseph Blatter erscheint gerade als der ewige Machthaber. Aber anderen Sportarten geht es auch nicht besser. Am Mittwoch wird Bernie Ecclestone 85. Noch immer ist er der mächtigste Mensch der Formel 1.

Das ist der Widerspruch des Sports: Ältere Herrschaften bestimmen über internationale Wettbewerbe für junge Menschen. Und es ist derzeit auch sein größtes Problem. All die Blatters und Ecclestones haben dazu beigetragen, dass der Weltsport inzwischen als grandioser Selbstbedienungsladen gilt. Sie waren die erste Generation, die die wirtschaftliche Potenz des Sports erkannt hat– und gnadenlos für sich ausnutzte. Die Sportverbände haben sie reich gemacht. Jetzt verspielen sie ihren Ruf. Wie die Amtsehre eines Sportfunktionärs wahrgenommen wird, darüber sollten sie besser keine Meinungsumfrage in Auftrag geben.

Vom größten nationalen Sportverband der Welt ist gerade kein Aufbegehren zu erwarten

Vom größten nationalen Sportverband der Welt ist gerade auch kein Aufbegehren zu erwarten. Der Deutsche Fußball-Bund ist erstmal damit beschäftigt, die Herkunft eines Millionenbetrags rund um die WM 2006 zu ermitteln. Sein Präsident Wolfgang Niersbach muss sich selbst verteidigen. Dass es eine schwarze Kasse gab, hat der DFB noch nicht widerlegen können. Er kann auf jeden Fall nicht behaupten, dass sein Führungspersonal sich edler verhalten hat als alle anderen.

Der Sport ist an einem kritischen Punkt angekommen. In den Verbandszentralen sitzt längst hochkompetentes hauptamtliches Personal. Nur thronen über ihm eben lauter alte Männer, die sich mit ihren zweifelhaften Verhaltensmustern über den Sport stellen. Gibst du mir, dann gebe ich dir, und zum Glück ist für uns beide genug da. In ihrem Gehabe sind sie näher an einem Kleinstverein als an einem Wirtschaftskonzern. Bei der Bilanzsumme ist es andersherum. Die Gremien internationaler Verbände werden ohnehin von vielen Männern aus Ländern mitbestimmt, in denen ein anderes Verständnis von Betrug herrscht.

Als die Generation von Lenkern wie Blatter oder Ecclestone nach oben kam, musste und wollte sich der Sport noch nicht kontrollieren lassen. Er organisierte sich wie ein privater Zirkel. Bei jemand wie Blatter ist die Fifa Beruf, Hobby und Familie in einem. Sanktionen bei Fehlverhalten? Wird alles intern geregelt. Und eines kam ihnen zupass: Den Fußball etwa können Sportfunktionäre mit noch so vielen Mauscheleien und Betrügereien nicht kaputtkriegen. Das Spiel ist einfach zu genial. Es scheint leider so, als wüsste die sportpolitische Klasse das auch.

Ein, zwei besser beleumundete Kandidaten werden sich vielleicht bei der Fifa zur Wahl stellen. Die große Lösung ist das nicht. Der Sport sollte sich ehrlich machen. Wenn er schon so viel Geld einnimmt und verteilt, muss er sich auch verhalten wie ein internationaler Konzern. Mit all der Offenheit und all der Kontrolle, mit hauptamtlichen Vorständen, die von einem Aufsichtsrat kontrolliert werden. Es wäre das Eingeständnis, dass der Weltsport ein Geschäft ist. Aber dafür dann ein ehrlicheres.

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