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Sport: Von der halben zur vollen Miete

Der 1. FC Union sucht gegen den SSV Reutlingen den Weg aus dem Abstiegskampf

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Niemand ließ sich den Blick vernebeln. Präsident Heiner Bertram meinte zwar, der Sieg sei „die halbe Miete für den Klassenerhalt gewesen“, aber das war auch schon die kühnste Aussage, die beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Union am Sonntag nach dem 1:0-Sieg bei Wacker Burghausen kursierte. Es war schließlich ein höchst glücklicher Erfolg für die Köpenicker, nachdem die Leistungskurve der Mannschaft in der zweiten Hälfte in Burghausen beängstigend abgeknickt war. Aber wer will im Abstiegskampf schon Schönheitspreise gewinnen? Die nach acht sieglosen Spielen in Folge erkämpften drei Punkte sorgten bei Union jedenfalls für „spürbare Erleichterung“, wie Lars Töffling, der Pressesprecher des Vereins, feststellte. Und losgelöst von aller bisherigen Verkrampfung will die Mannschaft am Mittwoch (20 Uhr, Stadion Alte Försterei) im Nachholspiel gegen den SSV Reutlingen gleich noch einmal nachlegen.

Die Mannschaft stellt Trainer Mirko Votava allerdings nicht alleine auf. Nicht, dass der ehemalige Bundesligaprofi von Werder Bremen bei Union bereits entmachtet worden wäre, aber Votava muss bei der ein oder anderen Personalie erst Rücksprache halten mit dem Vereinsarzt. Torsten Dolla schleuste in jüngster Zeit nicht weniger als acht Patienten, die beim 1. FC Union als Profi unter Vertrag stehen, durch seine Praxis. Veit, Kozak, Okeke, Molata, Ristic, Persich, Menze und Sandmann bedurften aufgrund mehr oder weniger schlimmer Blessuren ärztlicher Fürsorge.

Doch mit Ausnahme von Molata, Kozak und Menze, die in seltener Eintracht allesamt an einem Muskelfaserriss laborieren, und dem nach seiner Gelb-Roten Karte gesperrten Steffen Baumgart stehen gegen Reutlingen alle Spieler zur Verfügung. Nicht ausgeschlossen sogar, dass Chibuike Okeke nach monatelanger Verletzungspause wieder zum Aufgebot gehört. Okeke hat bereits zweimal bei Unions Amateuren geprobt, die Tests liefen ohne Probleme ab.

Was Mirko Votava, der seinerseits früher als Fußballer alles andere als ein Jammerlappen war, gefallen wird: Seine Spieler zetern nicht über ihre Wehwehchen. Der in Burghausen mit einer Schulterprellung davongekommene Tom Persich verspricht: „Ich beiße die Zähne zusammen.“ Jan Sandmann, der eine Knieprellung erlitten hat, sagt: „Es wird schon gehen bei mir.“ Humpelnd zu weiteren drei Punkten? „Uns bietet sich eine günstige Gelegenheit, Boden gut zu machen. Diese Chance müssen wir nutzen“, fordert Votava von seinen Profis. Die Perspektive ist vielversprechend: Ein Sieg gegen Reutlingen heute, dann am nächsten Spieltag, ebenfalls daheim, noch ein Erfolg gegen den Karlsruher SC – und Heiner Bertram hätte allen Grund, davon zu reden, dass jetzt die „volle Miete“ eingefahren wäre. „Das würde auch unsere Planung für die nächste Saison erheblich erleichtern“, sagt Lars Töffling.

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