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Sport: Von Green Bay zum Broadway

Brett Favre spielt nach seinem Rücktritt wieder Football – nach 16 Jahren in der Provinz nun in New York

Berlin - Wenigstens das Trikot ist grün geblieben. Alles andere wird anders sein, wenn Quarterback Brett Favre heute gegen die Miami Dolphins in der amerikanischen Football-Profiliga NFL aufläuft. Denn in den letzten 16 Jahren trug Favre stets das Grün der Green Bay Packers – heute wird er sein erstes Ligaspiel für die New York Jets bestreiten.

Die Personalie Favre hat den amerikanischen Sport in diesem Jahr so sehr beschäftigt wie kaum ein anderes Thema. Favre ist eine Legende, er hält fast alle Rekorde für Quarterbacks und wurde dreimal zum wertvollsten Spieler der NFL gewählt. 275 Mal hintereinander stand der mittlerweile 38-Jährige in der Startaufstellung der Packers. Auch das ist ein Rekord, natürlich. Doch nachdem Green Bay in den Play-offs der vergangenen Saison ausgeschieden war, erklärte Favre im März unter Tränen seinen Rücktritt. „So schwer es mir auch fällt, das zu sagen: Es ist vorbei.“ Die 100 000-Einwohner-Stadt Green Bay, die kleinste und footballverrückteste der NFL, fiel in kollektive Depression. 16 Jahre lang hatte die Kleinstadt in Wisconsin Anteil am bewegten Leben ihres Helden genommen. An seiner Alkohol- und Tablettensucht, am Tod seines Vaters, an der Krebserkrankung seiner Frau. Aber egal, was passierte: Favre ging aufs Feld und führte seine Packers von Sieg zu Sieg. „Sonntags werde ich immer denken: Ich könnte das noch tun! Ich sollte das noch tun!“, sagte Favre beim Rücktritt. Er fühle sich aber nicht mehr motiviert genug für eine ganze Saison, Football mache ihm nicht mehr so viel Spaß wie früher. Ein Radiosender in Green Bay spielte nach der Pressekonferenz einen Trauermarsch.

Doch bald verspürte Favre den Drang zurückzukehren. Im Juni kontaktierte er die Packers, bei denen er noch einen Vertrag besaß. Aber sein Team hatte sich längst auf einen Nachfolger geeinigt, für den alten Anführer war kein Platz mehr. Die Verhandlungen der nächsten Wochen hielten die Football-Gemeinde in Atem. Packers-Fans demonstrierten vor dem Stadion für Favres Rückkehr, im Internet wurden auf Seiten wie bringbackbrettfavre.com oder savebrett.net Unterschriften gesammelt. „Gebt mir meinen Helm oder gebt mich frei“, forderte Favre von den Packers, die ihn schließlich an die New York Jets abgaben.

Das erste Training mit seinem neuen Team verfolgten mehr als 10 000 Fans, sein Trikot mit der Nummer 4 wurde 20 000 Mal verkauft – in 48 Stunden. Die Jets warten seit 40 Jahren darauf, wieder einmal in den Super Bowl einzuziehen. Favre und sein immer noch starker Arm sollen sie dorthinführen. In der vergangenen Saison gewannen sie nur vier von 16 Spielen und verpassten klar die Play-offs.

„Es wird schön sein, nicht immer irgendwelche Erwartungen erfüllen zu müssen“, hatte Favre bei seinem Rücktritt gesagt. „Ich kann jetzt einfach in den Sonnenuntergang reiten.“ Damit wird er zumindest noch ein halbes Jahr warten müssen.

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