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Sport: Von Illusionen befreit

Der Duden der Etymologie liegt wahrscheinlich nicht bei jedem Fußballfan auf dem Nachttisch. Das Standardwerk aus dem Hause Brockhaus ist für manche Überraschung gut, unter anderem für die Erkenntnis, dass „Enttäuschung“ einst ein positiv besetztes Wort war im Sinne von: „aus einer Täuschung herausreißen“.

Der Duden der Etymologie liegt wahrscheinlich nicht bei jedem Fußballfan auf dem Nachttisch. Das Standardwerk aus dem Hause Brockhaus ist für manche Überraschung gut, unter anderem für die Erkenntnis, dass „Enttäuschung“ einst ein positiv besetztes Wort war im Sinne von: „aus einer Täuschung herausreißen“. Etymologisch gesehen können die Fans von Hertha BSC also ganz zufrieden sein mit dieser Saison, in der ihr Klub befreit wurde von der irrsinnigen Annahme, er habe Anspruch auf einen festen Spitzenplatz. Ein Absturz von Platz vier auf achtzehn macht alle Analysen und Perspektivpläne hinfällig.

Das Berliner Drama verstellt ein wenig den Blick auf drei weitere Kandidaten, die zuletzt ebenfalls befreit wurden vom Zerrbild der Illusion. Was soll man halten von einem Meister, der in der Saison eins nach seinem Gipfelsturm zwanzig Punkte hinter seinem Nachfolger einläuft? Von einem aus Mäzenatenhand finanzierten Projekt, das vor eineinhalb Jahren die inoffizielle Herbstmeisterschaft gewann und nun trotz neuerlicher Investitionen perspektivlos in der zweiten Tabellenhälfte dahinvegetiert und sich von einem wichtigen Protagonisten des zweifachen Aufstiegs verabschiedet? Oder von einem rheinischen Karnevalsklub, der alles zusammenkratzte für einen verlorenen Sohn und diesen vom ersten bis zum letzten Spieltag durchschleppen musste?

Die werten Fußballgesellschaften aus Wolfsburg, Hoffenheim und Köln haben hart gekämpft um den Titel „Enttäuschung der Saison“. Und sind von Hertha BSC an die Wand gespielt worden. Wenn das keine Enttäuschung ist.

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