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Herthas Torwart Marcel Lotka hat sich gegen Dortmund im Gesicht verletzt.

© Federico Gambarini/dpa

Von Kienbaum in die Relegation: Hertha BSC glaubt an die besondere Aura

Hertha BSC bereitet sich in Kienbaum auf den HSV vor, „weil hier die Sieger herkommen“, wie Trainer Magath sagt. Die Berliner zittern um Torwart Lotka.

Ruhig ist es und friedlich. Still und idyllisch ruht der Liebenberger See. An dessen Ufer, mitten im Grünen und 40 Kilometer hinter der Berliner Stadtgrenze, haben die Profi-Fußballer von Hertha BSC für zwei Tage Quartier bezogen: in der kleinen Gemeinde Kienbaum, im Olympischen und Paralympischen Trainingszentrum. Aber es ist nicht allein die Abgeschiedenheit, die Hertha in der Vorbereitung auf die anstehenden Relegationsspiele gegen den Hamburger SV in Brandenburg sucht. Es ist auch die besondere Aura dieses Ortes.

Hertha ist hier, „weil hier die Sieger herkommen“, sagt Felix Magath, der Trainer des Berliner Bundesligisten. Viele erfolgreiche Sportler hätten hier trainiert, Olympiasieger und Weltmeisterinnen. „Das riecht man und spürt man hier überall“, sagt Magath. Man befinde sich also „in bester Gesellschaft“.

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Ob Hertha am Ende einer wieder einmal komplizierten Saison tatsächlich zu den Siegern gehört, das wird sich erst noch zeigen müssen: an diesem Donnerstag (20.30 Uhr, live bei Sat1 und Sky) im ausverkauften Olympiastadion und schließlich am Montag im Hamburger Volkspark. Magath hat schon vor Wochen seherische Fähigkeiten bewiesen, als er genau dieses Duell vorhergesagt hat: das Duell mit seiner eigenen Vergangenheit. Ihn als Vereinslegende des HSV zu bezeichnen, ist vieles, nur ganz sicher keine Übertreibung. „Es wäre Quatsch zu sagen: Dass es gegen den HSV geht, ist mir völlig egal“, erzählt Herthas Trainer. Wie es ausgeht? „Da gebe ich keine Prognose ab.“

„Es ist sicherlich eine größere Anspannung“

In der öffentlichen Wahrnehmung ist es aktuell so, dass der psychologische Vorteil beim HSV verortet wird, der es mit fünf Siegen im Saisonschlussspurt überraschend doch noch in die Relegation geschafft hat. Aber: „Guckt mal, wer die Gegner waren“, sagt Magath über den Lauf des HSV. Unter anderem Regensburg, Ingolstadt und Hannover. „Dann relativiert sich das.“ Man müsse schon objektiv sein, findet Magath. Und: „Objektiv betrachtet ist es so, dass wir in der besseren Liga gespielt haben, deswegen sollten wir auch in der Lage sein, besser zu spielen.“

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Trotzdem bleibt der psychologische Aspekt ein Faktor, die nervliche Anspannung und die Furcht davor, als Bundesligist etwas zu verlieren - während der HSV als Zweitligist eigentlich nur gewinnen kann. „Es ist sicherlich eine größere Anspannung“, sagt Herthas Sportgeschäftsführer Fredi Bobic. Aber nach der Niederlage am Wochenende in Dortmund und dem Sturz auf den Relegationsplatz in der Nachspielzeit der Saison, hätten sich die Spieler schnell wieder aufgerichtet. Bobic jedenfalls ist zuversichtlich, „dass sie das psychisch und vom Druck aushalten können“.

Spielt Lotka oder „der junge Däne“?

Magath sieht es ähnlich, verbreitet - nachdem er lange als Mahner und Warner aufgetreten ist - weiterhin Optimismus. „Tatsache ist: Seitdem ich die Verantwortung trage, haben wir eine positive Entwicklung gemacht“, sagt er. Hertha verbesserte sich unter ihm von Platz 17 auf 16, war vor allem gegen die Teams auf ähnlichem Niveau erfolgreich. „Es gibt keinen Grund, mit einem schlechten Gefühl in das Spiel zu gehen“, findet Magath. „Wir sind gut drauf.“

Daran ändern auch die personellen Probleme nichts. Neben dem gelbgesperrten Santiago Ascacibar fallen auch Marton Dardai und Davie Selke aus. Zudem ist der Einsatz von Stammtorhüter Marcel Lotka weiterhin fraglich. Nachdem er sich gegen Dortmund eine leichte Gehirnerschütterung und einen Nasenbeinbruch zugezogen hat, konnte er kein Mal mit der Mannschaft trainieren. Wenn Lotka überhaupt spielen kann, dann nur mit Gesichtsmaske.

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„Natürlich wäre es für uns ein Verlust“, sagt Magath über einen möglichen Ausfall des Polen. „Er hat klasse gehalten und war ein großartiger Rückhalt.“ Und es wäre eine weitere irre Wendung in dieser an irren Wendungen nicht armen Spielzeit. Lotka, zu Saisonbeginn als Nummer fünf unter den Torhütern gelistet, konnte nur deshalb zur Nummer eins aufsteigen, weil alle anderen potenziellen Konkurrenten beim Ausfall von Alexander Schwolow, Herthas eigentlicher Nummer eins, nicht zur Verfügung standen.

Ausgerechnet vor den wohl wichtigsten Spielen der Saison droht Lotka nun auszufallen. In diesem Fall würde laut Magath „der junge Däne“ spielen: der 23 Jahre alte Oliver Christensen, der im Sommer nach Berlin gekommen ist, noch ohne Einsatz für die Profis ist. Und der ein Jahr zuvor fast beim HSV gelandet wäre.

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