zum Hauptinhalt
Komm’ feiern. Trainer Luhukay (l.) will eine Party gegen Sandhausen. 

© dpa

Vor dem Aufstieg: Wo passiert ES?

Hertha will am liebsten im Stadion aufsteigen, nicht am Montag vor dem Fernseher. Das wäre aber nach einem Sieg am Freitag in Ingolstadt möglich.

Berlin - „ES kommt immer näher“, sagt Jos Luhukay. Weil er das recht häufig und auffällig betont, klingt das wie eine Anspielung auf Stephen Kings gleichnamige Horrorgeschichte, aber mit Horror hat der niederländische Fußballtrainer Luhukay nichts im Sinn, im Gegenteil. ES ist das Unternehmen Aufstieg. Niemand zweifelt mehr an der Vollendung, es geht nur noch um den Zeitpunkt. Vielleicht kann Luhukay schon in ein paar Tagen Vollzug melden, wenn denn Hertha BSC am Freitag drei Punkte aus Ingolstadt mitbringt und dem 1. FC Kaiserslautern eben dieses Kunststück am Montag in Aue misslingt.

In diesem Fall würde sich Hertha BSC eher beiläufig auf dem Sofa in Richtung Bundesliga verabschieden. Nun wird sich in Berlin schwerlich ein Sofa finden, das groß genug ist für alle Spieler und Trainer und wer sonst noch beigetragen hat zum Schnelldurchlauf in Liga zwei. Nein, in dieser Hinsicht sei noch nichts geplant, sagt Luhukay. Ohnehin würde er ja am liebsten im eigenen Stadion den Aufstieg schaffen, „das ist das Schönste überhaupt“, er hat es schon zweimal erlebt.

Seine Aufstiegspremiere fand vor fünf Jahren mit Borussia Mönchengladbach und an einem Mittwochabend statt. Kein sehr würdiger Rahmen, befand Luhukay damals nach einem 3:0-Sieg über Wehen-Wiesbaden. Er wollte nicht nur aufsteigen, er wollte auch Zweitligameister werden und deswegen unbedingt die letzten beiden Spiele siegreich gestalten. Nach volllzogenem Aufstieg aber brachen im Borussiapark alle Dämme und reichlich Fässer. Gegen den leise vorgetragenen Wunsch ihres Trainers schütteten die Gladbacher Spieler im Verbund mit 40 000 nicht nur vor Glück trunkenen Fans schon am drittletzten Spieltag literweise Freibier in sich hinein. Das nächste Heimspiel gegen den SC Freiburg ging prompt 2:3 verloren. Weil aber auch die Konkurrenz aus Köln und Hoffenheim austrudelte, durfte Luhukay sich am Ende doch noch über Platz eins freuen.

Beim zweiten Aufstieg war es schon ein bisschen knapper. Am vorletzten Spieltag schaffte Luhukay vor zwei Jahren mit dem FC Augsburg den Sprung nach oben. 30 000 Zuschauer zitterten mit, bis der gerade eingewechselte Stephan Hain kurz vor Schluss den Ball zum 2:1 in das Tor des FSV Frankfurt wuchtete. In der Kurve des Augsburger Stadions hingen Plakate mit einem Wortspiel, dessen Erfindung die Berliner Boulevardzeitungen gern für sich reklamieren: „Jos, we can!“

Eine Woche später durfte Luhukay schon mal testen, wie sich so ein Aufstieg im ausverkauften Berliner Olympiastadion anfühlt. Zum Saisonausklang gastierte Augsburg beim Mitaufsteiger Hertha, und alle zusammen feierten sie eine Party, bei der das eigentliche Fußballspiel eher nebensächlich war.

Hertha gewann 2:1, und es war ein sonniger Frühlingstag, wie ihn die Langzeitwetterprognose auch für den 21. April verheißt. An diesem Tag trifft Hertha im Rahmen eines Familienspieltags mit Hüpfburgen und verbilligten Eintrittskarten auf den SV Sandhausen. Aus seliger Aufstiegserfahrung hätte Jos Luhukay wohl nichts dagegen, wenn ES noch so lange auf sich warten ließe. An der Zweitligameisterschaft zweifelt nach dem Sieg im Gipfel gegen Braunschweig keiner mehr, und ein Aufstieg am 30. Spieltag wäre allemal früh genug. Sven Goldmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false