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Welchem Verein dämmert es heute? Sowohl Hertha als auch Union, hier ein Bild vom letzten Derby 2010, brauchen im Stadion An der Alten Försterei einen Sieg.

© picture alliance / dpa

Vor dem Berliner Derby: Hertha und Union: In Problemen vereint

Union Berlin und Hertha BSC liegen vor dem Berliner Derby hinter ihren eigenen Erwartungen zurück – der Tagesspiegel zeigt die aktuellen Schwachstellen der beiden Hauptstadtvereine vor dem Aufeinandertreffen am Montagabend auf.

Für viele Fußballfans in Berlin ist das heutige Derby zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC das Spiel des Jahres. Für die Mannschaften kommt das Duell dagegen zum ungünstigen Zeitpunkt. Beide Klubs liegen hinter ihren eigenen Erwartungen zurück. Wir beleuchten, mit welchen Problemen die Teams derzeit zu kämpfen haben.

Unions Abstimmung:

Zwei neue Innenverteidiger, ein neuer Torwart – in der Defensive hat sich einiges getan beim 1. FC Union. Nur die Probleme sind geblieben. In der vergangenen Saison kassierten die Köpenicker 58 Gegentore und waren damit die viertschlechteste Mannschaft der Zweiten Liga. Nach drei Ligaspielen musste der neue Torwart Daniel Haas den Ball auch schon wieder sechsmal aus dem Tor holen. Vor allem die Abstimmung in der Defensive stimmt noch nicht. Den Neuzugängen Fabian Schönheim und Roberto Puncec war in den ersten beiden Spielen anzumerken, dass sie noch nicht lange zusammen spielen. Puncec spricht noch kein Deutsch, was die Verständigung zusätzlich erschwert. In Sandhausen spielten Christian Stuff und Christoph Menz, das Duo der Vorsaison, in der Innenverteidigung. Überzeugen konnten aber auch sie nicht.

Herthas Zusammenspiel:

Der Ball lief flott durch die eigenen Reihen, flach und scharf, so wie es Herthas Trainer Jos Luhukay am liebsten hat. Dass seine Mannschaft recht ansehnlich kombinierte, lag allerdings in erster Linie am Gegner. Die Spieler von Umm Salal aus Katar, die am Mittwoch ein Testspiel gegen Herthas B-Besetzung bestritten, hielten sich vornehm zurück. Wenn die Berliner auf einen richtigen Gegner treffen, sieht ihr Spiel noch ganz anders aus. Hertha fremdelt mit dem neuen Fußball, den Luhukay ihr verordnet hat. Und weil die Automatismen noch nicht funktionieren, greifen sie auffallend of zum simpelsten aller Mittel: zu langen, hohen Bällen auf Sandro Wagner. Es ist aber auch zu verführerisch, wenn man vorne einen großen, kopfballstarken Stürmer in der Mannschaft hat.

Bildergalerie: Berliner Derbys

Unions Offensive: Drei Spiele, drei Tore. Unions offensive Ausbeute ist dürftig. Alle Treffer fielen beim Auftakt in Kaiserslautern – dem einzig guten Spiel dieser Saison. Michael Parensen, Patrick Zoundi und Marc Pfertzel waren die Schützen. Viele Tore sind von dem Trio nicht mehr zu erwarten, sie haben als Mittelfeldspieler beziehungsweise Verteidiger andere Aufgaben. Auf ein Stürmertor warten die Fans nach drei Spielen noch. Silvio und Simon Terodde bilden wie in der Vorsaison den Angriff, bisher fielen sie aber nur durch das Auslassen bester Gelegenheiten auf. Alternativen hat Uwe Neuhaus kaum. Adam Nemec ist noch nicht fit. Und Steven Skrzybski scheint Neuhaus den Durchbruch bei den Profis noch nicht zuzutrauen – der 19-Jährige kommt meistens bei der U23 in der Regionalliga zum Einsatz.

Herthas Defensive, Unions Kapitän und Herthas Mentalität

Herthas Defensive: Acht Gegentore in vier Pflichtspielen (unter anderem gegen einen Viertligisten) – defensive Stabilität sieht anders aus. Vor dem vierten Spieltag, der heute mit dem Derby zu Ende geht, hatte nur der Tabellenletzte Duisburg in der Zweiten Liga mehr Tore kassiert als Hertha. Das Problem ist eindeutig in der Viererkette zu verorten. Hinten links hat Trainer Luhukay schon drei Kandidaten (Schulz, Bastians, Holland) getestet. Roman Hubnik, als EM-Teilnehmer nominell der dickste Fisch in Herthas Kader, erweist sich seit Wochen als extrem fahrig und fehleranfällig; Maik Franz profitiert vor allem von seinem Ruf als Raubein. Der Rückstand nach acht Monaten Verletzungspause ist ihm noch deutlich anzumerken. Ob er wirklich so gut ist, wie er bei Hertha gemacht wird, ist ohnehin fraglich: In der Vorsaison kam Franz vor seinem Kreuzbandriss nicht mal an Andre Mijatovic vorbei. Und rechts spielte bisher mangels geeigneten Fachpersonals der Mittelfeldmann Marcel Ndjeng. Seine Probleme im Kerngeschäft eines Verteidigers, dem Verteidigen, sind offenkundig. Immerhin hat Hertha reagiert und mit Peter Pekarik noch einen gelernten Außenverteidiger verpflichtet. Im Derby wird er allerdings noch nicht spielen.

Union - Hertha: Das Berliner Derby vom 17.09.2010 in Bildern

Unions Kapitän: Trainer Neuhaus wird es nicht gerne vernehmen, aber seine Mannschaft ist immer noch von Torsten Mattuschka abhängig. An guten Tagen gehört der zu den besten Mittelfeldspielern der Liga. Nur werden die guten Tage immer seltener, in dieser Saison hatte der 31-Jährige noch gar keinen. Bei den ersten beiden Spielen ließ Neuhaus seinen Kapitän sogar auf der Bank. Zuletzt stieg Mattuschkas Form wieder etwas an, er ist aber immer noch weit von der Form früherer Tage entfernt. Seine Pässe, seine Freistöße fehlen Union gerade. Mehr noch, als Neuhaus vielleicht geglaubt hat. Unions Trainer bot gegen Kaiserslautern und Braunschweig zuerst Tijani Belaid anstelle von Mattuschka auf. Belaid stand in jungen Jahren mal bei Inter Mailand unter Vertrag und bestritt für Slavia Prag und Apoel Nikosia einige Spiele in der Champions League. Mit der Zweiten Liga in Deutschland konnte sich der Tunesier aber noch nicht anfreunden, bisher blieb er den Nachweis schuldig, Mattuschka dauerhaft als Spielgestalter ablösen zu können.

Hertha - Union: Das Berliner Derby vom 05.02.2011 in Bildern

Herthas Mentalität: Trainer Luhukay wirbt immer wieder um Geduld für seine Arbeit. Umso bedenklicher ist es, wie Herthas Spieler die Geduld ihres Trainers strapazieren. Schon zweimal sah sich Luhukay zu einer Grundsatzrede genötigt, und das in aller Öffentlichkeit. Die Mannschaft neigt dazu, sich selbst zu überschätzen und den Aufstieg für Formsache zu halten; das Arbeitsethos ist eher unterdurchschnittlich ausgeprägt. Dass Manager Michael Preetz die Negativerfahrungen der Abstiegssaison noch auf die Psyche der Spieler nachwirken sieht, ist keine besonders schlüssige Erklärung. In den bisherigen Begegnungen kamen mehrheitlich Profis zum Einsatz, die in der Vorsaison noch gar nicht da waren oder keine große Rolle gespielt haben.

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