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Kurzes Abenteuer. US-Torwart Steffen gehört eigentlich Man City.

© Kraft/ Imago

Vor dem Derby gegen den 1. FC Köln: Fortuna Düsseldorfs eingeschränktes Geschäftsmodell

Die Personalpolitik von Fortuna Düsseldorf ist auf Leihspieler ausgerichtet. Doch in dieser Saison geht das noch nicht auf.

Fortuna Düsseldorfs Sportvorstand Lutz Pfannenstiel hat einiges unternommen, um US-Nationaltorhüter Zack Steffen von den Vorzügen eines Engagements beim rheinischen Fußball-Bundesligisten zu überzeugen. Der 46-jährige traf sich, wie er unlängst in einem Interview mit der „Rheinischen Post“ erzählte, in den USA mit dem Vater, der Mutter, der Schwester und dem Onkel des 24-jährigen Profis. Außerdem sprach er mit Steffens damaligem Vereinstrainer in Columbus, mit Gregg Berhalter, dem Nationaltrainer der USA – und schließlich mit Pep Guardiola, dem Trainer von Manchester City, wo der talentierte Torhüter im Juli einen Vertrag abgeschlossen hatte.

Et voilà: Pfannenstiel reüssierte und Steffen erhielt von seinem englischen Klub die Erlaubnis, für eine Saison auf Leihbasis für die Fortuna in der Bundesliga zu spielen. Englische Spitzenvereine kaufen begabte Profis gerne ein, ohne direkte Verwendung für sie zu haben. Sozusagen auf Vorrat. Bei Manchester City hätte Steffen wohl auf der Bank sitzen müssen. In Düsseldorf konnte er dagegen umgehend zeigen, was er kann. Der athletische 1,91 Meter große Hüne spielte im Tor der Fortuna in neun Bundesliga-Partien so stark, dass er seinen Marktwert laut „transfermarkt.de“ bereits von fünf auf sieben Millionen Euro steigerte. Eine Win-Win-Situation.

Fortuna Düsseldorf, seit 2018 wieder erstklassig, hat den drittniedrigsten Etat aller Bundesliga-Klubs, nur die Aufsteiger SC Paderborn und 1. FC Union müssen mit weniger Geld wirtschaften. Pfannenstiel setzt deshalb verstärkt auf talentierte Leihspieler, die bei ihren Vereinen gerade nicht vorankommen. Sieben Spieler aus dem aktuellen Düsseldorfer Kader hat sich die Fortuna geborgt, noch einen mehr als in der vorigen Saison. Pfannenstiel, seit 2018 bei der Fortuna, nutzt auf der Suche nach passendem Leihpersonal seine guten internationalen Kontakte, er spielte als Torwart einst auf allen fünf Kontinenten Fußball.

Nur selten kann es sich Düsseldorf leisten, Verträge mit Kaufoptionen abzuschließen

In dieser Saison läuft es allerdings noch nicht so, wie es sich der Manager und Trainer Friedhelm Funkel vorstellen. Wieder einmal bewahrheitet sich die Weisheit, dass das zweite Jahr nach dem Aufstieg das schwierigere ist. Bisher hat sich allein Steffen als Transfer-Treffer bewährt. Erik Thommy (24/Stuttgart) und Kasim Adams (24/Hoffenheim) zeigen immerhin gute Ansätze. Der vom FC Chelsea ausgeliehene englische Mittelfeldspieler Lewis Baker, von dem sich der Verein viel versprach, tut sich jedoch noch schwer. So hat Düsseldorf aus den bisherigen neun Spielen nur sieben Punkte geholt – genauso wenige wie der rheinische Rivale 1. FC Köln, mit dem sich die Fortuna am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) zum ersten Mal seit 22 Jahren wieder in der Bundesliga misst.

In der vergangenen Saison überraschte Funkels Mannschaft ihre Fans noch mit frischem Konterfußball und Teamgeist – und landete auf Rang zehn. Das kam einer Sensation gleich, da Düsseldorf als der Abstiegskandidat Nummer eins galt. Die Fortuna verlor im Sommer jedoch ihre beiden besten Stürmer Dodi Lukebakio an Hertha BSC und Benito Raman, der zum FC Schalke 04 wechselte.

Lukebakio, 2018 vom englischen Erstligisten FC Watford ausgeliehen, war dennoch ein gelungenes Leihgeschäft für alle Beteiligten. Bei Fortuna kam der Belgier auf 31 Bundesligaspiele, stand 22 Mal in der Startelf und erzielte zehn Treffer. Lukebakio machte somit einen enormen Karrieresprung und erhielt einen Fünfjahresvertrag in Berlin, der abgebende Verein Watford eine Ablösesumme, die auf 20 Millionen Euro geschätzt wird. Vor dem Engagement in Düsseldorf lag sein Marktwert nur bei drei Millionen Euro.

An Raman, der 2017 auf Leihbasis von Standard Lüttich nach Düsseldorf gewechselt war, verdiente der Verein sogar eine Menge Geld. Die Fortuna nahm ihn 2018 für 1,5 Millionen Euro fest unter Vertrag – und verkaufte ihn schließlich für 13 Millionen Euro an Schalke 04.

Doch das war eine Ausnahme. Nur selten kann es sich Düsseldorf leisten, Verträge mit Kaufoptionen abzuschließen. Im Fall von Zack Steffen war dies ausgeschlossen. Der Verein hätte dazu sein Stadion verkaufen müssen, wenn es ihm denn gehörte, scherzte Pfannenstiel. Damit wird auch der Torhüter die Fortuna nach einem Jahr wieder verlassen und Pfannenstiel begabte neue Kräfte für die Saisonarbeit in Düsseldorf suchen. Wenn es gut läuft, weiterhin für die erste Liga.

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