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Wolfsburgs Nationaltorhüterin Almuth Schult spricht deutlich an, was derzeit im deutschen Frauenfußball falsch läuft.

© dpa

Vor dem DFB-Pokalfinale der Frauen: Der Frauenfußball darf nicht vergessen werden

Nationaltorhüterin Almuth Schult beklagt die Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland. Zu Recht. Die Männer-Bundesligisten müssen sich mehr engagieren.

Von Johannes Nedo

Wenn am Mittwoch (17.15 Uhr/ARD) der VfL Wolfsburg und der SC Freiburg das DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln bestreiten, haben sich die Organisatoren einiges einfallen lassen. Es gibt ein großes Rahmenprogramm – und auch Horst Hrubesch wird in besonderer Funktion dabei sein. Die Stürmerlegende wird vor dem Spiel die Trophäe ins Stadion tragen.

Das Interesse an diesem besonderen Spiel zwischen zwei starken deutschen Mannschaften hält sich allerdings in Grenzen. Bisher wurden etwa 14.000 Karten für das mehr als 40.000 Zuschauer fassende Stadion verkauft. Wobei das im Vergleich zu den Spielen der Frauen-Bundesliga sogar ein sehr guter Wert ist. Dort beträgt der Zuschauerschnitt in dieser Saison nur noch etwa 800 Besucher pro Spiel. Auch zu den vergangenen zwei Heim-Länderspielen der Nationalmannschaft kamen jeweils weniger als 5000 Zuschauer.

Kein Wunder also, dass Wolfsburgs Nationaltorhüterin Almuth Schult sich nun lautstark beklagt. Es stelle sich die Frage, „ob alle genug tun, um diese Entwicklung wieder umzukehren, oder ob wir so unattraktiv spielen, was ich ehrlich gesagt nicht denke“, sagt die 28-Jährige in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Dass Schult so deutlich anspricht, was derzeit falsch läuft im deutschen Frauenfußball, ist nur richtig. Die Spielerinnen müssen sich Gehör verschaffen und so den Druck auf den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die Männer-Bundesligisten erhöhen. Schließlich wissen sie genau, wo die Verantwortlichen ansetzen müssen. Bei einigen Bundesligisten gebe es „in der Kommunikation noch sehr viel Potenzial. Oft werden wir Frauen einfach vergessen“, sagt Schult.

Zudem kritisiert sie den DFB: „Maßnahmen und Länderspiele werden von Geld aus einem Topf gefördert, der sich wirtschaftliche Beteiligung nennt. Dieser wurde deutlich reduziert. Das ist etwas schade.“ Auch bei den Sponsoren sieht Schult noch Nachholbedarf. „Das Frauen-Nationalteam hat derzeit keinen Hauptsponsor. Es kann doch nicht sein, dass es keine Marke in Deutschland gibt, die Hauptsponsor in einem WM-Jahr sein will“, betont sie.

In Spanien und England boomt der Frauenfußball

Diese Entwicklung ist umso enttäuschender, weil der Frauenfußball etwa in den Ligen Spaniens und Englands derzeit boomt. Dort unterstützen die großen Männer-Klubs wie der FC Barcelona, Atletico Madrid, FC Arsenal, Manchester City oder FC Chelsea die Frauen-Teams mit ganz anderen finanziellen Mitteln als hierzulande. Daran sollten sich auch mehr deutsche Topklubs ein Beispiel nehmen: Borussia Dortmund, RB Leipzig und Schalke 04 könnten sich demnächst sicher Deutscher Fußball-Meister nennen, wenn sie mehr in den Frauenfußball investieren würden. Und auch Bayern München könnte ein Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona durchaus offensiver vermarkten als am Ostersonntag, als das Hinspiel nur auf dem Bayern-Campus ausgetragen wurde – und gar nicht mehr als die 2500 Zuschauer dem 0:1 beiwohnen konnten.

Will der deutsche Frauenfußball also nicht den Anschluss an die europäischen Konkurrenten verlieren, müssen die Vereine der Männer-Bundesliga und der DFB nun eine neue Offensive mit langfristiger und größerer Förderung als bisher starten. Almuth Schults Aufrüttler vor dem Pokalfinale ist dafür hoffentlich ein Anstoß.

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