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Für die Bayern-Spieler geht es morgen um den Einzug ins Champions-League-Finale, im Fokus steht aber (noch) ihr Präsident Uli Hoeneß.

© dpa

Vor dem Duell mit Real Madrid: Uli Hoeneß: Präsidialer Schutzschild

Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß provoziert Dortmund, damit seine Spieler sich in Ruhe auf Real Madrid vorbereiten können. Denn nur über die Champions League können die Bayern die Saison noch retten.

Den Uli Hoeneß, der der Welt die Meinung geigt, gibt es in zwei Aggregatszuständen: den Hoeneß, dem die Sicherungen durchbrennen, wie etwa bei der legendären Publikumsbeschimpfung auf der Jahreshauptversammlung anno 2007. Und es gibt den Hoeneß, der glaubt, es sei an der Zeit, ein bisschen Aufregung zu stiften, und der dann genau weiß, welche Knöpfe er drücken muss. Die Sonntagabend-Talkshow auf Sky hat er dafür als Forum lieb gewonnen. Vor eineinhalb Jahren ritt er, als niemand damit rechnete, eine Frontalattacke auf Louis van Gaal („Ein Fußballklub ist heutzutage keine One-Man-Show mehr“). Es war dem Präsidenten Hoeneß wichtig, einmal zurechtzurücken, wer bei seinem FC Bayern eigentlich Koch und wer Kellner ist.

Seit Wochen hatte Hoeneß schweigend zugesehen, wie Borussia Dortmund an der Bundesligaspitze seine Kreise zog. Und nun, da die Meisterschaft wohl entschieden ist und der FC Bayern mit angespannter Vorfreude dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Real Madrid entgegensieht, knöpfte Hoeneß sich die Dortmunder vor: „Bei aller Liebe, was die Dortmunder im Moment haben, sind etwas hungrigere Spieler, aber sie haben keine Weltklassespieler.“ Anders als der FC Bayern, schwang unausgesprochen mit. Und weil Hoeneß weiß, dass eine Kontroverse erst über die persönliche Ebene richtig in Gang kommt, brachte er in – für seine Verhältnisse – tiefenentspannter Stimmlage auch noch Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ins Spiel: „Die Märchen, die Herr Watzke erzählt, mit seinen 45 Millionen Personalkosten nächstes Jahr, die kann er jemandem erzählen, der sich nicht im Geschäft auskennt.“ Und weiter: „Der muss aufpassen, dass er nicht der zweite Willi Lemke wird, der erzählt, hier die Reichen, da die Armen.“

Natürlich weiß Hoeneß um die Reflexe, die er damit in Fußball-Deutschland auslöst: schlechter Verlierer, Bayern-Großkotz undsoweiter. Doch ganz offensichtlich wollte Hoeneß die Bayerndebatte auf seine Person lenken, damit die Mannschaft sich hinter seinen starken Schultern so ruhig wie möglich auf Real Madrid einstellen kann.

Denn in diesen Spielen geht es für den FC Bayern darum, die Saison noch zu retten. Die Meisterschaft ist futsch, der eventuelle Pokalsieg kein adäquater Ersatz, und das Erreichen des Halbfinales der Champions League ist ein Achtungserfolg, mehr nicht. Der Einzug ins Finale im eigenen Stadion hingegen wäre ihm schon vor Saisonbeginn mehr wert gewesen als die deutsche Meisterschaft, verkündete Hoeneß am Sonntag.

Nur wie könnte das klappen gegen Mourinhos unheimliche Tormaschine? „Ich hoffe, dass wir die Mentalität ausstrahlen, für die der FC Bayern steht“, sagt Bastian Schweinsteiger und verrät dabei leise Zweifel, dass das auch klappt. Arjen Robben, bisher eher selten als Abwehr-Philosoph in Erscheinung getreten, appelliert: „Wir müssen gut beieinanderstehen, dürfen den Raum nicht hergeben, und wir dürfen keine einfachen Fehler machen.“

Unter besonderer Beobachtung steht dann Kapitän Philipp Lahm, der als Rechtsverteidiger am häufigsten die Aufgabe haben wird, Cristiano Ronaldo (41 Liga- und acht Champions-League-Tore) möglichst früh von seinem Tun abzuhalten. Doch Lahm sagt auch: „Mit unserer Offensive werden wir immer zu Chancen kommen, die müssen wir dann aber auch nutzen.“ Und was die Sache noch schwieriger macht, ist, dass spätestens ab Dienstag, 20.45 Uhr, die breiten Schultern von Uli Hoeneß keinen Schutz mehr geben.

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