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Sport: Vor dem Fest

Alba kann im Uleb-Cup-Achtelfinale gegen Real Madrid an alte Zeiten erinnern

Berlin - Es ist leer in der Max-Schmeling-Halle. Immer, wenn im Training der Basketballer von Alba Berlin ein Ball auf den Boden fällt, entsteht ein kurzes, schmatzendes Geräusch, das bis zum obersten Rang zu hören ist. Erst recht, wenn ein Spieler mit dem Ball dribbelt: dotz, dotz, dotz. Am Mittwoch aber wird eine ganz andere Atmosphäre in der Halle herrschen – stimmt’s Julius Jenkins? „Ich weiß nicht“, sagt der Berliner Flügelspieler, „ich habe hier noch keine ausverkaufte Halle erlebt.“

Das Hinspiel im Uleb-Cup-Achtelfinale gegen Real Madrid (Mittwoch, 19.30 Uhr, live auf Eurosport 2) dürfte den meisten Spielern von Alba Berlin eine neue Erfahrung bescheren. Zum ersten Mal in dieser Saison könnte die Max-Schmeling-Halle mit 7492 Zuschauern ausverkauft sein. „Das Haus wird voll sein, dann steigt auch das Adrenalin“, sagt Trainer Henrik Rödl. Zwar passen bei Bundesligaspielen mehr Fans in die Arena, doch international dürfen keine Stehplätze vergeben werden. Bis gestern waren für das Spiel gegen Real mehr als 6000 Karten verkauft. „Das ist das Spiel des Jahres“, sagt Nationalspieler Johannes Herber, „und wenn wir weiterkommen, gibt es weitere Spiele des Jahres.“

Das freilich ist fraglich, denn Real Madrid ist im Basketball noch stärker als im Fußball. So führen die Spanier souverän die spanische Liga ACB an, die als stärkste europäische Spielklasse gilt. „Real Madrid ist eine der besten europäischen Mannschaften“, sagt Albas Geschäftsführer Marco Baldi. Bei der Auslosung in Barcelona haben ihn die meisten Kollegen bemitleidet. Genau darin liegt auch Albas große Chance. „Wir können international für viel Wirbel sorgen“, sagt Baldi, „es ist eine große Möglichkeit, sich gut zu präsentieren.“

Das wäre wichtig für den Klub, denn die Aufmerksamkeit der Zuschauer ist zuletzt leicht gesunken. Im Uleb-Cup sind bisher nur noch durchschnittlich 5024 Zuschauer statt 5286 (Saison 05/06) gekommen. In der Bundesliga liegt die durchschnittliche Zuschauerzahl nach acht Heimspielen bei 6492, was verglichen mit 6656, dem Durchschnittswert der Hauptrunde 05/06, ebenfalls etwas weniger ist. „Ich denke, dass wir in der Bundesliga noch zulegen werden“, sagt Baldi. Für eine bessere Identifikation der Fans mit der neuen Berliner Mannschaft, die vor dieser Saison auf sieben Positionen verändert worden ist, wäre ein Erfolg gegen Real natürlich besonders förderlich.

Allerdings werden die Zuschauer am Mittwoch ein etwas verändertes Basketballspiel sehen. Im Uleb-Cup-Modus zählen Hinspiel und Rückspiel zusammen. Weshalb am Mittwoch der Unterschied zwischen einer Niederlage mit einem Punkt und einem Sieg mit einem Punkt nicht so bedeutsam ist wie sonst. Wichtiger ist vielmehr, nach 80 Spielminuten in der Addition beider Spiele einen Punkt mehr geworfen zu haben. „Ein knappes Ergebnis“ wünscht sich Henrik Rödl daher für das Hinspiel. Und kündigt an, bei einem knappen Rückstand auf die sonst üblichen taktischen Fouls verzichten zu wollen, um das Ergebnis weiter eng zu halten. „Auch wenn man mit 20 Punkten führt, darf man nicht aufhören, sondern muss weiter punkten“, sagt Rödl. Julius Jenkins kennt diesen Modus aus der vergangenen Saison, als er mit Euphony Bree im Achtelfinale ausgeschieden ist. Er fasst das Motto für den Mittwoch treffend zusammen: „Punkten bis zur Schlusssirene.“

Die Berliner Fans könnten an die großen Europapokalabende in den Neunzigerjahren erinnert werden. „Wenn die Halle voll ist, werden die Spieler von Real gleich merken: Alba ist bereit“, sagt Johannes Herber. Sein Trainer Henrik Rödl ist der einzige im aktuellen Team, der die alten Zeiten miterlebt hat. Er weiß, dass sich die wahre Bedeutung des Spiels erst später erkennen lässt: „Das hängt vom Ergebnis ab.“

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