zum Hauptinhalt
Kennen Sie mich? Nico Rosberg stellt sich nach seinem Sieg in Brasilien vor.

© Reuters

Vor dem Formel-1-Finale in Abu Dhabi: Nico Rosberg: Der ungewollte Weltmeister

Ob bei Bernie Ecclestone oder im eigenen Team: Mercedes-Pilot Nico Rosberg spielt vor dem Formel-1-Finale in Abu Dhabi nur eine Außenseiterrolle. Viele wünschen sich deshalb den spektakuläreren Lewis Hamilton als Champion.

Am Sonntagabend rutschte Toto Wolff ein verräterischer Satz heraus. Er wünsche sich für das Formel-1-Saisonfinale in Abu Dhabi „wieder einen Doppelsieg“ seiner Silberpfeile, erklärte der Mercedes-Teamchef. Erst nach dem Hinweis, dass er sich damit aber auch Lewis Hamilton und nicht Nico Rosberg als Weltmeister wünsche, korrigierte er sich: „Ich wünsche mir wieder ein sehr gutes Ergebnis für unser Team.“

Nico Rosberg kämpft einen schwierigen Kampf. Nicht nur, weil die reinen Zahlen auch nach seinem Sieg in Brasilien weiter gegen ihn sprechen. Bei 17 Punkten Vorsprung reicht seinem Mercedes-Teamkollegen Hamilton ein zweiter Platz hinter Rosberg zum WM-Titelgewinn. Und bei der drückenden Überlegenheit von Mercedes scheint der fast selbstverständlich. Dass sich Hamilton von Rosberg wie in Brasilien noch einmal in einen Fehler hineintreiben lässt, weil er unbedingt gewinnen will, ist unwahrscheinlich. Zwar baut der Deutsche natürlich darauf: „Brasilien hat ja gezeigt, dass auch Lewis Fehler macht. Warum soll er in Abu Dhabi nicht noch einmal einen machen.“ Doch so clever und abgeklärt dürfte Hamilton inzwischen sein, in einem WM-Finale kein unnötiges Risiko einzugehen.

Nico Rosberg muss beim WM-Finale gegen die Außenseiterrolle ankämpfen

Dass ein anderer Konkurrent Hamilton abhängen könnte, darauf kann Rosberg noch weniger setzen. „Vielleicht könnte es ein Williams schaffen, wenn die plötzlich noch eine weitere magische Formsteigerung schaffen“, sagte er eher scherzhaft. „Ich müsste Felipe Massa so motivieren können, dass er dort in absolut fantastischer Form ist und vielleicht doch dazwischen fährt.“ Zumal in der Wüste von Abu Dhabi in zwei Wochen nicht mit irgendwelchen Wetterkapriolen zu rechnen ist, die den Rennausgang beeinflussen könnten. Und sollte ihm doch ein technischer Defekt an Hamiltons Mercedes am Ende zum Titel verhelfen, dann würde Rosberg wahrscheinlich die Bemerkung vom Glücksweltmeister ewig begleiten.

Nico Rosberg muss also beim WM-Finale gegen die Außenseiterrolle ankämpfen, die ihm schon so lange anhaftet. Denn die Position im Schatten des schillernden Teamkollegen kennt er schon zur Genüge. Von vielen Experten wurde er stets als Nummer zwei bei Mercedes eingestuft, erst hinter Michael Schumacher, dann eben hinter Hamilton. Ausgerechnet in der Qualifikation konnte er sich in dieser Saison zwar meist gegen den schneller eingeschätzten Hamilton durchsetzen, im Rennen war es jedoch umgekehrt. Zehn Siegen von Hamilton stehen bis jetzt fünf von Rosberg gegenüber, so bleibt der Eindruck, dass der Brite über die Distanz eben doch der Schnellere der beiden sei.

Viele wünschen sich Lewis Hamilton als Champion

Ironischerweise ist Rosberg aber erst seit der Kollision der beiden Rivalen in Spa so richtig ins Hintertreffen geraten, die er in Kauf nahm, um sein Profil als harter Racer zu schärfen. Doch genau das Gegenteil trat ein, danach gewann Hamilton fünf Rennen in Folge, und Rosberg unterliefen ungewohnte Fehler. Ob die harte Mercedes-Kritik da eine psychologische Talfahrt beim Deutschen einläutete oder ob Hamilton als Folge des Crashs sein eigenes Leistungslevel höher schraubte, ist schwer zu sagen. Hamilton selbst ist von Letzterem überzeugt: „Spa hat bei mir unglaublich viel Ärger ausgelöst, den ich dann in positive Energie umsetzen konnte. Ich habe meine Grenzen noch einmal verschieben können. Ich glaube, ich fahre deshalb im Moment besser als je zuvor.“

Auf jeden Fall fährt Hamilton spektakulärer als Rosberg, der seine Rennen eher auf Effizienz und Kontrolle anlegt. Auch deshalb wünschen sich viele Lewis Hamilton als Champion. Bernie Ecclestone gehört zu ihnen. Der Formel-1-Geschäftsführer verkündete in Brasilien ganz offen, dass ihm Hamiltons zweiter Titel nach 2008 lieber sei als ein Weltmeister namens Rosberg: „Die meisten Leute kennen Nico nicht. Deswegen wäre Lewis für den Sport der bessere Weltmeister.“ Das sollte eigentlich Ansporn genug für Nico Rosberg sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false