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Sport: VOR DEM FUSSBALL-LÄNDERSPIEL GEGEN DIE NIEDERLANDE: Zwei Rückkehrer im Rampenlicht

CASTROP-RAUXEL .Es sind nicht purer Ehrgeiz und reiner Eigennutz, die Lothar Matthäus und Andreas Möller zurück in die Nationalmannschaft führen.

CASTROP-RAUXEL .Es sind nicht purer Ehrgeiz und reiner Eigennutz, die Lothar Matthäus und Andreas Möller zurück in die Nationalmannschaft führen.Wenn man sie so hört, wollen sie nur helfen.Erich Ribbeck war ziemlich ratlos ("Ich weiß nicht, wo wir stehen") nach dem unglücklichen 0:1 gegen die Türkei und dem erbärmlichen 3:1 gegen Moldawien.Nun wollen die beiden Rückkehrer dem neuen Teamchef und der Welt zeigen, daß "Deutschland nicht zweitklassig ist" (Matthäus).Die beiden Helfer, argwöhnisch beäugt von ihren Kritikern, werden die Hauptdarsteller sein im Prestige-Länderspiel gegen Holland am Mittwoch (20.15 Uhr, live im ZDF) in Gelsenkirchen.Auf der ersten Pressekonferenz in Castrop- Rauxel waren sie es bereits.

Vom Comeback ist die Rede, obwohl beide von sich aus nie ihren Rücktritt erklärt hatten.Möller hatte sich nach der mißratenen WM lediglich eine Auszeit genommen.Die Erklärung von Matthäus, "ich spiele nie mehr in der Nationalmannschaft", wird man in keinem Archiv entdecken.Erich Ribbeck habe sie gerufen, und sie sind mit Freuden gekommen, weil "die Nationalmannschaft das Höchste ist" (Möller).Darüber wurde sogar das "Windei" zerschlagen, das der Trainer Uli Stielike bei Amtsantritt gelegt hatte.Ehe er zum Pressegespräch kam, hatte sich Möller mit Stielike ausgesprochen.Möller: "Die Sache ist vom Tisch."

Wenn Möller verzeiht, bedeutet das gerade in diesen Tagen Größe.Denn eigentlich hat er "keine Lust mehr, mich ständig beleidigen zu lassen".Gegen Günter Netzer schlug er vehement zurück ("er soll seine Neidbrille absetzen"), "denn ich will mir nicht länger alles gefallen lassen".Möller wehrt sich jetzt gegen "die Normalität in Deutschland, daß ständig an mir herumgemeckert wird".Ein gutes Spiel, und die Meckerer werden verstummen.Ribbeck räumt ihm dafür "alle Freiheiten ein, die er hinter den Spitzen braucht, um seine optimale Leistung einzubringen".Der Teamchef möchte ihn gerne sehen, auch wenn er ihn am vergangenen Sonnabend gegen Schalke "läuferisch nicht so stark" gesehen hatte."Aber er ist gesund und soll spielen." Und wenn Andy Möller müde werde, weil er nach zweieinhalbwöchiger Verletzungspause erst wieder anderthalb Spiele bestitt, "kommt er eben raus."

Ribbeck gibt seinen gerufenen Rückkehrern vorab volle Rückendeckung.Auch einem 37jährigen Haudegen wie Lothar Matthäus, mit dem der Teamchef die Position des Liberos "optimal besetzt" glaubt.Ribbeck verkündete, was wichtig sei am Mittwoch,: "Lothar muß das Gefühl haben, daß er den Rücken frei hat, nicht nervös zu sein braucht, nicht übermäßig unter Druck steht.Denn werden wir auch die Skeptiker überzeugen." Jens Nowotny, der für den Rekordnationalen die Liberoposition räumen muß, tut dies ohne Murren.Als der Leverkusener gerade unterwürfig erzählte, was er noch alles von Lothar Matthäus lernen könne, auf dem Platz und außerhalb, kam der Lehrmeister mit einem lauten "Mahlzeit" zur Podiumsdiskussion, steckte mit Erich Ribbeck sofort die Köpfe zusammen und stand damit im Blitzgewitter der Fotografen.

Mit seinem nunmehr dritten Comeback wird Lothar Matthäus allmählich ein Kandidat fürs "Guinness-Buch der Rekorde".Er müsse schon "ein bißchen schmunzeln" über seine ständigen Comebacks.Gegen Holland begann vor 18 Jahren bei der EM in Italien seine internationale Karriere.Nun bestreitet Matthäus gegen Holland sein 130.Länderspiel.Lothar, das Stehaufmännchen."Wenn ich helfen kann, sage ich spontan ja.Das hätte ich auch bei Berti Vogts getan", schilderte Matthäus den abermaligen Weg zurück in die Nationalmannschaft, von der er sich nach der Weltmeisterschaft, seiner fünften, verabschiedet hatte.

HARTMUT SCHERZER

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