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Mitten durch: Kapitän Niels Giffey gehört zu den verlässlichsten Alba-Spielern in dieser Saison.

© Andreas Gora/dpa

Vor dem Pokalspiel gegen den MBC: Alba Berlin braucht nur drei Siege bis zum Titel

In der Euroleague hat Alba Berlin weiter zu kämpfen. Im nationalen Pokalwettbewerb winkt dem Team jedoch eine ganz konkrete Titelchance.

Manche Sätze aus dem Mund von Aito Garcia Reneses klingen immer noch gewöhnungsbedürftig. „Wir waren nicht gut genug“, ist so einer davon. Oder auch: „Wir hatten viele Probleme mit ihnen.“ Und: „Sie haben uns ziemlich deutlich geschlagen.“ Gesagt hat sie der Trainer von Alba Berlin alle am Donnerstag nach der klaren 87:104-Niederlage seines Teams beim Euroleague-Konkurrenten Khimki Moskau.

In der bisherigen Amtszeit von Reneses hat der Berliner Basketball-Bundesligist fünf von sechs möglichen Endspielen erreicht. Es kam also nicht allzu oft vor, dass das Team Spiele verlor – und erst recht nicht auf so deutliche Art und Weise.

Alba Berlins deutlichste Niederlagen in dieser Saison

  • Euroleague: Maccabi Tel Aviv – Alba Berlin 104:78 (–26)
  • Euroleague: FC Barcelona – Alba Berlin 103:84 (–19)
  • Euroleague: Alba Berlin – Olympiakos Piräus 80:99 (–19)
  • Euroleague: Khimki Moskau – Alba Berlin 104:87 (–17)
  • Euroleague: Alba Berlin – ZSKA Moskau 66:82 (–16)

Insgesamt nur sieben Partien verlor Alba in den vergangenen beiden Spielzeiten mit mehr als 15 Punkten Differenz. In dieser Saison sind es nach der Niederlage gegen Khimki bereits fünf – alle davon in der Euroleague. Dass das Team unter Reneses nun erstmals auf die High Society des europäischen Basketballs trifft, geht auch an Albas Zahlenwerk nicht einfach so vorbei.

Auf nationaler Ebene sieht das ganz anders aus. Hier hat sich das Team bislang weitestgehend schadlos gehalten. Nur Bayerns individuelle Klasse und Ludwigsburgs Energie inmitten eines Grenzgangs von sieben Spielen in zwei Wochen waren für die Berliner zu viel, beide Partien verlor Alba knapp.

Und während eine Finalteilnahme in der Euroleague ohnehin völlig außerhalb jeder Vorstellungskraft liegt, gestalten sich die Optionen gegen die einheimische Konkurrenz um einiges konkreter – wenn man auf den Pokalwettbewerb schaut, kann man sogar sagen: sehr konkret.

Alba Berlins größter Konkurrent ist bereits ausgeschieden

Das liegt vor allem daran, dass dort mit Bayern München das größte nationale Schwergewicht bereits über Bord gegangen ist. Im Oktober verlor Albas Erzrivale ziemlich überraschend in eigener Halle das Pokalachtelfinale gegen den vormaligen Berliner Assistenztrainer Thomas Päch und sein Team aus Bonn, das der nun als Chefcoach betreut.

Alba hatte hingegen beim 92:81-Erfolg gegen Würzburg weniger Probleme. Der Weg zum ersehnten ersten Titel unter Trainer Reneses wäre nun, vor dem anstehenden Viertelfinalspiel am Sonntag zu Hause gegen den Mitteldeutschen BC (15 Uhr/Magentasport), also frei.

„Dass wir jetzt Favorit sind, ist völlig klar“, sagt auch Albas Geschäftsführer Marco Baldi. „Aber diese Situation hatten wir letztes Jahr auch.“ Da räumten die Berliner ihren Konkurrenten aus München gleich eigenhändig aus dem Weg, am Tag vor Heiligabend spielte sich vor allem Albas Nachwuchsspieler Jonas Mattisseck mit seinen 15 Punkten und fünf Dreiern erstmals nachhaltig in den Blickpunkt. Das Finale im vergangenen Februar verloren die Berliner dann jedoch in letzter Sekunde gegen Bamberg.

Die nächsten Spiele von Alba Berlin

  • Sonntag, 15.12.: Mitteldeutscher BC (H – Pokal)
  • Mittwoch, 18.12.: Bayern München (H – Euroleague)
  • Freitag, 20.12.: ASVEL Villeurbanne (A – Euroleague)
  • Sonntag, 22.12.: Hamburg Towers (A – BBL)
  • Donnerstag, 26.12.: Baskonia Vitoria-Gasteiz (H – Euroleague)

„Im letzten Jahr haben wir den schwierigsten Weg gewählt“, sagt Baldi. „Da haben wir den Weg eigentlich freigemacht und sind trotzdem nicht Pokalsieger geworden.“ Auch deshalb halten sich die Berliner mit dem Blick auf den Titel vornehm zurück. „Am Sonntag gegen den MBC geht es allein darum, die nächste Runde zu erreichen“, sagt etwa Kapitän Niels Giffey.

Und dennoch: Die Chance, mit drei schnöden Favoritensiegen gegen die Ligakonkurrenz einen Titel abzugreifen, ist groß, das ist den Berlinern klar. „Die Wahrscheinlichkeit im Basketball ist nicht besonders hoch, dass ein vom Talent her unterlegenes Team auch gewinnen kann“, weiß Baldi. „Es ist nicht Fußball, wo einer irgendwie angeschossen wird, und dann verteidigen elf Mann, und die anderen schießen 16-mal an die Latte und den Pfosten.“

Nur eine Einschränkung gehört sich natürlich trotzdem: „Es ist ein fürchterlich strapazierter Satz“, sagt Albas Manager. „Aber es ist nun mal so: In einem Spiel kann sehr viel passieren.“ Und das klingt dann doch nach Fußball.

Leonard Brandbeck

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