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Bastian Schweinsteigers freut sich auf seine Rückkehr in die Bayern-Mannschaft.

© dapd

Vor dem Rückspiel gegen Basel: Schweinsteiger will kein Messias sein

Bastian Schweinsteiger dämpft vor Bayerns Champions-League-Spiel gegen Basel die Erwartungen. Der 27-Jährige ist der Hoffnungsträger von Trainer Jupp Heynckes, ob er aber über 90 Minuten spielen kann, ist fraglich.

Jetzt, findet Bastian Schweinsteiger, ist der Punkt erreicht, an dem er einschreiten muss. Erst hat der Trainer ihn wieder einmal in eine Reihe mit Xavi, Iniesta und Busquets gestellt. Dann spricht der Torwart in feierlichem Ton: „Man hat in den letzten Wochen und Monaten teilweise gesehen, dass Bastian gefehlt hat. Wir wissen, wie wichtig er für uns ist.“ Man spürt, dass als nächstes die Himmelschöre mit ihrer Hymne zur Wiederkehr des Heilands loslegen werden. Doch an diesem Punkt fällt Bastian Schweinsteiger seinem Kollegen Manuel Neuer ins Wort. „Darf ich auch noch was sagen?“ Und : „Es ist nicht wichtig, ob ich dabei bin, sondern es geht um die Mannschaft und den Verein.“ An sich ein Satz, der rein- und wieder rausrauscht: millionenfach gehört, längst nicht immer geglaubt. Doch diesmal, am Tag vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League zwischen dem FC Bayern und dem FC Basel, blieb er hängen.

Bastian Schweinsteiger war zur Pressekonferenz geladen, weil er nach seiner Verletzungspause wieder einsatzbereit ist, gerade rechtzeitig zum bis dato wichtigsten Spiel der Saison für die Bayern, in dem es gilt, das 0:1 aus dem Hinspiel aufzuholen. Seine vermeintliche Floskel untermalte Schweinsteiger mit ausladenden Armbewegungen, wie man sie von ihm so eher nicht kennt. „Schön und gut, was alles gesagt wird. Ich freue mich sehr. Und ich habe ja auch hohe Erwartungen an mich und die Mannschaft“, fuhr Schweinsteiger fort. „Aber es ist nicht so einfach, wenn man so hochgejubelt wird.“ Sagt ein 27-Jähriger, der mehr als die Hälfte seines Lebens für den FC Bayern spielt, der mit diesem Klub je fünf deutsche Meistertitel und Pokalsiege errang. Der 90 Länderspiele hinter sich hat und es ins All-Star-Team der WM 2010 schaffte. Der also schon das eine oder andere Mal hochgejubelt wurde. Doch die Messias-Rolle ist ihm zu viel. Bastian Schweinsteiger sehnt sich nach normalen Maßstäben.

Denn er, der gerade im Verein schon oft hart kritisiert wurde, gilt seit dieser Saison als die Schlüsselfigur für Wohl und Wehe des deutschen Rekordmeisters, nicht Franck Ribéry, nicht Arjen Robben, nicht Mario Gomez – und auch nicht Kapitän Philipp Lahm. Als der FC Bayern im ersten Saisondrittel von Sieg zu Sieg eilte, spielte Schweinsteiger in der Tat besser denn je. Er bestimmte Tempo und Richtung des Bayernspiels und gab dem Gefüge eine Stabilität, die sich nicht in Ballkontakten und Passzustellquote messen lässt. „Er ist der Kopf der Mannschaft“, sagt Bayern-Trainer Jupp Heynckes. Doch in November beim 3:2 gegen Neapel, da brach Schweinsteigers Schlüsselbein. Er fiel für den Rest des Jahres aus – und das Bayernspiel in sich zusammen. Und kaum war Schweinsteiger wieder da, zog er sich in Stuttgart einen Außenbandriss im Sprunggelenk zu. „Ohne Bastian ist es nicht so einfach“, sagte Heynckes vor dem Hinspiel in Basel. Ausgerechnet Basels Trainer Heiko Vogel springt Schweinsteiger zur Seite: „Es ist ihm gegenüber nicht fair, ihn als Heilsbringer darzustellen. Wir werden nicht alles auf ihn ausrichten.“

Die Fixierung der Bayern auf diese Personalie zeigt auch, dass der Verein noch immer im alten Star-Denken gefangen ist. „Ohne ihn fehlt es der Mannschaft an Präsenz auf dem Platz“, urteilte kürzlich der einstige Meistertrainer Ottmar Hitzfeld. Dabei demonstrieren Vereine wie der FC Barcelona und auch Borussia Dortmund immer wieder, wie es anders geht. Aus Dortmund jedenfalls waren keine monatelangen Klagen über den Weggang von Nuri Sahin oder die Verletzungen von Mario Götze und Shinji Kagawa zu hören. Diese Vereine haben allerdings auch einen tieferen Kader. Bei Bayern fallen Luiz Gustavo und Anatoly Timoschtschuk gegenüber Schweinsteiger weit ab, David Alaba ist noch nicht so weit.

Und was wird nun am Dienstag? Er bange ein wenig um Mario Gomez wegen dessen Wunde im Schienbein, sagt Jupp Heynckes. Aber was ist mit Schweinsteiger, bringt er ihn von Anfang an oder erst später? Da erlaubt sich der Trainer einen Spaß: Er schweigt. Fünf Sekunden. Zehn Sekunden, Bastian Schweinsteiger streicht sich schon verlegen mit der Hand über den Kopf. Nach 15 Sekunden schließlich startet Heynckes eine Lobeshymne mit der Quintessenz: „Das werden wir morgen sehen.“ Schweinsteiger selbst gibt zu bedenken: „Ich trainiere erst seit fünf Tagen mit der Mannschaft und habe fast fünf Wochen nicht richtig gespielt.“ Aber er lässt sich auch entlocken: „Natürlich bin ich heiß und will spielen.“

Auch das ist mehr als eine Floskel. Es geht schließlich um seinen Verein.

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