zum Hauptinhalt
Nich schnell genug. Gegen die Bayern um Kingsley Coman (r.) hatten Yanni Regäsels Berliner vergangene Woche keine Chance. Wird es gegen Bayer besser?

© Imago/GEPA

Vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen: Ist Hertha BSC groß genug für die Großen?

Hertha BSC will im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen zeigen, dass die Mannschaft auch Spitzenteams schlagen kann.

Das Gute an einer Serie im Fußball soll ja sein, dass je länger sie andauert, desto höher die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie reißt. An diesem Grundsatz hangelt sich Michael Preetz entlang. „Wir spüren eine große Motivation, endlich gegen eine Topmannschaft zu punkten“, sagt Herthas Manager vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (15.30 Uhr/live im Ticker bei Tagesspiegel.de). Und fügt mutig hinzu: „Wir brennen darauf, einen Großen zu schlagen. Wir haben große Lust, die Serie zu beenden.“

Das mit den Großen und mit Hertha BSC ist so eine Sache. Zwar werden die Berliner nach sieben Siegen aus 14 Punktspielen vielerorts als Überraschungsteam wahrgenommen, doch gegen die Großen der Branche konnten sie weder Angst noch Schrecken verbreiten. In schöner Regelmäßigkeit ist Hertha in den Spielen gegen die Topmannschaften der Liga ohne Erfolg geblieben. Gegen die vier Mannschaften, die vor Hertha in der Tabelle stehen, sowie gegen Schalke 04 hat Hertha ausschließlich verloren. Während die Berliner gegen Mönchengladbach (1:4) und bei den Bayern (0:2) letztlich chancenlos waren, so waren sie zuvor in Dortmund, Wolfsburg und auf Schalke zumindest Punktgewinnen näher. Die unschöne Serie ärgert nicht nur den Anhang, sondern wurmt vor allem den ehrgeizigen Trainer Pal Dardai. Man habe nun genügend Erfahrungen gesammelt gegen solche Gegner. „Jetzt müssen wir diese zusammenschmeißen und das Spiel gewinnen“, sagt Dardai.

Dabei sieht Herthas Bilanz gegen die Rheinländer nicht gut aus. Die letzten acht Spiele gegen Leverkusen hat Hertha nicht gewinnen können, die letzten vier sogar verloren. Der letzte Sieg über Leverkusen datiert aus dem März 2009, als Hertha ähnlich gut in der Tabelle stand. Damals schoss Andrej Woronin das Tor.

Und doch scheint die Zeit reif für einen Berliner Sieg. Leverkusen ist derzeit sportlich längst nicht auf dem Level der Bayern oder der Dortmunder anzusiedeln. Wenn man so will, dann ist Leverkusen der kleinste der großen Gegner. Auch daraus schöpfen die Berliner Mut. Zwar habe Bayer ein paar ganz exzellente Fußballer in seinen Reihen, wie Per Skjelbred erzählt, „aber Leverkusen zu Hause – das passt im Moment sehr gut für uns“, sagt Herthas norwegischer Abräumer.

Hertha hat gegen Topteams Probleme mit dem Spielaufbau

Den Berlinern, bei denen Mitchell Weiser wohl spielen wird, ist nicht entgangen, dass das Team von Roger Schmidt in einer kleinen Ergebniskrise steckt. Nur drei ihrer jüngsten zwölf Pflichtspiele gewann die Werkself, davon eines im Pokal gegen den Viertligisten Viktoria Köln. „Wir wollen wieder in die Champions League. Aber wir müssen noch vor Weihnachten eine Serie starten, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen“, hatte Bernd Leno nach dem 1:1 gegen Schalke am Wochenende gesagt. Der Torwart bemängelte auch, dass seine Vorderleute einfach zu viele Chancen für einen Treffer benötigten.

Doch darauf sollte Hertha sich nicht verlassen. Am Ende sind es oft genug Details, die darüber entscheiden, ob ein Spiel gewonnen oder verloren wird. Gerade gegen Topmannschaften haben die Berliner zu selten ihr Spiel durchbringen können oder „ein paar Fehler zu viel gemacht“, wie es Skjelbred sagt. „Nur Kleinigkeiten, aber die entscheiden, ob du Vierter oder Achter wirst.“

Marvin Plattenhardt dagegen verweist auf die positive Entwicklung in den zurückliegenden Wochen. „Wir sind heiß und gierig“, sagt Herthas Linksverteidiger. Auf den Lerneffekt setzt auch der Trainer. „Wir brauchen mehr Ruhe am Ball und müssen uns in bestimmten Spielsituationen cleverer anstellen“, sagt Dardai. Vor allem aber benötigt Hertha in einem Duell mit einer individuell besser besetzten Mannschaft wie Leverkusen ein besseres, stringentes Ballbesitzspiel. In Spielen gegen fußballerisch starke Gegner war auffallend, dass die Berliner dann Probleme bekommen haben, wenn sie früh gepresst wurden. Das heißt, wenn der Gegner die Berliner schon in deren Hälfte attackierte und am Spielaufbau störte. Als Paradebeispiel darf das Heimspiel gegen Mönchengladbach gelten, als Hertha eigentlich nie ins eigene Spiel fand. Genau daran ist in der Woche auf dem Trainingsplatz noch einmal intensiv gearbeitet worden.

Michael Preetz jedenfalls ist dieses Mal ganz guter Dinge. Natürlich sei man nicht in die Spielzeit mit dem Ziel gestartet, am Ende der Saison unter die ersten Sechs der Bundesliga einzulaufen. Dafür hätten die Spitzenteams noch eine ganze Menge voraus. Auf Dauer würden diese sich immer wieder durchsetzen. Das gelte aber aber nicht für ein Spiel. Preetz: „Die Jungs spüren, dass es möglich ist, in 90 Minuten einen solchen Gegner mal zu schlagen.“ Entgegen der Serie sozusagen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false