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Wo sind die Spieler? Union-Trainer Norbert Dübel muss mit einem kleinen Kader zurechtkommen - im Training hilft dann schon einmal eine Attrappe.

© dpa

Vor dem Spiel gegen den VfL Bochum: Ist der Kader von Union Berlin zu klein?

Trainer Norbert Düwel soll Unions Mannschaft weiter entwickeln. Zum Problem könnte der kleine Kader werden.

Trainingsanzug, Badelatschen, so gekleidet läuft Norbert Düwel öfter durch die Innenräume im Stadion An der Alten Försterei. Unions Trainer gibt sich gern locker, nicht nur optisch. Er brenne schon auf den Start, genau wie die Spieler. „Alle sind positiv angespannt“, sagt Düwel, dessen Mannschaft am heutigen Sonnabend mit einem Heimspiel gegen den VfL Bochum (13 Uhr) in die verbleibenden 15 Saisonspiele startet.

Positiv angespannt also. Vor einem halben Jahr, als Düwel die sportliche Leitung von Vorgänger Uwe Neuhaus übernahm, war er nur angespannt. Verbissen zuweilen. Wie ein Sturm brach er über den Verein herein und versuchte alles wegzufegen, was bis dahin sportlich von Belang war. Den langjährigen Kapitän Torsten Mattuschka wehte es bis nach Cottbus. Düwel veränderte und veränderte und übertrieb es dabei an der einen oder anderen Stelle.

Damit soll nun Schluss sein. Trainer und Mannschaft haben zueinander gefunden, das war bereits in den letzten Wochen vor der Winterpause sichtbar und drückte sich in den Resultaten aus. „Wir gehen mit einem sehr, sehr guten Gefühl in die Rückrunde. Wir haben in der sportlichen Entwicklung einen Schritt nach vorn gemacht und erwarten, dass sich das in den kommenden Spielen in den Ergebnissen niederschlägt“, sagt Düwel.

Der 1. FC Union liegt nach 19 Spielen auf Platz zehn in der Zweiten Liga. In erster Linie wird es für Düwel in den verbleibenden Begegnungen hauptsächlich um zwei Dinge gehen: nicht erneut in Abstiegsgefahr zu geraten und die Mannschaft mit Hinblick auf die kommende Saison so weit wie möglich weiterzuentwickeln. Unions Präsident bekräftigte vor einigen Wochen während des Trainingslagers in Andalusien noch einmal, dass der Verein das Ziel Bundesliga nicht aus den Augen verloren habe. Nur eben in dieser Saison sei der Aufstieg wegen des starken Umbruchs im Sommer kein Thema. Danach solle das erneute Vordringen in die Spitzengruppe der Zweiten Liga aber anvisiert werden.

"Wir wollen die Mannschaft nicht schon wieder durcheinander würfeln"

Düwel, der einen Dreijahresvertrag besitzt, darf in Ruhe weiterarbeiten – sofern eine Niederlagenserie nicht noch einmal für Abstiegsangst sorgt. Die Gefahr ist trotz eines Vorsprungs von sieben Punkten auf die Abstiegsplätze noch nicht gebannt und Unions Kader verfügt derzeit nicht über die nötige Tiefe, um weitere Ausfälle zu kompensieren. Düwel ist darauf angewiesen, dass alle Spieler gesund bleiben, sonst könnte es eng werden.

Vor wenigen Tagen hat die Nachricht von Benjamin Köhlers Krebserkrankung den Klub getroffen. Er wird der Mannschaft fehlen – auf und neben dem Platz. Ob der 34-Jährige noch einmal als Spieler zurückkehrt, ist ungewiss. Maximilian Thiel fällt wegen einer Schulterverletzung in den kommenden Wochen aus, Adam Nemec (New York City FC), Baris Özbek (Kayserispor) und Martin Dausch (MSV Duisburg) haben den Verein verlassen. Neu ist nur Valmir Sulejmani, ein 19 Jahre alter Mittelfeldspieler, der von Hannover 96 ausgeliehen wurde.

Den gewünschten neuen linken Außenverteidiger konnten die Verantwortlichen des 1. FC Union nicht verpflichten. „Es hat sich nichts ergeben“, sagt Düwel dazu. Präsident Dirk Zingler begründete die Passivität auf dem Transfermarkt damit, dass man die Mannschaft nicht schon wieder durcheinander würfeln wollte. Erst für den Sommer kündigte er Transfers an.

Auf einigen Positionen gibt es kaum Alternativen

Im Trainingslager arbeitete Düwel mit einem deutlich kleineren Kader als noch vor einem halben Jahr. „Die Spieler, die jetzt hier sind, haben ein ganz anderes Bewusstsein für die Situation, weil sie deutlich besser verstehen, was wir als Trainerteam von ihnen verlangen“, sagt Düwel. Aus diesem Grund sei das Arbeiten für ihn deutlich einfacher gewesen. Trotzdem: Auf einigen Positionen gibt es kaum Alternativen zu den Stammkräften.

Der Gesamteindruck der Vorbereitung sei laut Düwel eher „durchwachsen“, jedenfalls was die Ergebnisse aus den Vorbereitungsspielen angeht. Das muss nichts heißen. Im Sommer siegte Union ständig während der Testphase und startete dann holprig in die Saison.

Nun hofft Düwel gegen Bochum auf das Gegenteil. Mäßige Vorbereitung, guter Start. Der Gegner hat sein Spiel im Vergleich zur Hinrunde verändert, unter dem neuen Trainer Gertjan Verbeek verteidigt Bochum viel offensiver. „Sie sind nicht die Ersten, die das gegen uns machen, wir sind vorbereitet“, sagt Düwel. Er sagt das in einem lockeren Ton. Vielleicht etwas angespannt, aber nicht verbissen.

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