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Hoffnungträgerin Fatmire Bajramaj kam gegen die Niederlande nach ihrer langen Verletzungspause noch nicht zum Einsatz. Vielleicht verbreitet sie bald wieder Angst und Schrecken im deutschen Trikot.

© dpa

Vor dem Spiel gegen Island: Niemand hat mehr Angst vor Deutschland

Nach dem Spiel gegen die Niederlande haben die Fußballerinnen des DFB die Favoritenrolle bei der EM verloren. Mit einer starken Leistung gegen Island wollen sich die Deutschen wieder zurück in den Favoritenkreis spielen.

Die Konkurrenten der deutschen Fußball-Frauen verlieren nach dem torlosen Stotterstart gegen Holland ihren Respekt. Die Französinnen, die mit einem überzeugenden 3:1-Erfolg gegen Russland ihre Rolle als Mitfavoriten unterstrichen, haben dem Team von Bundestrainerin Silvia Neid bereits den Kampf angesagt. „Wenn wir auf Deutschland treffen werden, wird sich niemand von uns mehr erschrecken“, sagte Camille Abily vom zweimaligen Champions-League-Sieger Olympique Lyon. „Wir haben keine Angst mehr vor den Deutschen.“

Die deutschen Nationalspielerinnen können nur mit einer Topleistung gegen Island (20.30 Uhr, live im ZDF und bei Eurosport) nach dem nervösen 0:0 gegen die Niederlande ihren Status als erste Titelanwärterinnen zurückerlangen. Nach den Ausfällen von sechs Stammspielerinnen vor dem Turnier sind nicht nur bei den Französinnen die Hoffnungen sprunghaft gestiegen. Vor allem Gastgeber Schweden und Norwegen, deutscher Gruppengegner am Mittwoch, wollen Deutschlands Abonnement auf den Titel beenden. Der enttäuschende Turnierstart des siebenmaligen Europameisters bestätigte den Eindruck, dass die Chance seit zwei Jahrzehnten nicht mehr so groß war, den EM-Titel zu gewinnen.

„Wir wissen, dass wir es besser können und besser machen müssen als gegen Holland“, sagte Abwehrspielerin Annike Krahn vor dem Abschlusstraining im Stadion in Växjö. Dass die ungewöhnlich große Nervosität, die die meisten Spielerinnen am Donnerstag befallen hatte, wieder auftritt, schloss Neid aus. „Ich denke nicht, dass das noch einmal passiert“, sagte die 49-Jährige. „Es ist total normal für junge Spielerinnen, dass sie zum Auftakt nervös sind, man muss sich in ein Turnier reinfighten.“ Doch dann räumte sie ein, dass ihrer Mannschaft mit dem Ausfall von sechs Spielerinnen mit insgesamt mehr als 300 Länderspielen große Erfahrung abhanden gekommen ist. „Die nötige Abgebrühtheit haben wir sicher nicht“, erklärte Neid.

Gelassen reagierte Neid darauf, dass Potsdams Trainer Bernd Schröder ihre Entlassung für den Fall des vorzeitigen Scheiterns gefordert hatte. „Ich habe es gelesen, aber ich beschäftige mich nicht damit", sagte Neid. Mit dem Coach von Turbine Potsdam liegt sie schon seit Jahren im Streit. „Ich habe ein viel dickeres Fell als vor zwei Jahren, das tut mir und auch der Mannschaft gut“, sagte Neid. Ihr Vertrag beim DFB läuft bis 2016. Sie wird womöglich gegen Island mit Simone Laudehr anstelle von Nadine Keßler beginnen.

Bisher wurde Island in zwölf Spielen zwölf Mal von der Frauen-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) geschlagen. 48:3 lautet das Torverhältnis für die Deutschen, aber die Isländerinnen haben sich in den vergangenen Jahren stetig verbessert und bis auf Platz 15 der Weltrangliste vorgeschoben. „Island ist sehr robust, zweikampfstark und athletisch, sie werden mit vielen langen und hohen Bällen agieren“, sagte Torfrau Nadine Angerer. Island holte im ersten Gruppenspiel beim 1:1 gegen den zweimaligen Europameister Norwegen überraschend einen Punkt. Das Tor erzielte Margret Lara Vidarsdottir, die früher beim FCR Duisburg und Turbine Potsdam spielte.

Gregor Derichs

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