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Immer ein Fuß dazwischen. Die Profis von Hertha BSC (hier mit Peter Pekarik, links) haben daheim 28 Punkte geholt, auswärts dagegen nur neun. Foto: Guido Kirchner/dpa

© dpa

Vor dem Spiel in Hamburg: Hertha BSC kämpft gegen die Auswärtsschwäche

Hertha BSC will demnächst international spielen, aber dafür muss das Team seine Probleme in der Fremde ablegen - am besten schon gegen den HSV.

Stefan Kießling fummelte nervös an seiner Nase herum und schüttelte den Kopf. „Was soll ich da noch erklären?“, blaffte der Angreifer von Bayer Leverkusen, „wenn wir es nicht mal in Hamburg schaffen, mehr als drei Mal aufs Tor zu schießen...“ Den Rest des Satzes schenkte sich Kießling lieber, und das war nur vernünftig angesichts des Gebolzes, das sein Team an diesem kalten Freitagabend Anfang Februar, beim 0:1 gegen den HSV, dargeboten hatte. Der Subtext bedurfte ohnehin keiner eingehenderen Interpretation, er lautete: Sonst punkten doch viele Auswärtsteams verlässlich in Hamburg oder machen wenigstens ein Tor. So weit hat es der HSV nach Jahren sorgsamer Imagepflege als Chaos-Klub und Schießbude der Bundesliga gebracht.

Da trifft es sich – jedenfalls aus Berliner Sicht – ganz gut, dass die Hamburger am Sonntag eine Mannschaft empfangen, die in der Fremde gewissermaßen fremdelt: Hertha BSC führt nach 23 Spieltagen zwar weiterhin die (inoffizielle) Heimtabelle der Fußball-Bundesliga an, nur Aufsteiger RB Leipzig hat in seiner Arena so viele Punkte geholt wie die Berliner im Olympiastadion (28). Dafür fällt Herthas Auswärtsbilanz recht ernüchternd aus: Von ihren elf Bundesliga-Dienstreisen haben die Berliner nur neun Punkte und zwei Siege (in Wolfsburg und Ingolstadt) mitgebracht, lediglich Schalke 04 und Darmstadt 98 haben in der Fremde noch seltener gewonnen.

„Es freut uns natürlich, dass wir zu Hause vor den eigenen Fans so stark sind“, sagt Vedad Ibisevic, der am Sonntag sein 250. Bundesliga-Spiel bestreitet, „aber wenn wir demnächst international spielen wollen, müssen wir diese Leistungen und Ergebnisse auch mal auswärts bringen.“ Das, betont der Kapitän, sei der große Schritt, den sie bei Hertha in dieser Saison machen wollen.

„Die Diskrepanz ist in jedem Fall auffällig, wir haben intern bereits besprochen, dass wir auswärts zulegen müssen“, sagt Manager Michael Preetz, „das hat viel mit Selbstverständnis auf des Gegners Platz zu tun.“ Und mit einer anderen taktischen Herangehensweise: Im Olympiastadion setzt Hertha geduldig auf Ballbesitz und darauf, irgendwann eine Lücke im Abwehrverbund zu finden. Auswärts lässt Trainer Pal Dardai gewöhnlich mit einer defensiveren Grundausrichtung spielen, soll der Gegner erst mal das Spiel machen.

"Müssen auch in Hamburg nicht gut spielen"

„Wir müssen auch in Hamburg nicht gut spielen und brauchen keinen großen Ballbesitz“, sagt Dardai, „aber wir müssen in der Zweikampfführung gut sein und unsere Konter vernünftig zu Ende spielen.“ Der letzte Pass und die Chancenverwertung in fremden Stadien sind nämlich zwei auffällige Schwächen in einer sonst überraschend starken Saison. „Wir sollten versuchen, in Hamburg gleich den ersten zu machen“, sagt Preetz. Auch Dardai hätte nichts dagegen einzuwenden, denn: „So wie wir spielen, brauchen wir die Führung. Dann wird es sehr schwierig für den Gegner, dann bringen wir meisten die drei Punkte mit.“ Wenn Hertha das 1:0 erzielte, haben die Berliner in dieser Saison zumindest noch kein Bundesliga-Spiel verloren.

Trotzdem warnt Dardai davor, den vermeintlich angeschlagenen Gegner zu unterschätzen. „Der HSV ist eine gute Bundesliga-Mannschaft, der wir mit Respekt begegnen müssen“, sagt der Ungar und ergänzt: „Mit dem nötigen Respekt – nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig.“

In der Tat scheint beim HSV eine gewisse Kontinuität eingezogen zu sein, seitdem der Verein Markus Gisdol zum Profi- Trainer ernannt hat. In der Rückrunde setzten sich die Hamburger – siehe Stefan Kießling – unter anderem gegen deutlich stärker eingeschätzte Teams wie Bayer Leverkusen und bei RB Leipzig durch. Der Auswärtssieg beim Tabellenzweiten war eine der großen Überraschungen in dieser Saison und hätte bundesweit sicher noch mehr Anerkennung gefunden, wenn Borussia Dortmund nicht parallel in Darmstadt verloren hätte. Lediglich die alljährliche Abreibung in München am vergangenen Wochenende zerstörte die jüngsten Eindrücke. „Im Pokal gegen Gladbach habe ich von einem 0:8 aber nichts mehr gesehen“, sagt Dardai.

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