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Albas Faust. Berlins Trainer Muli Katzurin will nach der Niederlage in Bamberg heute den Ausgleich in der Finalserie schaffen.

© dapd

Vor dem zweiten Bamberg-Duell: Alba-Coach Katzurin soll zu kritisch sein

Im zweiten Finalspiel gegen Bamberg will Alba-Coach Katzurin die Niederlage aus der ersten Partie vergessen machen. Der Stil des Trainers ist nicht unumstritten.

Berlin - Muli Katzurin kann nicht verlieren. Wenn ihn seine Basketballer durch eine Niederlage enttäuscht haben, dann kann der Trainer von Alba Berlin schon einmal zu einem missmutigen Griesgram mutieren. An Misserfolg kann sich der 56-Jährige einfach nicht gewöhnen, auch nach mehr als 30 Jahren im Trainerjob nicht. Gespräche mit ihm sind dann kaum noch möglich, jede Aussage kostet ihn einiges an Überwindung. Wer in der Wunde bohrt, dem droht Ungemach. So wie nach der 76:90-Niederlage im ersten Finalspiel, als der sonst so akkurate Katzurin in der Hitze der Bamberger Halle Krawatte und Jackett abgelegt hatte, und plötzlich erklären sollte, warum sein Team im dritten Viertel eingebrochen war. „Haben Sie das Spiel nicht gesehen?“, blaffte er den Fragesteller an. „Soll ich jetzt sagen, wer welchen Fehlpass gespielt hat?“ Ebenso kann es passieren, dass er Fragen nach Taktik und Verletzungen seiner Spieler unwirsch abwürgt. Sachlich analysiert er meist erst, wenn er sich in Ruhe das Spiel auf Video angesehen und eine Nacht über die Niederlage geschlafen hat.

„Das ist einfach meine Art“, sagt Katzurin. „Wenn ich aufhöre, emotional zu sein, dann höre ich auf zu coachen.“ Die Ausbrüche der katzurinschen Gefühlswelten bekommen auch die Spieler zu spüren. Nachdem er zuletzt milder wirkte und Spieler nach Fehlern nicht wie zu anfangs in Sekundenschnelle wieder auswechselte, sahen beim Endspiel eins in Bamberg einige Akteure schneller die Bank wieder, als sie schauen konnten. Mit Heiko Schaffartzik lieferte sich der Trainer an der Seitenlinie gar ein längeres Wortgefecht.

Der Kommentator des übertragenden Fernsehsenders Sport1, Frank Buschmann, kritisierte während des Spiels Katzurins vermeintlich negative Körpersprache und mutmaßte gar über eine schlechte Beziehung des Trainers zu seinen Spielern. Auch auf der offiziellen Bundesliga-Webseite wurde sein Coaching in einer Play-off-Talkshow thematisiert. „Auf so etwas reagiere ich nicht, ich schaue diese Sendungen nicht, ich verstehe die Sprache gar nicht“, sagt Katzurin. „Sie können ja meine Spieler fragen, ob wir eine schlechte Beziehung haben.“Derrick Allen beispielsweise sieht den Coach „gar nicht negativ. Er will halt gewinnen und manchmal lässt man sich vom Spiel mitreißen. Aber er ermutigt uns auch ständig.“

Und Heiko Schaffartzik sagt: „Wer auf Frank Buschmann hört, der hat ein Problem.“ Das Streitgespräch mit Katzurin hat er längst abgehakt und fast vergessen. Um irgendein Problem mit der Zonenverteidigung sei es gegangen. „Er spricht einfach Dinge an, die er sieht, damit kommen wir klar“, sagt der Spielmacher.

Katzurin ist wie Vorgänger Luka Pavicevic sehr fordernd, aber er überfordert die Spieler nicht. Die Taktik- und Videobesprechungen lässt er nicht ausufern und zeigt den Spielern auch positive Szenen. Auf seine Art hat er Alba ins Finale geführt. Und wer Katzurin nur an der Seitenlinie erlebt, der übersieht, dass der Israeli eigentlich ein sehr angenehmer, höflicher Zeitgenosse ist, der seine Antworten oft mit einer Prise feinen Humors versieht.

Auf die Frage, ob Immanuel McElroy, der im ersten Finale von Zahnschmerzen geplagt war und enttäuschte, heute im zweiten Endspiel gegen Bamberg (19 Uhr, Arena am Ostbahnhof, live auf Sport1) wieder sein volles Leistungsvermögen abrufen könne, antwortet Katzurin: „Er wird wieder beißen.“ Oder auf die Frage, ob ein Ausfall des Bambergers John Goldsberry, den eine Bänderdehnung im Fuß plagt, ein Vorteil für Alba wäre: „Er wird spielen. Ich kenne solche Geschichten, ich könnte ein Buch darüber schreiben.“

Katzurin weiß, dass seine Zukunft in Berlin angesichts des auslaufenden Vertrages nicht nur vom Ergebnis der Finalserie abhängt, sondern auch davon, dass seine Spieler hinter ihm stehen. Davon ist er trotz seiner bisweilen ruppigen Art überzeugt. „Und wer es ruhiger mag“, sagt er, „der kann ja zum Schach gehen.“

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