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In München war man am Tag der Olympia-Entscheidung noch voller Hoffnung und probte schon mal den Ernstfall.

© dpa

Vor der Olympia-Entscheidung: München hofft auf den Zuschlag

München glänzt beim Wahlfinale vor dem IOC, aber Konkurrent Pyeongchang hielt dagegen. Besser könne man Deutschland nicht darstellen, lobte Bundespräsident Wulff schon vor der Entscheidung.

Am Tag der Entscheidung waren Katarina Witt, der „Kaiser“ und ihre Mitstreiter in Topform. Pyeongchang konterte beim Wahlfinale mit olympischer Hingabe und überraschendem Esprit. Mit durchgestylten Strategien, emotionalen Versprechen und finanziellen Verlockungen warben die beiden Favoriten bei ihren überzeugenden Abschluss-Präsentationen um die Olympische Winterspiele 2018. Annecy kämpfte vor allem mit der dramatischen Bergkulisse des schneebedeckten Mont-Blanc-Massivs um das Ja-Wort der IOC-Mitglieder.

„Schenken Sie uns Ihr Vertrauen für die Olympischen Winterspiele 2018“, sagte Bundespräsident Christian Wulff am Mittwoch in Durban, versprach „fröhliche, emotionale und enthusiastische“ Winterspiele und lobte bereits vor der Verkündung des Gastgebers: „Besser kann man Deutschland mit all seinen Möglichkeiten nicht darstellen.“ Von der ersten Sekunde der 45-Minuten-Kür an appellierten die Münchner an die Gefühle und die Vernunft der 95 abstimmenden IOC-Mitglieder. „Es ging darum, den emotionalen Knopf zu drücken“, verriet Frontfrau Katarina Witt, die dem Auftritt den glamourösen Anstrich gab. Glücksmaskottchen Franz Beckenbauer lud die ganze Welt nach dem Fußball-Sommermärchen 2006 „zum Wintertraum 2018“ (9. bis 25. Februar) ein. Der „Kaiser“ versprach, bei einer Zusage „würde ich vielleicht auf die Loipe zurückkehren und versuchen, mich für 2018 zu qualifizieren - als freiwilliger Helfer“.

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IOC-Vizepräsident Thomas Bach rief seine Kollegen mit einem flammenden Plädoyer auf, die geforderten Werte Nachhaltigkeit und Umwelt mit einer Stimme für München auch zu demonstrieren. „Heute geht es um die Fragen, die uns morgen betreffen. Heute geht um die Frage, ist heute die Zeit, neue Territorien zu erforschen oder unser Fundament zu stärken“, sagte der deutsche Ober-Olympier.

München biete ein revolutionäres Umweltkonzept und Deutschland habe seit 1936 in Garmisch-Partenkirchen keine Winterspiele mehr ausrichten dürfen. Witt versuchte, zu Bildern von randvollen Sportstätten eine wintersportverrückte Nation zu verkaufen: „Wir versprechen nicht nur volle Stadien, wir garantieren sie.“ Szenenapplaus gab es, als der rüstige Rentner Willi Rehm losjodelte und Münchens Oberbürgermeister Christian Ude plötzlich einen Bierschlegl unter dem Rednerpult hervorholte, mit dem er jedes Jahr das Oktoberfest eröffnet. „Damit würde ich liebend gerne ein großes Fass mit Ihnen aufmachen“, feixte Ude. Bewerbungschef Bernhard Schwank kehrte die wirtschaftlichen Kernbotschaften der „freundlichen Spiele“ hervor: Knapp 50 Prozent der Sponsoren im internationalen Wintersport seien deutsche Firmen, 40 Prozent aller IOC-Einnahmen würden aus den Winterspielen generiert.

Pyeongchang setzte auf Bewährtes - und überraschte gleichzeitig mit einem emotionalen und espritvollen Auftritt. „Wir sind jetzt wirklich bereit“, erklärte Bewerbungschef Cho Yang Ho nach den zwei gescheiterten Anläufen für 2010 und 2014. „Pyeongchang 2018 ist eine nationale Priorität der koreanischen Regierung - und das schon seit zehn Jahren“, betonte auch Südkoreas Staatspräsident Lee Myung-Bak.

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Die Südkoreaner setzten mit ihrem Konzept „Neue Horizonte“ auf den ungesättigten Wintersportmarkt im bevölkerungsreichsten Kontinent Asien. Das Athleten-Unterstützungsprogramm „Drive the Dream“, in das bis 2018 weitere 500 Millionen Dollar investiert werden, sei bereits eine Erfolgsgeschichte, sagte Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Kim Yu-Na.

Und Annecy? Zu traumhaften Bildern des 4810 Meter hohen Mont Blanc forderte Frankreichs Ski-Legende und IOC-Spitzenfunktionär Jean-Claude Killy, die Spiele müssten in die Berge zurückkehren. „Die Annecy-Bewerbung ist in die Bergwelt eingepasst“, sagte der 67-Jährige. Nahezu jede Kernaussage wurde von Bildern der imposanten Bergkette untermalt. (dpa)

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