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Sport: Vor der Vertrauensfrage

Das USA-Spiel ist Klinsmanns bisher wichtigstes

Jürgen Klinsmann trug ein hellblaues Kapuzenshirt unter seiner schwarzen Trainingsjacke, und es drängte sich der Eindruck auf, der Bundestrainer wolle besonders unangepasst rüberkommen. So kurz vor dem vielleicht wichtigsten Spiel, seitdem er das bedeutendste Amt im deutschen Fußball übernommen hat. Wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Mittwoch in Dortmund auf die USA trifft, geht es nicht nur darum, die Stimmung in Deutschland wieder in WM-Form zu bringen, sondern auch wieder Vertrauen in seine Arbeit als Trainer zurückzuerlangen.

Die Kritik nach dem Fiasko von Florenz vor drei Wochen hatte nicht Halt gemacht an der Seitenlinie des Spielfelds. Nach der 1:4-Niederlage gegen Italien war nicht nur der Mannschaft jegliche Titeltauglichkeit abgesprochen, sondern auch Klinsmann für seine reichlich naive, weil viel zu offensive Spielstrategie kritisiert worden. Der 41 Jahre alte Traineranfänger hatte erstmals zugegeben, selbst noch ein Lernender zu sein, aber gleichfalls betont, von seinem Weg „in keinster Weise“ abweichen zu wollen. Manchem Beobachter klang das wie eine Drohung. „Die Dinge, die geschrieben werden, sind nicht steuerbar“, sagte Klinsmann gestern ein wenig trotzig. „Das wird alles noch turbulenter werden, aber wir wissen, wo wir bis zur WM hinkommen wollen.“

Klinsmann weiß aber auch, dass man die USA, die aktuelle Nummer fünf der Weltrangliste, nicht eben so im Vorbeigehen weghaut, wie er es ausdrückt. Zudem fehlen ihm im letzten Testspiel vor der Benennung des WM-Aufgebots in Torsten Frings und Sebastian Deisler zwei wichtige Stammspieler. Wie er besonders Deislers Ausfall kompensieren will, mochte er gestern nicht sagen. „Das ist ein schmerzhafter Verlust und ein schwerer Moment für Sebastian, deshalb reden wir jetzt nicht darüber, wer ihn ersetzen wird“, sagte Klinsmann. Kandidaten für das rechte Mittelfeld wären Bernd Schneider, Gerald Asamoah und Bastian Schweinsteiger, der nach seiner Erkältung einsatzbereit ist.

Verzichten muss der Bundestrainer auch auf Robert Huth vom FC Chelsea. Dessen Trainer José Mourinho hatte Klinsmann gebeten, den Innenverteidiger für das FA-Cup-Spiel der Londoner gegen Newcastle am Mittwoch behalten zu dürfen. „Das ist schade“, sagte Klinsmann, auf eine Nachnominierung aber habe er bewusst verzichtet: „Wir gehen mit drei Innenverteidigern ins Spiel.“ Demnach dürften Per Mertesacker und Christoph Metzelder in der Anfangself stehen. „Der Metze kann der Hintermannschaft ein Gleichgewicht geben“, sagte Klinsmann. Den Nationalmannschaftsneuling Manuel Friedrich von Beginn an zu bringen, wäre wohl etwas zu waghalsig.

Etwas Bewegung scheint derweil in die sensibelste Personalentscheidung zu kommen. Der Bundestrainer kündigte an, dass die Torwartfrage noch vor dem Bundesligafinale beantwortet wird. Damit soll dem Verlierer im Duell zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann genügend Zeit gegeben werden, über eine Reaktion nachzudenken. Offensichtlich kalkuliert Klinsmann ein, dass der unterlegene Torwart auf seinen Platz im WM-Aufgebot verzichtet. Er gehe zwar davon aus, „dass derjenige als Nummer zwei auch dabeibleibt“, sagte Klinsmann, „aber wir stecken da nicht drin“.

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