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Am Rand. Tunay Torun gehört im Moment nicht zu Herthas Profiteam. Er soll eine Woche über sein Verhalten nachdenken.

© City-Press

Vor Herthas Finale: Otto Rehhagel suspendiert Tunay Torun

Nach dem Endspiel ist vor dem Endspiel: Hertha bereitet sich auf die letzte Chance im Abstiegskampf vor, um noch eine allerletzte Chance zu bekommen. Das allerdings ohne Tunay Torun, der eine "Denkpause" erhalten hat.

Die Verteidigung war diesmal perfekt organisiert, alle Lücken waren geschlossen. Das musste auch der Herr im hellen Sakko erfahren, der sich am Dienstagvormittag vom Trainingsplatz zur Geschäftsstelle von Hertha BSC bewegte. „Sind Sie von der Presse?“, wurde der Unbekannte von einem Ordner gefragt. „Ich bin der Präsident“, antwortete Werner Gegenbauer. Mit einer funktionierenden Abwehr alleine wird es am Samstag allerdings nicht getan sein, wenn der Berliner Fußball-Bundesligist seine letzte Chance nutzen will, im Abstiegskampf noch eine allerletzte Chance zu bekommen.

Hertha muss gegen Hoffenheim auf jeden Fall gewinnen, um die Relegation gegen den Dritten der Zweiten Liga zu erreichen. Doch selbst ein Sieg könnte zu wenig sein, sollte der 1. FC Köln, der einen Platz und zwei Punkte vor den Berlinern liegt, zur selben Zeit die Bayern schlägt. Ein bisschen Rettung oder der endgültige Abstieg – das ist am Samstag die Frage. Vom Endspiel für die Mannschaft wird angesichts dieser Konstellation in den nächsten Tagen wieder häufiger die Rede sein.

Bilder des Grauens: Herthas Niederlage auf Schalke.

Kapitän Lewan Kobiaschwili, der nach seiner Sperre in die Mannschaft zurückkehrt, würde das Wort am liebsten auf den Index setzen. „Endspiel, Endspiel …“, sagte er. „Jeder weiß, dass es unsere letzte Chance ist. Aber wir sollten nicht immer vom Endspiel sprechen.“ Hertha hat in dieser Saison schon so viele Endspiele gehabt, gegen Wolfsburg, Freiburg, Kaiserslautern, und vor zwei Jahren, in der Abstiegssaison also, sei es genauso gewesen, sagt Kobiaschwili. „Wie die Ergebnisse aussahen, weiß jeder.“ Nicht gut für Hertha.

Hertha trainiert intensiv das Zweikampfverhalten

Aber nicht anzutreten zum großen, nervenaufreibenden Finale ist irgendwie auch keine Lösung. Wenn man beruflich Fußball spiele, gebe es eben Situationen, „die außergewöhnlich sind“, sagt Herthas Trainer Otto Rehhagel. „Denen müssen wir gewachsen sein.“ Nicht allen Mitgliedern seines Kaders traut er das offensichtlich zu. Alfredo Morales, 21, könne der Mannschaft im Moment nicht helfen, verkündete Rehhagel, und werde deshalb bis auf weiteres in der U 23 trainieren. Dort trifft er in dieser Woche auch den türkischen Nationalspieler Tunay Torun. „Er hat eine Denkpause bekommen“, teilte Herthas Trainer mit; Gründe für diese Maßnahme wollte er nicht nennen. Sie sind aber wohl nicht in seinen Leistungen zu suchen, sondern in seinem Verhalten außerhalb des Fußballplatzes.

Eine Woche soll die Verbannung währen, danach darf der Offensivspieler zu den Profis zurückkehren. Das heißt: Wenn alles gut läuft, könnte Torun in der Relegation wieder spielen. Das unterscheidet ihn von Andre Mijatovic, der bei Hertha mal ein wichtiger Faktor war, Kapitän und Führungsspieler. Dienstagmorgen, in der ersten Trainingseinheit der Woche, stand der Kroate zum ersten Mal seit Wochen wieder mit seinen Kollegen auf dem Platz. Nach der Erwärmung aber verabschiedete er sich zu individuellen Übungen. Eine Rückkehr des Kapitäns und Kämpfers, und sei es nur zur moralischen Unterstützung, wird es nicht geben.

Rehhagel reagierte ziemlich unwirsch auf solche Gedanken: Mijatovic habe so lange gefehlt, dass er der Mannschaft keine Hilfe sei. Der Rückstand bei Christian Lell (Prellung), Pierre-Michel Lasogga (Knieprobleme) und Thomas Kraft (leichte muskuläre Probleme im Oberschenkel), die nicht trainierten, ist weit weniger dramatisch. Fraglich für das Spiel gegen Hoffenheim ist, wenn überhaupt, wohl nur Lells Einsatz. Fünfzehn Feldspieler standen am Vormittag auf dem Trainingsplatz, bei einer Einheit, die dem Tag der Arbeit alle Ehre machte. Es wurde ordentlich malocht.

Das Trainerteam hatte ein Programm erdacht, mit dem die Spieler vor allem ihr Zweikampfverhalten schulen sollten – eine Disziplin, in der die Berliner am Wochenende, bei dem 0:4 gegen Schalke, nach Ansicht ihres Chefs Rehhagel erhebliche Schwächen in Theorie und Praxis offenbart hatten: „Es war fahrig, leichtfertig, vielleicht auch ängstlich.“ Vor allem war es nicht das erste Mal, dass Hertha der Nervenbelastung nicht gewachsen war. Auch deshalb sollen alle störenden Einflüsse von außen auf ein Minimum reduziert werden. Die ursprünglich öffentlich zugängliche Trainingseinheit am Mittwochvormittag ist nun doch geheim.

Es ist allerdings nur ein Gerücht, dass Hertha am Samstag ohne Zuschauer spielen will, damit die Mannschaft nicht in ihrer Konzentration gestört wird.

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