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Der Schalker Trainer Markus Weinzierl fordert von seiner Mannschaft mehr Einsatz.

© dpa

Vor Schalke gegen Bayern: Warum spielt Markus Weinzierl Stille Post?

Wo bleibt der neue Geist auf Schalke? Wie sind die Bayern zu schlagen? Vor dem Spitzenspiel an diesem Freitag haben wir einige Fragen - und Antworten.

Wer spielt Stille Post? Es mutet ein wenig an wie das beliebte Kinderspiel. Wenn Markus Weinzierl auf dem Trainingsplatz des FC Schalke 04 seine Anweisungen gibt, sind zunächst ratlose Gesichter bei einigen Profis zu sehen. Erst wenn Kapitän Benedikt Höwedes für Franco Di Santo ins Englische übersetzt und der Argentinier auf Spanisch für Jewhen Konopljanka, den ukrainischen Neuzugang vom FC Sevilla, sind die Irritationen weitestgehend beendet. „Das Ziel jeden Spielers muss sein, dass er in unserer Kabine in deutscher Sprache kommunizieren kann“, fordert der Trainer. Doch bis dahin sind diejenigen, die die Sprache noch nicht verstehen, auf die Hilfe ihrer Kollegen angewiesen.

Wo bleibt der neue Geist? Weinzierl setzt auf Gemeinschaftssinn, der einer Mannschaft einen außergewöhnlichen Geist verleihen kann. Allerdings sind Coach und Team von diesem Ziel nach den Eindrücken der Bundesliga-Auftaktniederlage bei Eintracht Frankfurt meilenweit entfernt. Und auch Weinzierl überraschte mit einer Aufstellung, in der sich trotz sieben Neuzugängen nur Innenverteidiger Naldo in der Startelf wiederfand. Es schien fast, als wollte sich Weinzierl noch einmal selbst davon überzeugen, an welchen Symptomen seine Mannschaft auch schon in der Vorsaison so sehr krankte. Der Mangel an Sieger-Mentalität war auch in Frankfurt das wesentliche Hemmnis seines Teams.

Wie sind die Bayern überhaupt zu schlagen? „Es ist wichtig, ein anderes Gesicht zu zeigen: Ich will eine Mannschaft haben, die 120 Kilometer läuft, nicht 110“, sagt Weinzierl. Die Erkenntnisse seien gezogen, „ich habe aber nicht behauptet, dass ich in dieser Frage schon einen Schritt weiter wäre“, sagt er vor der Partie der Schalker an diesem Freitag gegen Bayern München (20.30 Uhr/Sky). Es sind ungewöhnlich forsche Worte des 41-Jährigen, der sich üblicherweise im Ungefähren und oberflächlichen Statement wohl fühlt.

Wie wirkt Weinzierl? Der neue Trainer konzentriert sich in seinen bisherigen Wochen auf Schalke vor allem auf die sportlichen Belange. Der Fußballlehrer hat seinen Spielern ein neues Fitness- und Ernährungsprogramm verabreicht, einige Profis haben in der Saisonvorbereitung bis zu fünf Kilogramm Gewicht verloren. Außerhalb der Rasenflächen bleibt er der Mann im Hintergrund. Sein Auftreten entspricht seiner zuvor beim FC Augsburg gelebten, niederbayerischen Zurückhaltung. Nach den Jahren der vielen und manchmal auch sehr lauten Töne der Cheftrainer in Gelsenkirchen wird diese Zurückgenommenheit bei Schalke als wohltuend empfunden.

Kommt jetzt schon wieder Unruhe auf? Manager Christian Heidel nimmt für seinen Trainer die öffentliche Bühne ein und spricht Weinzierl aus dem Herzen, wenn er sagt, dass „es einige Spieler hier gibt, die sich stärker einschätzen, als sie sind. Es kommt auf die Mentalität an und die ist sehr schwer trainierbar“. Ähnlich schnell wie die Spieler die deutsche Sprache erlernen sollen, muss Weinzierl die Mentalität des Teams zu verändern. Denn ein ruhiges Umfeld ist und bleibt in Schalke ein Ausnahmezustand. Speziell falls Schalke nächste Woche punkt- und sieglos nach Berlin käme.

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