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Manchester Team verkörpert die perfekte Mischung aus Erfahrung und Jugend.

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Vor Schalkes Rückspiel: Manchesters Veteranen weisen den Weg

Der FC Schalke tritt heute im Halbfinal-Rückspiel in Old Trafford gegen ein Team aus Manchester an, dessen Erfolg auf einer perfekten Mischung aus Erfahrung und jugendlichem Elan beruht.

„You win nothing with kids.“ Mit Kindern gewinnst du nichts, so lautet ein geflügeltes Wort im britischen Fußball. BBC-Experte Alan Hansen sagte diese Worte nach dem ersten Spieltag der Saison 1995/96 verächtlich. Manchester United hatte mit den soeben in die erste Mannschaft beförderten Youngstern Paul Scholes, David Beckham, Gary Neville und Nicky Butt 1:3 gegen Aston Villa verloren. Der Spruch ist auf der Insel berühmt geworden, weil Uniteds Trainer Alex Ferguson Hansen genüsslich Lügen strafte: die Kinder gewannen am Ende der Saison das Double aus Liga und Pokal.

Torwart Edwin van der Sar ist mit 40 immer noch ein Klassemann.
Torwart Edwin van der Sar ist mit 40 immer noch ein Klassemann.

© dpa

In der Rückschau wird jedoch gerne verklärt, dass Sir Alex damals eben nicht nur mit Kindern reüssierte. Die Nachwuchskicker wurden in ein bereits funktionierendes System mit mehreren Routiniers als Eckpfeiler eingebaut. Veteranen wie die Defensiv-Haudegen Gary Pallister und Denis Irwin wiesen den Teenies den Weg. Stammspieler Roy Keane war der unbestrittene Chef im Mittelfeld, im Tor stand Peter Schmeichel, im Sturm Eric Cantona.

Ferguson hat diese Erfolgsformel danach immer wieder repliziert, um die perfekte Balance zu finden. Wer sich zum Beispiel die aktuelle, trotz der 0:1-Niederlage gegen Arsenal am vergangenen Sonntag kurz vor dem Gewinn der 19. Meisterschaft stehende Elf genauer betrachtet, merkt, dass ihre ausgeglichene, schwer definierbare Spielweise auch der komplexen Altersstruktur des Kaders geschuldet ist.

Paul Scholes gibt mit seinem wohldosierten Spiel nicht selten den Takt bei Manchester vor.
Paul Scholes gibt mit seinem wohldosierten Spiel nicht selten den Takt bei Manchester vor.

© AFP

United hat zum einen phänomenale, noch erstaunlich rüstige Veteranen wie Keeper Edwin van der Sar (40 Jahre), Scholes (36) und dazu den ewigen Ryan Giggs (37) zur Verfügung. Vor allem Giggs spielt derzeit, als hätte er 20 Jahre Premier League nicht hinter, sondern noch vor sich. Im Champions-League-Halbfinal-Rückspiel gegen Schalke (20.45 live in unserem Ticker) wird der Waliser vermutlich geschont werden, das zeigt jedoch nur, wie wichtig er momentan für das Team ist. Ferguson braucht ihn im vorentscheidenden Spitzenspiel gegen Chelsea am 8. Mai dringender als gegen Schalke, das nach dem 2:0 im Hinspiel eigentlich schon besiegt ist.

Scholes und Giggs, die zusammen auf 1545 Pflichtspiele kommen, sind seit dem Weggang des glamourösen Duos Cristiano Ronaldo/Carlos Tévez im Sommer 2009 noch bedeutsamer geworden. Ihr wohldosiertes Spiel gibt nicht selten den Takt vor, United wirkt auch ohne Ball erstaunlich gelassen. Zugleich lebt gerade Yoga-Fan Giggs mit seinem Verzicht auf Alkohol auch abseits des Platzes jene Professionalität vor, an der sich der Rest der Truppe orientieren kann.

Ryan Giggs spielt derzeit, als hätte er 20 Jahre Premier League nicht hinter, sondern noch vor sich.
Ryan Giggs spielt derzeit, als hätte er 20 Jahre Premier League nicht hinter, sondern noch vor sich.

© REUTERS

„Uns fehlt vielleicht der Ronaldo-Faktor“, gab Ferguson vergangene Woche zu. „Aber dieses Team weiß dafür nicht, was es heißt zu verlieren. Wir haben soviel Erfahrung in der Truppe, dass wir auf dem Platz mit jeder Situation zurecht kommen.“ In Rio Ferdinand (32), Kapitän Nemanja Vidic (29) und Patrice Evra (30) stehen drei erfahrene Könner in der Defensive, die den Europapokal bereits gewonnen und in der Tat auch sonst schon alles gesehen haben.

Superstar Wayne Rooney und der Portugiese Nani, zwei 25-Jährige, sind für die rasanten Momente zuständig. Noch eine Spur schneller wird es, wenn Ferguson die 20 Jahre alten Da-Silva-Zwillinge Rafael und Fabio auf die Gegner loslässt oder Javier Hernández den Verteidigern das „Blut in den Adern verdreht“, wie es englische Fernsehreporter gerne formulieren. Der 22-Jährige Mexikaner, der vor der Weltmeisterschaft für den englischen Spottpreis von acht Millionen Euro von Deportivo Guadalajara gekauft wurde, ist die Entdeckung der Saison und ein wichtiger Faktor für Rooneys Rückkehr zur alten Stärke. Chicharito, die „kleine Erbse“, knallt als Mittelstürmer, das ermöglicht Rooney auf seiner Lieblingsposition der „neuneinhalb“ zwischen Mittelfeld und Angriff zu wirbeln.

Gegen diese ziemlich perfekt austarierte Elf wird es Schalke sehr schwer haben; United hat bisher auch noch nie ein Europapokal-Heimspiel mit zwei Toren Unterschied verloren. Hoffnung aus Schalker Sicht kann höchstens noch Alex Fergusons grenzenloser, an Hochmut grenzender Optimismus machen. Doch seine Erfolgsformel gibt ihm am Ende meistens Recht.

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