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Zur Unzeit. Konstanze Klosterhalfen wird bei der WM mit der Dopingsperre ihres Trainers in den USA konfrontiert.

© Bernd Thissen/dpa

Update

Vor Start bei der Leichtathletik-WM in Doha: Klosterhalfens Trainer-Chef wegen Dopings gesperrt

Die deutsche Langstreckenläuferin Konstanze Klosterhalfen wird bei der WM in Doha eingeholt – von der Dopingsperre des Leiters ihrer Trainingsgruppe.

Schock vor dem Start – das Doping-Thema hat die deutsche WM-Hoffnung Konstanze Klosterhalfen absolut zur Unzeit erwischt: Einen Tag vor ihrem ersten Rennen in Doha sieht sich die Läuferin mit einer vierjährigen Sperre des umstrittenen Trainers Alberto Salazar konfrontiert. Die 22-Jährige war im vergangenen Herbst nach Portland in die USA umgesiedelt, wo sie bei Salazars Nike Oregon Project trainiert. Klosterhalfen wird nach eigenen Angaben von dessen Assistent Pete Julian betreut. Salazar wurde nun wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Regeln für vier Jahre gesperrt. Das teilte die amerikanische Anti-Doping-Agentur (Usada) am Montag (Ortszeit) mit.

Klosterhalfens Management reagierte „überrascht und ein Stück weit geschockt“ auf die Nachricht aus den USA. „Aber es ändert ja an der Situation nichts: Konstanze ist entschieden gegen jegliche Art von verbotenen Substanzen. Sie ist nie damit in Berührung gekommen“, sagte ihr Manager Dany Biegler der Deutschen Presse-Agentur. Pete Julian „ist und bleibt“ beim Oregon Project ihr Trainer.

Die Ermittlungen gegen Salazar liefen vier Jahre lang. Wegen ihres Wechsels in Salazars Camp hatte Klosterhalfen in den vergangenen Monaten immer wieder kritische Fragen beantworten müssen. Die Leverkusenerin machte in diesem Jahr einen enormen Leistungssprung: Sie stellte in der Halle und im Freien insgesamt sechs deutsche Rekorde auf.

„Bei ihrer Arbeit für das Nike Oregon Project haben Herr Salazar und Dr. Brown demonstriert, dass Gewinnen wichtiger war als die Gesundheit und das Wohlergehen der Athleten, denen sie ihren Schutz versprochen hatten“, sagte USADA-Chef Travis Tygart in einer Mitteilung. Der Mediziner Jeffrey Brown wurde von einem amerikanischen Schiedsgericht ebenfalls für vier Jahre gesperrt.

Die Hauptvorwürfe der Behörde gegen Salazar sind: Anwendung von verbotenen Infusionen, Besitz und illegaler Handel mit Testosteron und die Vertuschung von Daten im Zusammenhang mit Doping-Kontrollen. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF teilte mit, dass Salazars Akkreditierung auf Bitte des US-Verbandes „deaktiviert“ worden sei.

DLV kann Suspendierung nicht einordnen

Der deutsche Verband sieht derzeit keinen Handlungsbedarf für seine in den USA trainierende Spitzenläuferin. „Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir noch zu wenige Informationen, um die Suspendierung von Alberto Salazar einordnen zu können“, teilte DLV-Präsident Jürgen Kessing am Dienstag mit. Klosterhalfen sei „eine mündige Athletin“, betonte Kessing. „Trotz intensiver Kontrollen gab es bei ihr keine Beanstandungen, und sie lehnt jede unerlaubte Methode ab.“

Salazar schrieb auf der Homepage des Projekts auf die Entscheidung, er sei geschockt. „Das Oregon Project hat Doping nie erlaubt und wird Doping nie erlauben.“ Die Vorwürfe seien „komplett falsch“. Er werde gegen die Entscheidung in Berufung gehen, kündigte der 61-jährige an. Der Sportartikelhersteller Nike wird ihn dabei unterstützen, wobei ein Sprecher auch klarmachte: „Nike dulde die Anwendung verbotener Substanzen in keiner Weise.“

Der frühere Marathonläufer trainierte bis 2017 den vierfachen Olympiasieger und sechsfachen Weltmeister Mo Farah - und der Brite hat dazu eine unmissverständliche Meinung: Es könne „keine Toleranz für irgendjemanden geben, der die Regeln bricht oder eine Linie überschreitet“.

Vier Jahre. Alberto Salazar ist wegen Dopings gesperrt worden.
Vier Jahre. Alberto Salazar ist wegen Dopings gesperrt worden.

© Kin Cheung/dpa

US-Läuferin Kara Goucher warf Salazar vor, sie zur Einnahme des Schilddrüsenhormons Thyroxin gedrängt zu haben, das nicht auf der Doping-Liste steht. Und nach Angaben von Trainer Steve Magness soll Salazar im Besitz von Testosteron gewesen sein. „Die Athleten haben in diesen Fällen großen Mut bewiesen und letztendlich die Wahrheit ans Tageslicht gebracht“, sagte Tygart.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat sich Klosterhalfen in Doha für einen Start über 5000 Meter entschieden. Die Leverkusenerin hatte bis zuletzt offen gelassen, ob sie über 1500 Meter oder auf der längeren Distanz antritt. Der Vorlauf steht am Mittwoch an, der Endlauf am Samstag.

Die niederländische Topfavoritin Sifan Hassan, die ebenfalls im Oregon-Projekt trainiert, soll nach Medienangaben über 1500 Meter antreten. Klosterhalfen hatte immer wieder betont, wie professionell die Trainingsbedingungen in Portland seien. Ihr Berater Oliver Mintzlaff, Geschäftsführer beim Fußball-Bundesligisten RB Leipzig und selbst einst Langstreckenläufer, hatte am Rande der Hallen-EM im März in Birmingham erklärt, „gar keine Bedenken“ wegen Salazar zu haben: „Die Voraussetzungen in den USA, die sind schon einmalig.“ (dpa)

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