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Vor WM-Vergabe: Fifa will sich nicht mehr mit Vorwürfen befassen

Der Fußball-Weltverband Fifa hat die neuen Bestechungsvorwürfe gegen drei Exekutivmitglieder als gegenstandslos bezeichnet und den Fall einfach für beendet erklärt.

Zürich ­ Unmittelbar vor der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 am Donnerstag in Zürich hat der Weltverband damit noch mehr an Glaubwürdigkeit verloren. Es handele sich um Vorgänge, die von Schweizer Strafbehörden bereits untersucht worden seien, teilte die schwer unter Druck geratene Fifa mit. Das Strafgericht Zug habe keinen Fifa-Funktionär verurteilt. Es sei auch kein Fifa-Mitglied wegen krimineller Delikte angeklagt worden.

Die Reaktion wirft ein schlechtes Licht auf den Weltverband und seinen Präsidenten Joseph Blatter. Der hatte nach der Suspendierung der Exekutivmitglieder Reynald Temarii (Tahiti) und Amos Adamu (Nigeria) wegen Verletzung des Ethik-Codes noch erklärt, dass „alle Zweifel ausgeräumt“ und neue Korruptionsfälle ausgeschlossen seien. Die Verfehlungen des Trios liegen zwar schon einige Jahre zurück, sind aber Beleg dafür, dass Schmiergelder im Milliardengeschäft Fußball wohl zur Tagesordnung gehören. Claudio Sulser, der Schweizer Chef der sechsköpfigen Ethik-Kommission, sprach von einem riesigen Imageverlust. „Der Schaden für den Ruf der Fifa ist sehr groß“, betonte Sulser.

Ein detaillierter Maßnahmenkatalog zu einem geänderten Wahlmodus oder striktere Richtlinien für Spitzenfunktionäre wurden vorerst nicht präsentiert. Stattdessen bestätigte Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke, beide WM-Turniere würden wie geplant vergeben. Fifa-Präsident Joseph Blatter will sich erst nach einer Sondersitzung der Exekutive am Freitag in Zürich zu dem Urteil und den Folgen äußern. Blatter, der sich im Fall der suspendierten Temarii und Adamu als Aufklärer gerierte, gerät nun in Erklärungsnot. Warum wird in der Fifa mit zweierlei Maß gemessen?

Die Antwort liegt auf der Hand: Bei den beschuldigten Ricardo Texeira (Brasilien), der zwischen 1992 und 1997 insgesamt 9,5 Millionen Dollar von der damaligen Fifa-Hausagentur ISL kassiert haben soll, Nicolás Leoz (Paraguay), Präsident des Südamerikanischen Verbandes, sowie einem Funktionär aus Afrika handelt es sich prominente Funktionäre. Texeira und Leoz haben die Vorwürfe bestritten. Im Fall des Offiziellen aus Afrika, der zudem Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ist, hat das IOC eine Untersuchung eingeleitet.

Blatter dürfte kein Interesse haben, dass alle Details der ISL-Affäre nun doch noch bekannt werden. 138 Millionen Schweizer Franken flossen damals von ISL als Schmiergelder in dunkle Kanäle. Eine völlige Aufklärung gab es nie. (dpa)

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