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Sport: Vorgänger als Nachfolger

Ottmar Hitzfeld kehrt nach München zurück

Berlin - Ist es vermessen, Ottmar Hitzfeld als zweiten Franz Beckenbauer zu bezeichnen? Als einen, der in absurden Situationen Verantwortung übernimmt bei den ganz großen Adressen, der kommt und geht, wenn es ihm gerade beliebt?

Als Beckenbauer 1984 beschlossen hatte, die Zeit sei reif, die Nationalmannschaft zu retten, da hat er sie gerettet. Ähnlich hat er das später noch zweimal beim FC Bayern München gemacht, zuletzt vor elf Jahren als erster Coaching President der Bundesliga. Den ihm angetragenen Job als Uefa-Präsident hat er abgelehnt, wahrscheinlich, weil er den Druck eines Dritten fürchtete, in diesem Fall Michel Platini.

Aus ähnlichen Gründen hatte Hitzfeld 2004 den Bundestrainerjob ausgeschlagen und vor ein paar Wochen eine Anfrage aus Dortmund. Er scheute den Druck, sich seinen Namen zugrunde richten zu lassen, erst von einer damals nicht konkurrenzfähigen Nationalmannschaft, dann vom Chaos rund um den Dortmunder Borsigplatz. Die Absage an den BVB war eine der kuriosesten in letzter Zeit: Der 58 Jahre alte Hitzfeld führte an, er wolle sich auf seine Aufgabe als Experte beim Sender „Premiere“ konzentrieren.

Schon damals hatte Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß die Spekulationen um ein Comeback Hitzfelds angeheizt: „Ottmar ist wieder voller Tatendrang. Wenn das richtige Angebot kommt, würde er es machen.“ Das richtige Angebot kam mit dem Rückrunden-Fehlstart des FC Bayern, also ließ Hitzfeld seine Fernsehkarriere sausen. Wer ihn einmal im Premiere-Studio im Münchner Vorort Ismaning besuchte, der war angenehm überrascht von dem freundlichen, ausgeglichenen Hitzfeld. Da plauderte ein Mann, der seine Magengeschwüre und Furchen im Gesicht offensichtlich per TV-Experten-Kur losgeworden war. Zu seinen Einsätzen in Ismaning reiste er stets aus seiner Schweizer Wahlheimat an. Hitzfeld wuchs nahe der schweizerischen Grenze auf, seinen ersten Trainerjob hatte er beim SC Zug, später arbeitete er in Aarau und Zürich, bis er 1991 nach Dortmund kam. Die Borussia hatte in den 28 Jahren vor ihm 23 Trainer verschlissen, mit Hitzfeld kamen Kontinuität und Erfolg. 1997 krönte er seine Zeit im Westfalenstadion mit dem Gewinn der Champions League: 3:1 im Finale gegen Juventus Turin, und das ausgerechnet im Olympiastadion des Rivalen FC Bayern.

Nach diesem Triumph zog er sich auf den Posten des Sportdirektors zurück. Ein Jahr später wechselte er zum FC Bayern, mit dem er weitere vier Meisterschaften holte und 2001 die Champions League gewann. In dieser Zeit machten sich die Bayern einen Namen als FC Hollywood, und Hitzfeld litt unter dem damit verbundenen Stress. Seine vorerst letzte Saison beendete er 2004 auf Platz zwei, im Selbstverständnis der Bayern der Platz des ersten Verlierers, aber die Fans verabschiedeten ihn mit Ovationen.

Jetzt ist der Vorgänger von Felix Magath nach zweieinhalb Jahren als dessen Nachfolger wieder zurück, ohne Magengeschwüre und ohne Furchen im Gesicht. Vielleicht hat es ihn gereizt, noch einmal gegen den Klub anzutreten, der ihn 1997 nach dem Rücktritt als Trainer in Dortmund haben wollte. Hitzfeld hat das Angebot damals ausgeschlagen. Jetzt gibt es doch ein Wiedersehen: Am 20. Februar gastiert Ottmar Hitzfeld mit dem FC Bayern im Champions-League-Achtelfinale bei Real Madrid.

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