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© dpa

Vorgeführt und hingehalten: Huntelaar erteilt Stuttgart Absage

Der VfB Stuttgart kann sich auch mit Stürmer Klaas-Jan Huntelaar nicht einigen und wirbt jetzt um Vagner Love von ZSKA Moskau.

Mit vielen guten Nachrichten kann die baden-württembergische Landeshauptstadt derzeit nicht aufwarten. Porsche macht mit unangenehmen Aufräumarbeiten Schlagzeilen, die Diskussionen um den unterirdischen Bahnhof Stuttgart21 spalten die Stadt und nun hat sich auch noch die Hoffnung auf den großen Fußball-Coup zerschlagen. Gegen neun Uhr am Donnerstagmorgen gab der VfB bekannt, was sich spät am Abend zuvor ereignet hatte: Die Verhandlungen mit Klaas-Jan Huntelaar wurden abgebrochen.

Die Stuttgarter hätten den 25 Jahre alten niederländischen Nationalspieler liebend gerne als Nachfolger für Mario Gomez gehabt. Es war alles vorbereitet, um einen Teil der für Gomez erhaltenen 35 Millionen Euro auszugeben und den teuersten Transfer der Vereinsgeschichte zu feiern. Doch jetzt muss man den Frust der Absage ebenso wegstecken wie den Umstand, vom Niederländer wochenlang vorgeführt worden zu sein. Die Suche nach einem neuen Stürmer wird in Moskau beim Brasilianer Vagner Love fortgesetzt, den man lange Zeit nicht wirklich wollte.

Aus Spanien und den Niederlanden heißt es, Huntelaar sei derjenige gewesen, der dem VfB über seinen Berater die Absage zukommen ließ und den Klub nur für den Notfall in Erwägung zog, weil es ihn in die englische Premier League zieht und die Stuttgarter keine große Nummer im internationalen Fußball seien. Die Stuttgarter verpackten die Absage auf ihrer Homepage so: „Der VfB hat am gestrigen Abend die Transferverhandlungen mit Huntelaar beendet. Der niederländische Nationalspieler hatte die gemeinsam vereinbarte Frist für eine definitive Entscheidung über einen Wechsel zum VfB Stuttgart nicht eingehalten, weil er sich mit seinem derzeitigen Verein Real Madrid nicht auf eine Vertragsauflösung verständigen konnte.“ VfB-Manager Horst Heldt sagte: „Wir wollten Klaas-Jan Huntelaar verpflichten, weil er mit seiner Spielweise sehr gut in unsere Mannschaft gepasst hätte. Aber wir sind nicht bereit, uns hinhalten zu lassen.“ Ähnliche Gefühle hat Huntelaar im Hinblick auf Real. Er fühle sich gedemütigt, teilte er in Madrid mit: „Es kann nicht sein, dass ich im Januar für 27 Millionen geholt werde und nun wie Müll beiseitegeräumt werden soll. Dann will der Klub noch entscheiden, wohin ich wechseln soll und dass ich dabei fünf Millionen verliere. Wer über 200 Millionen für neue Spieler ausgibt, muss auch etwas für mich haben.“ Der VfB hatte sich mit Real auf 18 Millionen Euro Ablöse geeinigt, Huntelaar jedoch hätte in Stuttgart rund 1,2 Millionen Euro pro Jahr weniger verdient. Real wollte die Differenz nicht übernehmen und der VfB lehnte die Forderung ab, für Real in die Bresche zu springen.

Manager Heldt, im Juli in den VfB-Vorstand berufen, steht gewaltig unter Druck, weil er zwei Monate nach Saisonende – ausgestattet mit einer gut gefüllten Kriegskasse – immer noch keinen Vollzug melden kann, im August für die Qualifikationsspiele zur Champions League jedoch unbedingt einen weiteren Stürmer braucht. Patrick Helmes (Bayer Leverkusen) zog sich einen Kreuzbandriss zu, bei Hoffenheims Demba Ba heilte eine Beinverletzung nicht ab, Mittelfeldspieler Milan Jovanovic (Lüttich/8,5 Millionen) war zu teuer, nun vervollständigt Huntelaar die erfolglose Suche. Immerhin hat sich Innenverteidiger Serdar Tasci entschlossen, seinen Vertrag in Stuttgart nach dem Zugeständnis einer Ausstiegsklausel zu verlängern – und nicht zu Juventus Turin zu wechseln.

Sturmkandidat Nummer eins des VfB ist der Brasilianer Vagner Love (ZSKA Moskau), obwohl der sich im „Kicker“ kritisch über die Schwaben äußerte: „Ich bin kein Stürmer zweiter Wahl.“ Heldt und Sportdirektor Jochen Schneider flogen gestern zu Verhandlungen nach Moskau. Dort werben allerdings gerade auch Vertreter von Olympique Lyon um Vagner Love als Ersatz für Karim Benzema. Der Franzose war für 35 Millionen Euro zu Real Madrid gewechselt – Lyons Kasse ist also genauso gut gefüllt wie die des VfB.

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