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Sport: Vorlauter Keks

Triathlet Chris McCormack will heute in Roth Lothar Leder schlagen – in Weltrekordzeit

Roth. Es waren die kämpferischen Worte des Topfavoriten Chris McCormack, die Veranstalter Herbert Walchshöfer doch noch gehörig in Panik versetzten. „Ich habe keine Lust, jemanden in Korea bei einem Triathlon zu schlagen“, verkündete McCormack wenige Tage vor dem Start in Roth, dem Mekka des deutschen Triathlons. „Ich will und werde ihn schlagen – in Weltrekordzeit.“ Leder ist der deutsche Topfavorit unter den 2218 Startern aus 32 Nationen.

McCormacks Ankündigung schätzt Walchshöfer als durchaus realistisch ein. Somit entschied er, schnell die ausgelobte Prämie für das Brechen des Weltrekords von 100 000 Euro wenige Tage vor dem Start (Sonntag, 6.30 Uhr) zu streichen. „Das ist mir einfach zu gefährlich“, sagt der Veranstalter, der sich andererseits natürlich über die Aussage des Weltcup-Siegers von 1997 freuen kann. Denn ein spannender Wettkampf vor geschätzten 100 000 Zuschauern scheint schon jetzt sicher.

Endlich wieder. Immerhin herrschte in jüngster Vergangenheit in Roth rein sportlich gesehen ein gehöriges Maß an Langeweile. Die letzten drei Mal gewann Lothar Leder die internationalen deutschen Meisterschaften in Roth. Nach Belieben dominierte der 32-jährige Darmstädter die schwere Strecke, die sich in 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen unterteilt. Doch nun scheint es vorbei mit den fränkischen „Lothar-Leder-Festspielen“. Mit McCormack, der erstmals in Roth startet, kann Leder durchaus seinen Meister finden. In Amerika gewann der 30-jährige Australier letzte Saison 26 Wettkämpfe in Folge.

Roth ist für McCormack einer der letzten großen Wettkämpfe vor dem wichtigsten Event der Szene – dem Ironman auf Hawaii. Dort, auf der Big Island, will er im Oktober den Thron der Triathleten erobern. „Macca“, wie McCormack von seinen Fans gerufen wird, hat sich deshalb auf Roth akribisch vorbereitet. Bereits vor zehn Tagen reiste er ins Fränkische und spulte Hunderte von Trainingskilometern ab. „Ich will diese Strecke optimal bewältigen“, verkündet er. Denn er ist sicher: Auch wenn die Strecke tückisch ist, „ist der Weltrekord für mich hier drin“.

Diese Aussage ist dabei keineswegs als Selbstüberschätzung zu werten. McCormack gilt als Star der Szene. Zwar stieß er erst 1996 als „unerfahrener Keks“ (so seine eigene Pressemitteilung) in die Weltelite vor. Doch schon ein Jahr später gewann er als erster männlicher Triathlet das Double und damit die begehrte Trophäe gleich zweier Weltverbände: die Triathlon World Championships und die ITU World Cup Series. Mit viel Kraft und Geschwindigkeit will er nun in Roth von Anfang an für klare Verhältnisse sorgen. Beim Schwimmen und auf der Radstrecke will er kräftig vorlegen. „Lothar ist beim Marathon besser“, weiß er. Leder lässt sich hingegen nicht provozieren. „Wenn wir überziehen und das Rennen zu hart angehen, kann es einen lachenden Dritten geben“, befürchtet der Deutsche, der bei seinem ersten Triumph 1997 als erster Triathlet der Welt unter der magischen Acht-Stunden-Marke blieb. Leder ist nicht weniger ambitioniert als McCormack. Auch er will in Hawaii Großes leisten und unter die „Top drei“ kommen. Zudem sagt er: „Ich muss hier gewinnen. Man erwartet es von mir.“

Auch wenn es um den Weltrekord geht, wird sich Leder wohl in Lauerstellung hinter McCormack positionieren, um auf der Laufstrecke dann den Sieg im Schlussspurt zu sichern. Wenn der Weltrekord dabei wirklich gebrochen wird, ist es nun auch Walchshöfer recht. Es kostet ihn nichts mehr.

Christoph Bertling

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