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Vorschau Portugal - Spanien: Iker Casillas: Ein Großer seiner Zunft

Ein Sieg im Halbfinale gegen Portugal wäre für Spaniens Torwart Iker Casillas der 100. Erfolg im Nationaltrikot - und womöglich ein Rekord für die Ewigkeit.

Selbst für Iker Casillas gibt es noch neue Superlative. Der Torhüter ist längst Spaniens Rekordnationalspieler, er ist Welt- und Europameister, mehrmaliger Spanischer Meister und hat die Champions League zwei Mal gewonnen. Mit dem Einzug ins EM-Finale allerdings würde der 31-Jährige heute einen neuen Meilenstein erreichen: Ein Sieg im Halbfinale gegen Portugal wäre sein 100. Erfolg im Nationaltrikot – womöglich ein Rekord für die Ewigkeit.

Casillas hütet sein nunmehr zwölf Jahren das spanische Tor, sein Debüt gab er am 3. Juni 2000 im Alter von 19 Jahren gegen Schweden – und verschuldete nach nur elf Minuten einen Elfmeter. Dieser Patzer hat seiner bislang 135 Partien währenden Länderspiel-Karriere nicht geschadet. Seine Nationaltrainer haben ihm stets bedingungslos vertraut, sein Anteil an der Dominanz der spanischen Mannschaft in den vergangenen Jahren wird oft unterschätzt. „Wir hatten seine Entwicklung in den spanischen Juniorenteams verfolgt, dabei ist uns aufgefallen, dass er immun gegen Druck ist“, hat der ehemalige spanische Trainer José Antonio Camacho einmal über den „Heiligen Iker“ gesagt, wie Casillas in Spanien genannt wird.

Auch Luis Aragones, der die Selección 2008 als Trainer zum EM-Titel führte, adelte Casillas: „Iker war meine rechte Hand und der bestmögliche Kapitän.“ Wie seine Vorgänger weiß auch Spaniens aktueller Coach Vicente del Bosque, was er an seinem Torwart hat. „Sie haben es nicht geschafft, weil wir Iker haben“, sagte del Bosque nach dem hart erkämpften 1:0-Vorrundensieg gegen Kroatien. „Wir sind sehr dankbar, dass wir ihn haben.“ Im Viertelfinale gegen Frankreich verlebte Casillas dann einen eher ruhigen Abend. Die beste französische Chance vereitelte der Torwart von Real Madrid auf seine typische Art: Yohan Cabaye zirkelte nach 32 Minuten einen Freistoß auf die linke obere Ecke des spanischen Tors, Casillas machte zwei schnelle Schritte, sprang ab und lenkte den Ball über die Latte – ohne sich danach abzurollen, ohne Theatralik, nüchtern und souverän.

Seine Gelassenheit hat dazu beigetragen, dass Casillas zuletzt vier Mal in Folge zum „Welttorhüter des Jahres“ gewählt wurde (ein weiterer Rekord, aber das nur am Rande). Seit 2008 haben die Spanier in K.-o-Spielen keinen Gegentreffer mehr hinnehmen müssen, eine schier unglaubliche Serie. So wundert es auch nicht, dass der deutsche Torwarttrainer Andreas Köpke die weltbesten Torhüter im EM-Halbfinale vertreten sieht – Manuel Neuer, Gianluigi Buffon und Casillas. Der 1,85 Meter große Spanier ist deutlich kleiner als Neuer (1,93) und Buffon (1,91). Als einer der größten Torhüter aller Zeiten wird Iker Casillas auf jeden Fall in die Fußballgeschichte eingehen – egal ob ihm bis Sonntagabend die Länderspielsiege mit den Nummern 100 und 101 gelingen. (Tsp)

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