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Karl-Heinz Rummenigge.

© dpa

Vorwürfe von Uefa-Mitarbeitern: Bayerns scharfer Konter

Der juristische Kampf der Münchner mit der Uefa lässt den Sieg gegen Rom in den Hintergrund treten. Zwei Mitarbeiter des Europäischen Fußballverbands sollen den FC Bayern der Manipulation bezichtigt haben.

Karl-Heinz Rummenigge nahm sich Zeit. Viel Zeit. Nicht so sehr für die Analyse des Auftaktspiels in der Champions League, das sein FC Bayern am Mittwochabend verdient 2:0 gegen den lethargischen AS Rom gewonnen hatte. Rummenigge wollte lieber in einer anderen Angelegenheit nachlegen. Zwei Mitarbeiter des Europäischen Fußballverbands (Uefa), so berichtet das Magazin „Stern“, sollen den FC Bayern der Manipulation bezichtigt haben, des Betrugs, der Zahlung von Millionenbeträgen, um Wunschergebnisse zu erhalten. Gerüchte über diese Anschuldigungen gab es schon vor Monaten. „Als ich diese Aussagen gehört habe, habe ich Bauchschmerzen bekommen und war total schockiert“, sagte Rummenigge, nachdem der FC Bayern morgens die Strafanzeige gegen den Uefa-Chefermittler Peter Limacher und dessen Mitarbeiter Robin Boksic auf den Weg gebracht hatte: „Das sind Dinge, die wir uns nicht gefallen lassen können. Das sind keine Kinkerlitzchen.“ Seine vordringliche Aufgabe, so schien es, sollte an diesem Abend sein, seinen Klub zu verteidigen.

Die Vorwürfe der Uefa-Mitarbeiter, die nun publik wurden, haben die Bayern nachhaltig erschüttert. Unter den großen europäischen Klubs waren sie dem öffentlichen Bild nach immer diejenigen, die ohne Skandale auskamen: ohne fragwürdige Finanzierungsmodelle, wie sie etwa Real Madrid begleiten; ohne Manipulationsvorwürfe, die Juventus Turin nachträglich zwei Meistertitel kosteten. Plötzlich geht es auch in München um Millionenbeträge, durchsuchte Häuser von Funktionären wie Uli Hoeneß, Bargeldansammlungen und sogar Kokain, das in der Wohnung eines Spielers gefunden worden sein soll. Das alles nach Angaben des Kroaten Boksic, einem Mitarbeiter von Limacher, der aus dem Umfeld der Berliner Wettbrüder Sapina stammen soll und dem die Uefa Glauben schenkt. „Da sind ungeheuerliche Behauptungen dabei“, sagt Rummenigge. „Ich weiß nicht, ob man das mit einer Hand beiseite wischen kann.“

Das Thema wird den europäischen Fußball noch beschäftigen – anders als das Spiel vom Mittwoch, das der FC Bayern gegen erschreckend schwache Römer (Torschütze Thomas Müller: „Die wollten nicht gewinnen“) in der Schlussphase für sich entscheiden konnte. Es geht um das Verhältnis zwischen den Bayern und der Uefa, das seit einiger Zeit nicht das beste ist. Spätestens, seit Michel Platini 2007 Chef der Uefa wurde – ein Amt, auf das sich auch Franz Beckenbauer Chancen ausgerechnet hatte. „Ich erwarte von der Uefa lückenlose Aufklärung“, sagte Rummenigge immer wieder, wohl wissend, wie schwierig das für den Verband wird, der gleichzeitig sein Gesicht wahren muss.

Die Schärfe in Rummenigges Worten hat einen Grund: Die Uefa hatte sich zuvor demonstrativ hinter ihren Disziplinarchef Limacher gestellt und den FC Bayern der Überreaktion bezichtigt. Die Strafanzeigen als Schnellschuss? „Das ist eine völlig normale Reaktion auf einen unglaublichen Imageschaden, den uns zwei Mitarbeiter der Uefa zufügen“, sagt Rummenigge. Der Tatbestand dürfte Rufmord sein. Die Uefa müsse sich schleunigst von Limacher und Boksic trennen, das erwarte er von der Uefa, von Platini. Auch wenn Rummenigge dessen Namen an diesem Abend nicht in den Mund nimmt.

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