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Nairo Quintana (r) hängt Christopher Froome bei der Vuelta ab und gewinnt. Froome bleibt nur, einen Toast auszusprechen.

© AFP

Vuelta: Nairo Quintanas Demonstration am Berg

Nairo Quintana wehrt Chris Froomes Attacken ab und siegt bei der Vuelta.

Chris Froome klatschte noch auf dem Rad anerkennend Beifall für seinen Rivalen Nairo Quintana. In den spanischen Bergen wurde der bei der Tour de France noch schier übermächtige Sky-Kapitän vom kolumbianischen Kletterer entzaubert. Auf jede Attacke des Briten hatte Quintana auf der letzten Bergetappe der Spanien-Rundfahrt eine Antwort. Am Ende des schweren Anstiegs zum Alto de Aitana sprintete der Movistar-Kapitän sogar noch demonstrativ an Froome vorbei.

„Froome hat mich mehrfach attackiert, auf den Abfahrten, auf den Anstiegen, selbst im Flachen. Ich wollte einfach Erster sein. Er war auch mein direkter Rivale und der stärkste meiner Gegner“, sagte Quintana, nachdem er die letzten schweren Attacken vor der Triumphfahrt nach Madrid am Sonntag abgewehrt hatte. Nötig hätte er die zwei Sekunden, die er auf Froome gewann, nicht mehr. Er lag in der Gesamtwertung 1:21 Minuten vorn. Aber Quintana wollte zeigen, wer der Chef ist. Und das gelang ihm eindrucksvoll. Auf der letzten Etappe, die der Däne Magnus Cort Nielsen gewann, griffen sich die Klassementfahrer traditionell nicht mehr an.

Der 26-Jährige behielt auch beim Zeitfahren die Ruhe

Ging es bei dieser verrückten Vuelta in die Berge, dann war meist der Kolumbianer vorn. 33 Sekunden nahm er Froome am Alto de la Camperona ab, 25 Sekunden am Lagos de Covadonga, gar 2:37 Minuten in Formigal. Froome konnte in den Bergen nur kümmerliche sechs Sekunden auf der dritten Etappe auf Quintana herausfahren. Auf seinem Hausberg Pena Cabarga – hier ging 2011 sein Stern als Rundfahrer auf – holte er sich zeitgleich mit Quintana den Etappensieg. Ohne den überzeugenden Sieg beim Zeitfahren, als der Brite mehr als zwei Minuten herausfuhr, wäre die Vuelta auch von den Abständen her eine klare Angelegenheit für den Kolumbianer geworden.

Quintana, bereits Sieger des Giro d’Italia 2014, vertraute ganz seinen Qualitäten. Die liegen in den langen und steilen Anstiegen. Spanien bot die Rampen dafür, mit 15, 20, ja 25 und sogar 30 Prozent Steigung. Es war ein Profil für Kletterer – und Quintana nutzte seine Chance. Der 26-Jährige zeigte sich aber auch nervenstark. Er dirigierte souverän seine Mannschaft und verlor nicht einmal beim Zeitfahren die Ruhe, als Froome näher und näher kam. Vor allem aber gewann er das Zutrauen in seine Fähigkeiten zurück. Bei der Tour de France hatte er die klare Überlegenheit Froomes anerkennen müssen und startete nicht eine ernsthafte Attacke. „Ich war durch Allergien geschwächt. Der Körper konnte nicht das Gewohnte leisten. Deshalb habe ich auch die Olympischen Spiele ausgelassen und mich zu Hause vorbereitet“, erzählte Quintana.

Was Quintana noch fehlt, wäre ein Sieg bei der Tour de France

Rückblickend war das die richtige Entscheidung. Dass die neugewonnene Kraft gegen Froome ausreichen würde, zeigte sich erst beim Etappensieg am Lagos de Covadonga. „Das gab mir großen Auftrieb für die nächsten Tage. Ich wusste einfach, dass ich die besten Beine hatte“, erklärte Quintana den entscheidenden psychologischen Moment.

Quintana schwingt sich gerade zum besten Kolumbianer der Radsport-Historie auf. Mit seinen Siegen beim Giro und der Vuelta hat er selbst Luis „Lucho“ Herrera, den legendären Kletterer der 80er Jahre, in den Schatten gestellt. Was ihm noch fehlt, ist der Sieg bei der Tour de France. Aber er weiß jetzt zumindest, wie er Froome in einer dreiwöchigen Rundfahrt besiegen und wie er dessen starkes Team Sky erschüttern kann. dpa

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