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Sport: VW und die Ausfälle

Die Affäre um Motorsportchef Kris Nissen verfolgt das Team bei der Rallye Dakar

Es brodelt weiterhin rund um das Volkswagen-Team bei der Rallye Dakar. Eigentlich wollte der Vorjahressieger mit einem weiteren Triumph Schlagzeilen produzieren, doch jetzt steht in Kris Nissen einer im Rampenlicht, der gar nicht am Steuer eines Touareg sitzt. Der VW-Motorsportchef sieht sich mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung konfrontiert. Der Däne soll im November beim Formel-3-Weltfinale in Macao eine Frau beleidigt und ihr an die Brust gefasst haben. Doch während Nissens vermeintliche Ausfälle in Deutschland thematisiert werden, zeigt sich das Volkswagen-Team in Südamerika zumindest nach außen von den Vorwürfen unbeeindruckt.

Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass sich die Piloten nicht von den Ereignissen ablenken lassen. Carlos Sainz gewann die ersten beiden Etappen, bei der dritten siegten dessen Markenkollege Timo Gottschalk aus Berlin und sein Fahrer Nasser Al-Attiyah aus Katar. Das Duo setzte sich im Touareg vor Sainz durch. Der Spanier behauptete auf der 731 Kilometer langen Etappe von San Miguel nach San Salvador de Jujuy damit seine Gesamtführung vor Gottschalk und Al-Attiyah.

Nissen ist weiterhin vor Ort und zusammen mit dem Team im Biwak zugegen, hält sich jedoch sehr im Hintergrund. Die Teammitglieder waren schon am Start in Buenos Aires über die Vorkommnisse und Anschuldigungen informiert worden. Nissen wollte den Vorfall lange nicht kommentieren, hat sich nun aber gegenüber der „Braunschweiger Zeitung“ geäußert. Dort bezeichnet er die Vorwürfe als „haltlos“ und weist darauf hin, dass dies auch Zeugen bestätigen können. Die ehemalige VW-Pilotin und Dakar-Siegerin Jutta Kleinschmidt hingegen widerspricht Nissen und führt ebenfalls Zeugen an.

Unstrittig ist, dass Nissen ein eigenwilliger Charakter ist. Er ist bekannt für seinen teilweise rauen Umgang mit seiner Umgebung, durch den sich der 50-Jährige zwar zahlreiche sportliche Erfolge sicherte, aber auch zahlreiche Feinde machte. So können einige im Dakar-Biwak ihre Schadenfreude über die Probleme des Dänen nur schwer verbergen.

Viele halten den Zeitpunkt der Veröffentlichung der Vorwürfe daher auch für nicht zufällig gewählt. Für Sven Quandt, BMW-X-raid-Teamchef und Hauptkonkurrent von VW, ist er sogar unfair. „Einen Zeitpunkt zu wählen, an dem jemand im Rampenlicht steht und sich eigentlich auf andere Sachen, in diesem Fall den Dakar-Sieg, konzentrieren will, ist keine gute Art.“ Es steht die Frage im Raum, ob ein bestimmter Zweck verfolgt wird – zum Beispiel Nissen aus seinem Amt zu entfernen.

Derzeit sieht es noch so aus, dass Nissen während der gesamten Rallye Dakar bis zum 15. Januar beim Team bleibt. Um nicht den Eindruck zu erwecken, die Sache aussitzen zu wollen, betont man bei Volkswagen, die Vorwürfe ernst zu nehmen und zu untersuchen. So arbeitet man in Wolfsburg intensiv an der Aufklärung des Sachverhalts. Mit Ende der Rallye Dakar und Nissens Rückkehr nach Deutschland wird sicherlich eine neue Phase eingeläutet. Ausgestanden dürfte die Geschichte noch lange nicht sein – selbst im Falle des dritten Dakar-Sieges hintereinander.

Eine Konsequenz hat die Affäre um Kris Nissen schon jetzt. Peter Maffay und die beiden Scorpions-Bandmitglieder Rudolf Schenker und James Kottak, die eigentlich in Südamerika für den VW Amarok werben sollten, werden nicht zum Ruhetag der Rallye Dakar einreisen. Im chilenischen Arica war ein Konzert der drei geplant.

Stefanie Szlapka[Tucuman]

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