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Der einzige Deutsche im Feld. Markus Wieser hat Heimvorteil, hier segelt er ein früheres Match Race auf dem Wannsee. Foto: Camera4

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Sport: Wach am Wind

Beim Berlin Match Race am Wannsee segelt Markus Wieser, das Publikum ist ganz nah dabei

Berlin - Wind gibt es diesmal auf dem Wannsee reichlich, aber das ist Markus Wieser nicht einmal so recht. „Unter schwierigen Bedingungen habe ich gegen die Match-Race-Spezialisten eine größere Chance“, sagt er. „Wenn Taktik gefragt ist, käme meine Erfahrung mehr zum Tragen.“ Im Gegensatz zu seinen elf Kontrahenten des traditionellen Segel-Zweikampfes auf dem Wannsee meldet der auf Rang 267 der Weltrangliste geführte Wieser für diese Disziplin nur noch ganz selten. 1994 war er darin zwar Europameister, holte sich auch acht Mal in Deutschland den Titel, aber der Sinn steht ihm längst nach anderen Schiffen. „Match Race hält mich mental wach, es ist das beste Training für meine Starts in anderen Klassen“, erklärt der Ur-Bayer vom Starnberger See. Nahezu Pflicht ist aber für den 46-Jährigen die Teilnahme beim Berlin Match Race, das er schon fünf Mal gewinnen konnte. Aktuell ist er wieder vorn dabei: Wieser konnte bislang sieben von elf Vorrundenrennen für sich entschieden.

Markus Wieser ist nicht nur Mitglied im Verein Seglerhaus am Wannsee (VSaW), der gemeinsam mit dem Berliner Yacht-Club die 19. Auflage veranstaltet. Er ist auch vorübergehend in die Hauptstadt gezogen. „Ein Berliner werde ich zwar niemals, aber es ist spannend, in dieser kochenden Stadt zu leben“, sagt er. Sein Bekanntheitsgrad als Segler hatte nicht dafür ausgereicht, für eine seiner vier Töchter in der Heimat einen Platz in einer internationalen Schule zu bekommen. In Berlin hat es geklappt, aber in drei Jahren soll es auf wieder zurückgehen.

Dass den einzigen Deutschen im Feld der Segelprofis aus zwölf Ländern viele Fans unterstützen können, ist eine Besonderheit dieser Veranstaltung. Jeden Tag von 10 bis 16 Uhr, bis hin zum Halbfinale und Finale am Sonntag, wird für sie am Großen Wannsee das Segeln sehr nah aufbereitet. „Wir setzen beheizte Zuschauerschiffe ein, auf denen die Wettkämpfe fachmännisch kommentiert werden. Und an Land gibt es ein Public Viewing, ebenfalls mit Moderation“, sagt VSaW-Geschäftsführer Frank Butzmann. Der ehemalige Star-Boot-Olympiateilnehmer von 1996, der Anfang Januar in Melbourne bei der Drachen-WM dabei sein wird, hat das Teilnehmerfeld zusammengestellt. Sehr gern hätte er auch wieder den zweimaligen America's-Cup-Sieger Jochen Schümann in einem der J80-Boote dabei gehabt, aber der deutsche Segel-Star wird sich an diesem Wochenende nach Dubai begeben. „Es finden viele Profi-Veranstaltungen statt, da bekommt man die Top Ten nicht zusammen“, sagt Butzmann. Viele der Berliner Teilnehmer waren vorher auf den Bermudas, nach dem Wannsee werden sie beim Monsun-Cup in Malaysia segeln.

Nur Markus Wieser hat andere Ziele. Eines davon möchte er nur andeuten, es hängt aber mit seinem geplatzten Traum vom America's Cup zusammen. „Seitdem klar ist, dass Katamarane zum Einsatz kommen werden, auf denen ich keine Erfahrungen habe, ist das Thema für mich erledigt“, sagt er. Aber es gäbe bereits ein großes, weltweites Projekt für 2012, das so etwas wie ein Gegenstück zum America’s Cup werden könne. Fünf Regatten mit über 80-Fuß-Schiffen seien geplant; mehr wolle er wirklich nicht verraten. Für Wieser geht es nach Berlin im Dezember zum RC44-Circuit nach Miami. Gegen diese Segelschiffe nehmen sich die Boote vom Match Race auf dem Wannsee recht klein aus, wie auch das Berliner Preisgeld von insgesamt 19 900 Euro.

Für Wieser, der 110 Tage im Jahr unterwegs ist und wegen einer Familien-Immobilienfirma von seinem Sport nicht leben muss, hat beides seinen Reiz. Egal, ob der Wind nun stark oder schwach weht.

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