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Verdienter Sieg: Mihambo ist eine Außergewöhnliche, nicht nur wegen ihrer Leistungen in der Weitsprunggrube, sondern auch wegen ihres Projektes „Herzsprung“.

© Reuters/ Tom Weller

Wahl der „Sportler des Jahres“: Gewählt werden kann immer

Im Gegensatz zu anderen Großveranstaltungen konnte die Wahl der „Sportler*in des Jahres" stattfinden. Erstaunlich abgefahren fiel sie allerdings nicht aus.

Das Jahr 2020 war für den internationalen Sport ein Jahr ohne Großereignisse, also im Wesentlichen ein Jahr der Absagen. Fußball-Europameisterschaft, Olympische und Paralympische Spiele in Tokio und etliche andere Titelkämpfe fielen aus oder wurden verschoben. Aber was auch immer wegen eines Virus nicht gehen mag und mag die Welt auch wackeln - gewählt werden kann immer. Die Wahl der „Sportler des Jahres“ fiel nicht aus, die Wahl der neuen Titelträger fiel allerdings bei der 73. Auflage auch nicht erstaunlich abgefahren aus.

Weitspringerin Malaika Mihambo verteidigte ihren Status, Eishockeyprofi Leon Draisaitl holte sich die Ehrung erst als zweiter Mannschaftsportler nach Dirk Nowitzki überhaupt und der FC Bayern München – nun ja. Bayern holte sich den gefühlt tausendsten Titel. Wahrscheinlich war es sogar Titel Nummer 1002 für den deutschen Fußball-Rekordmeister.

Malaika Mihambo hatte die Ehrung natürlich verdient, auch wenn ihr Vorsprung auf die Konkurrentinnen knapper ausfiel als bei den Siegern in den anderen Sparten. Sie sagte, sie habe damit nicht gerechnet. Weil es in der Leichtathletik keine großen, außergewöhnlichen Titelkämpfe gegeben habe. Ja, wo denn auch schon gab es in diesem Jahr etwas Außergewöhnliches?
Mihambo ist eine Außergewöhnliche, nicht nur wegen ihrer Leistungen in der Weitsprunggrube, dort führt die Weltmeisterin von der LG Kurpfalz mit 7,03 Metern die Weltbestenliste an. Die 26-Jährige überzeugte aber auch mit ihrem Projekt „Herzsprung“, das Kinder beim Sporttreiben unterstützt. Sie ist eine Frau mit weitem Horizont. Dem Tagesspiegel sagte sie einmal: „Heute vergessen viele Menschen, dass sie Menschen sind. Sie definieren sich nur über Erfolge oder über ihre Arbeit.“ Das verstehe sie nicht. „Ich bin nach meinen Erfolgen derselbe Mensch geblieben.“

Sportler des Jahres: Der 25-jährige Leon Draisaitl steht auch stellvertretend für eine Generation deutscher Talente
Sportler des Jahres: Der 25-jährige Leon Draisaitl steht auch stellvertretend für eine Generation deutscher Talente

© dpa/ Marius Becker

Derselbe Mensch zu bleiben, das wird für Leon Draisaitl wohl auch nicht das Problem. Der smarte Bursche aus Köln lächelt seine Popularität meistens professionell weg bei seinen medialen Auftritten. Typ Kumpel. Mit dem Jungen möchte man mal ein Kölsch zischen, aber wo bloß? In Edmonton, der Stadt seines Arbeitgebers Edmonton Oilers aus der National Hockey-League (NHL) kann er ohnehin nicht ungestört die Straße betreten. Zumindest in seiner Heimatstadt Köln dürfte er nun auch allerorts erkannt werden. Er hat die Ehrung in jedem Fall verdient: Als erster deutscher Eishockeyprofi wurde er Topscorer in der NHL und als bester Spieler der Liga gekürt.

Draisaitl steht stellvertretend für eine Generation deutscher Talente

Übrigens wurde mit Alphonso Davies vom FC Bayern München ein Fußballer aus Edmonton zu Kanadas Sportler des Jahres gewählt (gemeinsam mit einem Footballer). Viele Menschen im Eishockeyland Kanada wundern sich nun, warum die Deutschen noch nie einen Fußballer zum Sportler des Jahres gekürt haben. So gesehen ist die Wahl von Davies viel spektakulärer, weil die Deutschen viel besser Eishockey spielen als die Kanadier Fußball. Vor zwei Jahren wurde die Eishockeynationalmannschaft zur Mannschaft des Jahres gekürt – nach dem Gewinn der Silbermedaille bei Olympia (für Kanada blieb 2018 in Südkorea nur Bronze, nach einer Niederlage gegen Deutschland im Halbfinale).

Der 25 Jahre alte Draisaitl steht auch stellvertretend für eine Generation deutscher Talente, die noch große Karrieren vor sich haben könnten. Seine sportlichen Ziele sind klar, sagte der Kölner unlängst: Olympiasieger mit Deutschland werden, den Stanley Cup gewinnen. Und in zehn Jahren dann mit seinem Heimatverein Kölner Haien Deutscher Meister werden, ließe sich ergänzen. Denn dort will er seine Karriere beenden, sagte er unlängst. Der Titel mit Köln dürfte klar die größte Hürde für Leon Draisaitl werden.

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Titel und Bayern, da ist gar nichts schwierig. So wirkt es, aber natürlich stehen Arbeit, Geld und richtige Entscheidungen hinter dem Erfolg. An den Bayern führte diesmal auch international kein Weg vorbei, zumal sie mit dem Gewinn der Champions League unterstrichen, dass sie absolute Weltspitze im Fußball sind. Der Titel zur Mannschaft des Jahres zähle „sehr viel“, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge. Das hat er an anderer Stelle, nach den anderen Titel, auch schon mal gesagt. Aber schön ist es trotzdem.

Rummenigge sei gesagt, dass er zum Abschied von seinem Amt Ende 2021 (so ist der Plan) wieder aussichtsreich im Rennen liegt mit seinen Bayern. Denn die liegen ja gut im Rennen auf dem Weg zur Triple-Verteidigung und könnten dann ihr Quartett verteidigen.

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