zum Hauptinhalt
Foto: dpa

© dpa

Sport: Wahnsinn mit Fortsetzung

Wasserspringer Sascha Klein gewinnt WM-Bronze, die 4x100-Meter-Staffel mit Britta Steffen enttäuscht.

Barcelona - Unmittelbar nach der Siegerehrung leistete sich Sascha Klein einen kleinen Ausreißer. Nachdem die Medaillen im Einzel vom Turm bei der WM in Barcelona verteilt waren, sah das weltmeisterliche Protokoll einen seriösen Marsch der Gewinner durchs Sprungstadion vor. Sieger Qiu Bo aus China schritt ordnungsgemäß hinter dem zweitplatzierten Amerikaner David Boudia einher – doch der 27-jährige Klein büxte aus. Die Freude über seine Bronzemedaille trieb den gebürtigen Rheinländer in die entgegengesetzte Richtung, dorthin, wo noch einige Fans kreischten. Aber nur für einen Moment, dann sah er die beiden Kollegen davon marschieren und kratzte mit einem schelmischen Lächeln im Gesicht die Kurve.

„Es ist“, strahlte Klein, als er wenige Minuten später hinter dem Sprungturm in der Sonne stand, „wieder mal so, wie es schon war: Wahnsinn.“ Wahnsinn war bereits seine Bronzemedaille bei der WM vor zwei Jahren gewesen. Gesteigerter Wahnsinn war dann die Goldmedaille in Barcelona, die der Springer vom Dresdner SC vor einer Woche im Synchronspringen vom Turm eingepackt hatte. Seite an Seite mit Partner Patrick Hausding – in einem Wettbewerb, in dem Klein eine Medaille, wenn auch nicht unbedingt die goldene, vor der WM zu seinem Ziel erklärt hatte. Im Einzel lagen die Dinge dagegen anders: Erst ins Finale, und dann sehen wir weiter. So lautete Kleins Plan für die letzte Disziplin der Sprungwettbewerbe. Und nun hatte der Wahnsinn seine Fortsetzung gefunden.

Die Grundlage dafür war die Sicherheit, die Klein zeigte: „Der zweite und dritte Sprung waren noch durchschnittlich. Da wusste ich, dass ich zurückkommen und meine Sprünge optimal ins Wassers setzen muss – und das habe ich geschafft“, sagte er. Gemeinsam mit Hausding brachte Klein dem chinesischen Springer-Ensemble die einzige Niederlage in Barcelona ein und auch deshalb nannte Klein sein persönliches Springerwoche am Mittelmeer: „Perfekt“.

Für die einen ist die WM bereits beendet, bei den Beckenschwimmern geht sie erst los – und aus deutscher Sicht mit einem kleinen Desaster. Die 4x100 Meter Freistil-Staffel der Frauen um Britta Steffen wurde im Finale nur achte. Mit langen Gesichtern verzogen sich anschließend Steffen und ihre Staffelkolleginnen Dorothea Brandt, Alexandra Wenk und Daniela Schreiber. Steffen hielt noch kurz inne und machte einen kleinen Knicks vor ihrer US-Kollegin Natalie Coughlin. Die 30-Jährige ist schon ähnlich lange wie Steffen (29) in der Schwimmer-Welt unterwegs – im Gegensatz zur Doppel-Olympiasiegerin von Peking hat Coughlin aber wie immer starke Mitstreiterinnen um sich herum. So gewann das US-Quartett in nationaler Rekordzeit vor den Australierinnen. Weit abgeschlagen trudelten die deutschen Damen mit über sieben Sekunden Rückstand ein.

„Ja, das ist nix. Das ist tief enttäuschend für alle“, sagte Steffen. „Da müssen wir uns wirklich tiefsinnig hinterfragen – und hoffen, dass wir dabei irgendwelche Erklärungen finden.“ Auch sie selbst schwamm langsamer als erwartet. Von den 31 anderen Schwimmerinnen im Finale waren zwölf schneller als sie, ein Platz im Endlauf über 100 Meter Freistil am Freitag scheint in weiter Ferne.

Bei der 4x100-Meter-Staffel der Männer gewann Frankreich, das deutsche Team wurde immerhin sechster. Und besonders einer im deutschen Quartett war zufrieden: Schmetterlingspezialist Steffen Deibler. Kurz vor dem Staffelrennen schaffte er auf seiner Nebenstrecke, den 50 Meter Schmetterling, als Sechster den Sprung ins Finale am Montagabend. Der Boden für das Rennen über die doppelte Distanz, bei denen am Freitag Vorläufe und Halbfinals anstehen, ist bereitet. „Meine Zeit heute bestätigt mir“, teilte Deibler, der Weltjahresbeste über 100 Meter Schmetterling, mit, „dass ich schnell bin.“ Andreas Morbach

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false