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Sport: Wanderin zwischen zwei Welten

Birgit Prinz ist gerade 25 Jahre alt – und macht ihr 100. Länderspiel

Berlin. Rund 15 Stunden liegen zwischen dem Abpfiff in Cary in North Carolina und dem Anpfiff im Tausende Kilometer entfernten Umea. Birgit Prinz ist zwar verrückt, fußballverrückt, aber den Kampf gegen die Zeit nimmt nicht einmal sie auf. Am 5. April stürmt die 25-Jährige nachmittags zum Saisonauftakt in der US-Profiliga (Wusa) für ihren Erstklub Carolina Courage gegen Washington – am nächsten Tag tritt ihr Zweitklub 1. FFC Frankfurt im Uefa-Cup-Halbfinale in Schweden an. Ohne Prinz. „Schade, aber man kann nicht alles haben“, sagt Prinz. Dafür bestreitet sie am Donnerstag bei der EM-Qualifikation in Babelsberg gegen Schottland (15 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion) ihr 100. Länderspiel.

Und doch muss es für die sehr ehrgeizige Fußballerin ein Graus sein, dass sie nur Daumen drücken kann für den Klub, mit dem sie vor einem Jahr den Uefa-Cup gewann. Anschließend wechselte sie in die USA, und seitdem ist Prinz eine Wanderin zwischen den Fußballwelten. Weil die Saison in der Bundesliga von August bis Juni geht und die in Amerika von April bis August, stürmt sie für zwei Teams. In Frankfurt kickt sie neben ihrem Job als Physiotherapeutin in Teilzeit, in Cary ist sie Vollprofi. Beide Klubs führte sie 2002 zum Meistertitel.

Die Wusa, die als stärkste Liga der Welt gilt, hat ab kommender Woche Vorrang. Prinz wird für Länderspiele freigestellt, nicht aber mehr für ihren Heimatverein. Im DFB-Pokalhalbfinale vor vier Tagen gegen den FSV Frankfurt schoss sie noch ein Tor, beim Finale in Berlin gegen Duisburg bleibt ihr nur das Mitfiebern jenseits des Ozeans. „Hin- und hergerissen“ zwischen beiden Ländern sei sie, sagt Prinz, die bei der Wahl zur Weltfußballerin des Jahres Zweite wurde hinter US-Star Mia Hamm. In Cary vermisst sie die deutschen Freunde. Dafür ist die sportliche Herausforderung riesig, „da hat nicht ein Team die Meisterschaft abonniert“.

Nicht nur über ihre sportliche Zukunft in North Carolina macht sich Prinz Gedanken, sondern auch darüber, wie es ihr als Deutsche nach Ausbruch des Irak-Krieges in den USA ergehen wird. „Das wird man sehen, ich glaube nicht, dass sie mich nicht mehr wollen, weil ich Deutsche bin“, sagt Prinz. Am Montag nach dem Länderspiel steigt sie ins Flugzeug. In den bisherigen 99 Partien für Deutschland schoss sie 45 Tore, wurde Europameisterin, Vizeweltmeisterin und Olympiadritte. Bereits mit 16 Jahren feierte sie ihr Debüt in der Nationalmannschaft. Neun Jahre später jetzt das 100. Spiel. Doch diese Zahl beeindruckt Prinz wenig. „Ich bin keine Statistikerin“, sagt sie. „Das erste Länderspiel war etwas Besonderes, aber das 100.?“

Helen Ruwald

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