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Sport: Warm singen

Beim Pokalsieg der Junioren gegen TeBe übten Schalkes Fans fürs große Finale

Berlin - Für jede Unterbrechung waren die Spieler dankbar. Wenn etwa ein Aktiver schmerzgekrümmt auf dem Rasen lag, gerade von einem gegnerischen Fuß getroffen, und die Sanitäterin schon von der Seitenlinie losspurtete, dann eilte das Gros der beiden Mannschaften in die entgegengesetzte Richtung zur Trainerbank. Dort griffen sie sich Flaschen, tranken hastig oder schütteten sich das Wasser über den Kopf. Es war zu heiß im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark beim DFB-Pokalfinale der A–Junioren zwischen Tennis Borussia und Schalke 04.

Als das Spiel um 18.47 Uhr abgepfiffen wurde, war es noch so schwül, dass für viele der Schalker der kleine grüne Wassereimer am Spielfeldrand die wahre Trophäe war. Nicht der schmucklose Pokal, der auf einem Beistelltischchen stand und den sich die Gelsenkirchener mit einem 3:1-Sieg gesichert hatten. Also wartete DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder geduldig auf die Siegerehrung, während die Schalker immerfort im Kreis umherhüpften und nicht genug bekamen – vom Wasser.

Die blau-weißen Fans hatten sich längst neues Bier besorgt, sie sangen altbekannte Lieder vom Pokalsieg, und davon, dass der Meister ihnen egal sei. Sie waren unter den 3000 Zuschauern in der Überzahl und mit ihren Gedanken wohl schon im Olympiastadion, beim Spiel gegen Bayern München. Dieses kleine, unaufgeregte Finale war eine Generalprobe – und für die Fans auch Ehrensache. Den Junioren helfen. Und sich warm singen. „Sich aufwärmen“, sagte einer, und er hatte leicht reden, saßen die Schalker doch im Schatten der Gegengerade. Während den TeBe-Anhängern auf der anderen Seite der Schweiß über die Stirn lief. Sie feierten trotzdem ohne Pause, sind große Auftritte ihres Vereins doch selten geworden. Die erste Mannschaft hat den Aufstieg aus der Oberliga verpasst und auch für die A-Jugend sind Spiele gegen Spitzenteams, die Ausnahme. TeBe stagniert in der Bundesliga Nord/Nordost im Mittelfeld, Schalke hat in der stärkeren Staffel West noch Chancen auf den Titel. Seit gestern auch auf das Double.

Mike Hanke war 2002 beim letzten Junioren-Pokalsieg der Schalker dabei, nun empfahl sich Stürmer Tolga Öztürk für dessen Nachfolge. Seine Treffer in der 60. und 72. Minute drehten das Spiel. Zwar war TeBe in der ersten Halbzeit durch Julian Prochnow in Führung gegangen, doch der Favorit aus Gelsenkirchen wurde gefährlicher, wirkte willensstärker, kraftvoller. Nach der Pause vermied TeBe jede Aktivität. „Wir sind gar nicht mehr ins Spiel gekommen“, sagte TeBe-Trainer Markus Schatte später. In der Kabine hatte er noch gewarnt: Ihr müsst mehr machen, sonst überrollen die uns. So war der Schalker Sieg verdient. Trotz eines verschossenen Elfmeters und zweier aberkannter Treffer fiel er am Ende deutlich aus.

Durch die Katakomben des Jahn-Sportparks rannten eine halbe Stunde nach Spielschluss halbnackte Sieger, den Pokal im Arm. Schatte schaute ihnen hinterher. Seine Jungs hatte er trösten müssen. „Sie werden erst später merken, was sie erreicht haben.“ Der Name Tennis Borussia wird in den Statistiken stehen. Wie es mit diesem Jahrgang weiter geht, weiß Schatte noch nicht. Fünf, sechs Spieler werden in den Oberligakader stoßen, vielleicht fragen auch höherklassige Vereine nach. Für andere wird dieses Finale Höhepunkt ihrer Fußballkarriere bleiben.

Patrick Bauer

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