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Sport: Warten auf den Zahltag

Das deutsche Eishockey-Nationalteam investiert Mut und Energie – und verliert 2:6 gegen die Slowakei

Resultate sind das, was im Sport vorrangig zählt. Und geht es tatsächlich nur darum, so hat die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bislang beim Deutschland-Cup völlig enttäuscht. Die Deutschen unterlagen am Samstag auch der Slowakei 2:6 (1:1, 0:0, 1:5), es war die dritte Niederlage im dritten Spiel. Die Höhe der Niederlage war jedoch vor allem der Risikofreude des neuen Bundestrainers Greg Poss geschuldet: In den letzten Minuten hatte er Torhüter Dimitri Kotschnew zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis genommen, die Slowaken trafen daraufhin gleich zweimal ins leere deutsche Tor.

Geht es nach Meinung einiger Trainer, dann ist das Nationalteam trotz der drei Niederlagen im Aufwärtstrend. Trainer Pierre Pagé von den Berliner Eisbären sagte: „Die Deutschen zahlen jetzt Geld auf ihr Sparkonto ein, irgendwann heben sie das ab.“ Pagé findet, dass die Mannschaft unter Poss den Gegner massiv unter Druck setze – ganz anders eben als noch unter Poss’ Vorgänger Hans Zach. Da allerdings hatten die Deutschen manchen Gegner mit ihrer zermürbenden Defensivtaktik noch besiegt.

Von einem Sieg waren die Deutschen gestern zwei Drittel lang nicht weit entfernt. Lubomir Pokovic, der Assistenztrainer der Slowaken, fand, dass das Spiel „ganz knapp“ gewesen sei. Doch trotz aller Lobhudeleien für die Deutschen: Der Zahltag will sich beim Turnier von Hannover nicht einstellen. Stürmer Stefan Ustorf findet das nicht verwunderlich. Schließlich könne man das neue Spielsystem nicht binnen weniger Tagen einstudieren. „Am besten wäre es, wenn wir ein, zwei Wochen erst mal in Ruhe mit Greg Poss trainieren könnten“, sagt Ustdorf.

In Ruhe trainieren können die Deutschen momentan nicht, dabei wäre ein wichtiger Programmpunkt bei den Übungseinheiten mit Sicherheit das Erzielen von Toren. Auch das gestrige Spiel begann wie zuvor die Partien gegen die USA (1:5) und gegen die Schweiz (1:2 nach Penaltyschießen): Mit einem halben Dutzend bester vergebener deutscher Torchancen. Und so kam es, dass die Slowaken in Führung gingen. Erstaunlicherweise kamen die Deutschen noch im ersten Drittel durch Stefan Ustorf zum Ausgleich – und das in Unterzahl.

Auch ohne ihren nominell besten Spieler Jochen Hecht – der Mannheimer musste wegen einer Verletzung am Ellbogen nach zwölf Minuten in die Kabine - hielten die Deutschen weiter gut mit und vergaben weiter ihre Torchancen. Die Slowaken waren effektiver. Nach dem torlosen Mitteldrittel ging im letzten Abschnitt alles ganz schnell. Martin Bartek traf in der 41. Minute zum 2:1, Martin Hujsa nur Sekunden später zum 3:1 für die Slowaken. Anschließend überwand Hujsa den unsicheren deutschen Torhüter Kotschnew aus Iserlohn mit einem harmlosen Distanzschuss und kurz vor Schluss erzielte Stefan Retzer (Kassel) noch das 2:4. Danach leisteten sich die Deutschen noch die finale Posse, ohne Torhüter zu spielen. Mit den bekannten Konsequenzen.

Kein Wunder, dass Poss nun heute das letzte Spiel beim Deutschland-Cup gegen Kanada (14.15, live im DSF) „unbedingt gewinnen will“. Sollte das nicht gelingen, würden die statistischen Werte für sein Team noch unfreundlicher aussehen. Wenn man nur die Resultate betrachtet, ist die Eishockey-Nationalmannschaft in der größten Krise ihrer Geschichte. Seit Mai, seit der Weltmeisterschaft in Prag, warten die Deutschen nun schon auf einen Sieg. Seit zwölf Spielen.

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