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Sport: Warten auf die Heimat

Warum Alba Berlin in den Play-offs auswärts nicht gewinnt

Braunschweig . Irgendwo hinter Wolfsburg entdeckte die Fahrkartenkontrolleurin Vladimir Petrovic. Der Basketballprofi von Alba Berlin döste im ICE 872 Berlin entgegen, als ihn die resolute Dame aufschreckte. „Würden Sie bitte ihre Beine dort herunternehmen“, sagte die Angestellte der Deutschen Bahn bestimmt. Der 1,97 Meter große Jugoslawe blickte erstaunt auf – und zog brav seine Füße vom Nachbarsitz.

Manche Dinge funktionieren zu Hause einfach besser als in fremder Umgebung. Das muss Alba Berlin gegenwärtig auch in den Play-offs der Basketball-Bundesliga feststellen. Das 82:90 im zweiten Halbfinalspiel bei TXU Energie Braunschweig war bereits die dritte Auswärtsniederlage in Folge. Weil die Berliner zuvor ihr Heimspiel gegen den Tabellendritten der Hauptrunde gewonnen hatten, steht es nun 1:1 in der Best-of-five-Serie. Am Sonntag (15 Uhr, Max-Schmeling–Halle) können sie erneut in Führung gehen, doch das dürfte nun etwas schwieriger werden. Das Braunschweiger Selbstbewusstsein steigt, zumal das Team von Ken Scalabroni erstmals seit 32 Spielen gegen Alba siegte. Im zweiten Halbfinale (Stand 1:1) gewannen Bamberg und Bonn ebenfalls jeweils ihr Heimspiel. „Der Heimvorteil ist in den Play-offs ein großer Vorteil“, sagt Albas Vizepräsident Marco Baldi, „aber dafür haben wir auch das ganze Jahr gekämpft.“

In Braunschweig hatten die 6850 Zuschauer ihr Team zu einer großen kämpferischen Leistung getrieben. „Die Braunschweiger haben gefightet, als ob es ihr letztes Spiel wäre“, sagt Baldi. Nicht, dass die Berliner nicht dagegen gehalten hätten. „Aber alle Bälle, die auf dem Boden herumlagen, haben die Braunschweiger erobert.“ Soll heißen, dass die Braunschweiger einfach aggressiver zu Werke gingen.

Bei den Schiedsrichtern spielt der Heimvorteil ebenfalls eine Rolle. 27 Fouls kassierte Alba in Braunschweig, die Gastgeber bekamen nur 18 Aktionen als Foul gewertet. Zwei strittige Pfiffe in der Schlussphase, als Alba wieder auf vier Punkte herangekommen war, gingen gegen die Berliner. „Jeder Schiedsrichter fühlt sich wohler, wenn die Halle jubelt“, sagte Baldi.

Die Schuld an der Niederlage wollte Alba jedoch nicht anderen geben. „Ich muss mich darum kümmern, was wir schlecht gemacht haben“, sagte Albas Trainer Emir Mutapcic. Und das war einiges. Mehr Rebounds will er von seinem Team im nächsten Spiel sehen. „Und von der Bank fehlten die Impulse“, sagte Baldi. Nur acht Punkte hatten jene Spieler erzielt, die nicht in der Anfangsfünf standen, und da sind bereits drei Punkte von Heiko Schaffartzik mitgezählt, die er erzielte, als das Spiel schon verloren war.

Mithat Demirel erwischte einen besonders schwachen Abend. Im laufenden Spiel traf er keinen Wurf. Nach 24 Minuten hatte ihn Mutapcic für DeJuan Collins (16 Punkte, acht Assists) beim Stand von 45:47 eingewechselt, fünf Minuten später stand es 49:59. Demirel hatte in der Verteidigung mit dem 18 Zentimeter größeren Gordan Firic Probleme. Doch Demirel kann auf mildernde Umstände plädieren, spielte er doch erneut mit einem schmerzhaften Bluterguss in der Ferse. Im Gegensatz zum ersten Spiel verzichtete er diesmal auf eine schmerzstillende Spritze.

Auf der Heimfahrt saß Demirel auf dem Boden des Durchganges zum nächsten Zugwagen und telefonierte sich den Frust von der Seele. Und wartete auf die Heimat.

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