zum Hauptinhalt

Sport: Warten auf die vierte Gewalt

Robert Ide über die Reformdebatte im deutschen Fußball Wenn in Deutschland über Probleme gesprochen wird, geht das meistens so: Zuerst jammert das Publikum, dass alles immer schlimmer wird und früher alles besser war. Wenn das Gezeter nicht mehr zu überhören ist, gehen die Verantwortlichen in die Offensive und sagen, dass alles gar nicht so dramatisch ist.

Robert Ide über die Reformdebatte

im deutschen Fußball

Wenn in Deutschland über Probleme gesprochen wird, geht das meistens so: Zuerst jammert das Publikum, dass alles immer schlimmer wird und früher alles besser war. Wenn das Gezeter nicht mehr zu überhören ist, gehen die Verantwortlichen in die Offensive und sagen, dass alles gar nicht so dramatisch ist. Dann jammert das Publikum noch unerbittlicher und denkt sich böse Witze über „die da oben“ aus. Die da oben sehen sich nun gezwungen, endlich zu handeln. Also berufen sie eine Kommission ein.

Was die Politik kann, kann der Sport auch. Das denkt jedenfalls Gerhard MayerVorfelder. Der Chef des Deutschen Fußball-Bundes hat sich am Montag mit Schiedsrichter-Obmann Volker Roth getroffen, um das Gejammer über der Bundesliga-Schiedsrichter zu beenden. Rausgekommen ist dabei nichts. Mayer-Vorfelder verkündete: Am Mittwoch wird weiter diskutiert, bei einem runden Tisch des deutschen Fußballs. Gerhard Schröder hätte es nicht besser machen können.

Ist die Debatte damit zu Ende? Nein. Denn Mayer-Vorfelder hat auch gesagt, dass er sich einen vierten Schiedsrichter pro Spiel vorstellen kann. Wenn der runde Tisch sich darauf einige, könne das „sehr schnell umgesetzt werden“. Was aber passiert, wenn sich der runde Tisch nicht einigt? Dazu schweigt Mayer-Vorfelder.

Die Bundesliga braucht die vierte Gewalt im Stadion. Angesichts von immer besser schauspielernden Spielern auf dem Feld und immer lauter pöbelnden Trainern am Rand sind drei Referees überfordert. Sechs abgelenkte Augen sehen weniger als acht. Diese Rechnung ist eigentlich ganz einfach.

Nun gibt es aber eine Gegenrechnung der Fußball-Liga. Die lautet: Der vierte Mann ist zu teuer. Angesichts der Umsätze der Bundesliga, des anhaltenden Zuschauerbooms und der ausgedehnten Sendezeiten ist diese Rechnung nicht nachzuvollziehen. Klar gesagt, sie fällt als Gegenargument aus.

Warum also zögert der deutsche Fußball mit der längst fälligen Reform? Vielleicht, weil die Debatte um die Schiedsrichter viele Schlagzeilen bringt. Schlagzeilen, die die nationalen Fußballspiele nicht immer liefern können. Es könnte also durchaus sein, dass der runde Tisch am Mittwoch gar nichts beschließt. Das Gejammer des Publikums würde einfach weitergehen – zum geschäftlichen Gunsten der Bundesliga. Und zu Lasten der drei Schiedsrichter, die auf dem Feld den Buhmann spielen müssen.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false