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Sport: Warten auf Taten

500 Tage vor den Olympischen Spielen 2004 verliert das IOC die Geduld mit Athen

Knapp 500 Tage vor dem Beginn der Olympischen Sommerspiele 2004 wird es ernst für Athen. Die Zeiten sind vorbei, als die Verantwortlichen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) den Versprechungen der griechischen Olympiastrategen glaubten. Spätestens seit dieser Woche, als sich Denis Oswald, Chef der IOC-Koordinierungskommission, wieder einmal zu einer dreitägigen Inspektionsreise in die griechische Hauptstadt aufmachte. In ungewöhnlich scharfer Form schickte Oswald diesmal seinem Athener Auftritt einen schweren Vorwurf voraus.

Anstatt wie üblich seinen Vorbereitungsfrust bei der Präsidentin des Athener Organisationskomitees, Gianna Angelopoulos Daskalaki, persönlich loszuwerden, gab er dem „Spiegel“ ein Interview. Darin zeigte sich Oswald verärgert über die nicht mehr zu kontrollierenden Improvisationsgelüste der Athener Organisation. Zwar könne man dem gelassenen mediterranen Arbeitsethos vielleicht als Inseltourist noch etwas abgewinnen – als Sportfunktionär so kurz vor einem so wichtigen Ereignis wie Olympische Sommerspiele sicher nicht. Und als ob das nicht schon stark genug wäre, schickte auch Oswalds Vorgesetzter, IOC-Präsident Jacques Rogge, in dieser Woche in einem Interview mit der griechischen Tageszeitung „Kathemerini“ noch einen schweren Vorwurf in Richtung Organisationskomitee hinterher. Er sei des ewigen Hin und Her zwischen dem IOC und den griechischen Olympia-Organisatoren mittlerweile überdrüssig geworden, erklärte er. Damit umschrieb der Belgier die vollmundigen Arbeitsankündigungen, die sich dann als leere Versprechungen entpuppten.

Sechzehn Monate verbleiben den Griechen noch, das sportliche Weltereignis möglichst pannenfrei zu organisieren. Zwar sind die Griechen als „Last-Minute-People" bekannt, doch darauf verlassen möchte sich im IOC niemand mehr. „Die Qualität der Olympischen Spiele entscheidet sich nicht erst im August 2004, sondern in den kommenden 500 Tagen“, erklärte Oswald. Die ein wenig bedrückt dreinschauende Gianna Angelopoulos Daskalaki musste da wohl oder übel zustimmen.

In der Pressekonferenz übernahm Oswald den Part des Bösen. „Sechs Testveranstaltungen in diesem August werden abgesagt, weil die Sportstätten nicht rechtzeitig fertig werden", erklärte der Schweizer. „Sieben Testveranstaltungen werden, wie vorgesehen, im August stattfinden“, berichtete dafür die Präsidentin des Organisationskomitees. Immerhin versprach sie auch, dass nun endlich mit den Bauarbeiten auf dem tristen Olympiagelände „Oaka" begonnen wird. Die ersten Teile des postmodern anmutenden, von dem spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava entworfenen Daches des Olympiastadions sind mittlerweile aus Italien eingetroffen. Auch von anderen Aufwertungskonzepten des Spaniers, die rund 150 Millionen Euro kosten, wird nun keineswegs, wie von vielen erwartet, Abstand genommen. Denis Oswald betonte: „Es wird nun alles so gebaut wie geplant."

Torsten Haselbauer

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