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Sport: Warum die Bayer Leverkusen Fußball GmbH den Favoriten Lazio Rom ins Wanken brachte - und doch nicht gewann

Weder die Bayer AG noch die Bayer Leverkusen Fußball GmbH sind Firmen, die sparen müssen - schon gar nicht am Strom. Und so blieb sowohl am Dienstag nach dem Bankett mit den Funktionären von Lazio Rom als auch am Mittwoch nach dem sportlichen Vergleich zwischen dem deutschen und dem italienischen Vizemeister das Flutlicht bis in die frühen Morgenstunden angeschaltet.

Weder die Bayer AG noch die Bayer Leverkusen Fußball GmbH sind Firmen, die sparen müssen - schon gar nicht am Strom. Und so blieb sowohl am Dienstag nach dem Bankett mit den Funktionären von Lazio Rom als auch am Mittwoch nach dem sportlichen Vergleich zwischen dem deutschen und dem italienischen Vizemeister das Flutlicht bis in die frühen Morgenstunden angeschaltet. Der Klub wollte zeigen, was er geleistet hat. Die Gäste und Freunde sollten durch die Glaswände der Vip-Räume und über ihre Champagner-Gläser hinweg immer den Rasen und die Ränge der schmucken Arena sehen. Das Licht soll auch ein Signal sein für die Menschen auf der nahen Autobahn: Hier strahlt nicht nur das Bayer-Kreuz des Weltkonzerns, hier geht auch im Fußball ein Stern auf.

Diese Einschätzung wollten die Macher von Bayer bestätigt sehen. Das haben sie nun mit dem 1:1 gegen den Gruppen-Favoriten Schwarz auf Weiß. Obwohl Christoph Daum insgeheim noch mehr erwartet hatte von der für sein Team günstigen Konstellation zum Saisonbeginn. "Wir besaßen doch einen gewissen Wettkampf-Vorsprung gegenüber den Römern", so der Trainer, "und ein Sieg wäre wohl auch verdient gewesen." Warum es nicht ganz gereicht hatte zum großen Coup, will Daum beim Videostudium herausfinden. Er weiß zwar schon, "dass Matysek den Ausgleichstreffer halten muss". Aber warum zahlreichen Pässen die letzte Präzison "und damit unserem Spiel acht bis zehn Torchancen gefehlt haben", das wird erst noch genauer analysiert.

Womöglich bestätigt sich Daums These von der Schuld der Torwarts. Der polnische Nationalkeeper hat, nachdem er des Trainers Urteil gehört hatte, spontan Reue gezeigt. Wie man das eben tut, wenn der Chef Daum heißt. Teilen muss man dessen Meinung nicht unbedingt: Nichts fürchten nämlich die Torhüter der Seria A mehr, als wenn der Jugoslawe Sinisa Mihajlovic Anlauf zu einem Freistoß nimmt. Egal aus welchem Winkel, egal wie weit weg vom Tor. Und es ist nicht nur Wucht und Präzision, sondern auch eine gewisse Magie dabei, wenn Mihajlovics Bälle regelmäßig um Mauern und in unberechenbaren Kurven fliegen. "Plötzlich fiel der runter und an den Innenpfosten", schilderte Matysek. Mihajlovic glich damit die Führung von Neuville aus.

Der Zauber hat seine Wirkung getan. "Es war zwar nur ein kleiner Bruch in unserem Spiel," so Daum, "doch mit einem einzigen Schlag haben unsere Leute gemerkt, dass Lazio Weltklasse ist." Bis dahin hatten nur die Namen auf der Spielerliste für dieses Prädikat gestanden. Überraschend oft war das Starensemble aus Rom überlaufen und ausgespielt worden in der ersten Viertelstunde. Doch nach dem Ausgleich erwiesen sich die aus aller Welt und für über 300 Millionen Mark zusammengekauften Kicker-Größen als diszipliniertes Kollektiv. Trainer Eriksson konnte sich den Luxus leisten, mit Veron einen Mann auszuwechseln, der 55 Millionen gekostet hatte. Gegen dessen Landsmann Simeone, sonst Verons Partner im Mittelfeld der argentinischen Nationalmannschaft. Danach kamen noch WM-Torschützenkönig Marcelo Salas und Pavel Nedved, der Spielmacher der tschechischen Auswahl. Für Bayer aber stürmten zum Schluss ein rekonvaleszenter Beinlich. Sowie Thomas Brdaric und Robson Ponte. Dieses Duo hat zusammen noch keine 20 Bundesliga-Spiele absolviert. Auch dies sagt etwas zum finanziellen Unterschied zwischen einem Topklub aus Deutschland und Italien.

Martin Hägele

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