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Sport: Warum nicht Tokio?

Yokohama. Wenn man in diesen Tagen nach Yokohama kommt und im U-Bahnhof an irgendeinem beliebigen Touristik-Schalter zum Beispiel nach den Umsteigemöglichkeiten für Sakuragi-Cho fragt, bekommt man vor allen anderen Dingen etwa ein Kilo Broschüre in die Hand gedrückt.

Yokohama. Wenn man in diesen Tagen nach Yokohama kommt und im U-Bahnhof an irgendeinem beliebigen Touristik-Schalter zum Beispiel nach den Umsteigemöglichkeiten für Sakuragi-Cho fragt, bekommt man vor allen anderen Dingen etwa ein Kilo Broschüre in die Hand gedrückt. Wenn man dieses Kilo dann durchgearbeitet hat, weiß man zwar immer noch nicht, ob man besser mit der Tokaido-Line oder der Keihin Tohoku nach Sakuragi-Cho kommt, aber man weiß so interessante Dinge wie den Kilowattstundenverbrauch von ganz Yokohama. Der lag mit Stand vom 1. April 2002 bei 13 174 000 kWh, was auch für 3 470 790 Einwohner ganz schön viel ist.

Yokohama glitzert also. Besonders nachts, besonders in Sakuragi-Cho am „Port of the Future“ – man nimmt übrigens am besten die Keihin-Tohoku-Line – denn der „Port of the Future“ ist ziemlich neu. Hier haben die Stadtväter neben einem riesigen Vergnügungspark, einigen Hotels und Einkaufs-Passagen das Pressezentrum hingestellt, das mit 20 000 Quadratmeter reichlich bemessen ist, dafür, dass es für exakt ein Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft gebraucht wird: Fürs Endspiel nämlich.

Man stellt sich da schon die Frage, warum Yokohama Finalort geworden ist und nicht die ein paar U-Bahnstationen die Tokio-Bucht hinauf liegende Hauptstadt. Ein bisschen wäre das ja so, als wenn 2006 nicht im Berliner Olympiastadion der Weltmeister gesucht würde, sondern zum Beispiel in Potsdam-Babelsberg (na ja, nur ein bisschen: weil Potsdam ja nicht die zweitgrößte Metropole Deutschlands ist, Yokohama aber schon die von Japan). Aber die Erklärung ist ziemlich simpel: Als vor ein paar Jahren die diversen Städte sich um Weltmeisterschaftsspiele bewarben, regierte in Tokio ein Bürgermeister, der nicht sonderlich fußballinteressiert war. Mutmaßlich war er auch nicht an wirtschaftlichen Belangen interessiert, sonst hätte er diese Chance nicht ausgeschlagen.

Yokohama hat sie genutzt und sich bis 1998 ein neues Stadion errichtet, das jetzt das größte des Landes ist, 72 000 Zuschauer fasst und heute ab 20.30 Uhr Ort der Magie für Deutschlands Kicker werden soll. Glitzern wird es auf jeden Fall aus 1500 Lux, die nächste Stromabrechnung wird etwas teurer werden. Aber was zählen die paar Yen, wenn auf ewig in den Annalen des Weltsports stehen wird: Finalort 2002, Yokohama, the dynamic city - where old meets new. Umsteigen in die Yokohama-Line an der Station Higashi-Kanagawa. Helmut Schümann

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