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Sport: Warum schwache Spiele beim Meister BHC Methode hatten

Das Vertrauen war wohl nicht so groß: Ein Hotelzimmer hatte sich Alexander Wirth, der Vorsitzende des Berliner HC, in Hamburg für die Nacht zwischen Halbfinale und Endspiel jedenfalls nicht reservieren lassen. Auch er ging nach den mäßigen Leistungen der Vorwochen davon aus, dass die Hockeyspielerinnen des BHC das Finale am Sonntag nicht erreichen würden.

Das Vertrauen war wohl nicht so groß: Ein Hotelzimmer hatte sich Alexander Wirth, der Vorsitzende des Berliner HC, in Hamburg für die Nacht zwischen Halbfinale und Endspiel jedenfalls nicht reservieren lassen. Auch er ging nach den mäßigen Leistungen der Vorwochen davon aus, dass die Hockeyspielerinnen des BHC das Finale am Sonntag nicht erreichen würden. Doch da täuschte sich der Vorsitzende gewaltig.

"In den letzten Jahren waren wir immer stark, haben aber die Endspiele nicht gewonnen", so Wirth, "diesmal waren einige Saisonspiele grausam - aber wir sind Deutscher Meister geworden." Die schwachen Auftritte vor der Endrunde hatten durchaus Methode. Nach dreimonatiger Sommerpause und langer Abwesenheit der Nationalspielerinnen griff man beim BHC später als die anderen Mannschaften wieder zum Schläger. Zuvor wurde lediglich an der Verbesserung der Athletik gefeilt. Entsprechend schlecht war das Spielverständnis in den ersten Partien. "Intern haben wir uns aber davon nicht beirren lassen", versichert Trainer Friedel Stupp, "die Saisonplanung war ganz auf den Endrunden-Höhepunkt konzentriert." Es war zugleich ein Armutszeugnis für die Liga-Konkurrenz, wie sich der BHC trotz Schwächen durch die letzten fünf Spiele schummelte, dabei 24 Tore erzielte und nie ernsthaft in Gefahr geriet.

In Gefahr sah Trainer Stupp dann aber doch seine Planung für die Endrunde. Und er reagierte: Im vorletzten Spiel mussten Britta von Livonius, Birgit Borkamm und Britta Schütz, drei Stammspielerinnen, auf die Ersatzbank. "Sie verfügen über ein unglaubliches Potenzial, haben das aber nicht gezeigt", monierte Stupp. Von Livonius brachte die gewünschte Leistung "schon im ersten Training" danach. Schütz erhielt ihre Chance im Viertelfinale - und überzeugte. Birgit Borkamm kam dagegen nach zwei Spielen auf der Bank erst wieder im Halbfinale zum Einsatz. "Die Zeit auf der Bank hat schon wehgetan", meint die 19-Jährige. "Aber ich war zuvor wirklich schlecht. Im Nachhinein war die Entscheidung des Trainers richtig." Mit zwei starken Vorstellungen sorgten Borkamm und die 20-jährige Schütz für die positive Überraschung in der Endrunde.

Die plötzliche Leistungssteigerung seiner Mannschaft hält auch Friedel Stupp für "letztlich nicht erklärbar". Die Vorbereitung sei die selbe gewesen wie bei den vier vergeblichen Anläufen zuvor. "Die Mannschaft war aber diesmal noch heißer als vorher auf den Titel." Von den verlorenen Finals spricht der Coach ungern, lieber dagegen davon, "dass es kein anderes Team in Deutschland geschafft hat, jedes Jahr im Endspiel zu stehen".

Für die Zukunft sieht Stupp beim BHC glänzende Voraussetzungen: "Potenzial und Perspektive sind phänomenal." Trotz des Verlusts von erfahrenen Spielerpersönlichkeiten in den letzten Jahren sei man konstant in der nationalen Spitze geblieben. "Und jetzt haben wir auch endlich wieder den Erfolg geerntet." Bei einem Altersschnitt knapp unter 22 Jahren soll die große Zeit der Mannschaft noch bevorstehen. "Und auch bei den Mädchen haben wir noch vier Spielerinnen, die nicht weit von unserer Nachwuchshoffnung Janina Totzke entfernt sind", sagt Alexander Wirth. Sollte sich dies bewahrheiten, dürfte der Vorsitzende noch einige Hotelübernachtungen vor sich haben.

Martin Scholz

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