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Sport: Was bleibt, ist die Sehnsucht

Nach dem vierten Platz im Basketball-Pokal fragt sich Alba Berlin, wann es endlich wieder einen Titel holen wird

Titelverdächtig präsentierten sich nur die Alba-Fans: Sie trommelten und brüllten während des Spiels um Platz drei im Top-Four-Turnier des deutschen Pokals, als ginge es um den Pokalsieg. Und nicht „um die goldene Ananas“, wie Alba Berlins Geschäftsführer Marco Baldi despektierlich gesagt hatte, „ich erwarte nix“. Prompt verloren die Berliner Basketballprofis gestern in der Hamburger Color-Line-Arena 70:74 (36:31) gegen die Eisbären Bremerhaven, und im Alba-Fanblock mischten sich Pfiffe in den nur noch spärlichen Beifall, einige Daumen gingen demonstrativ nach unten. In der ersten Halbzeit hatten beide Teams ansehnlichen Basketball geboten, doch dann starteten die Berliner, deren Topscorer Julius Jenkins 29 Punkte machte, mit einer 3:20-Serie in das dritte Viertel. In den letzten zwei Minuten schickte Trainer Luka Pavicevic Nationalspieler Johannes Herber erstmals seit seinem Kreuzbandriss im Oktober wieder aufs Feld. „Sein Comeback war mit Abstand das Beste an diesem Spiel“, sagte Baldi. Bedröppelt sahen die Alba-Profis bei der Übergabe des kleinen Pokals an die Bremerhavener zu, mit denen sie es ab dem 15. Mai auch im Play-off-Viertelfinale zu tun bekommen.

Vierter war Alba geworden, Letzter. Nur dabei gewesen, obwohl man mit dem Anspruch angetreten war, die Trophäe nach Berlin zu holen. 2003 durfte Alba sich zum siebten Mal in Folge und bisher letzten Mal als Deutscher Meister feiern lassen. Albas letzter Titelgewinn war der Pokalsieg 2006 unter Henrik Rödl. Ihn entließ Alba im Vorjahr, nachdem Quakenbrück, damals noch bundesweit bestaunter Kleinstadt-Exot, sich im Play-off-Viertelfinale mit 3:0 Siegen durchgesetzt und den Verein in die Krise gestürzt hatte. Im Sommer wurde, wieder einmal, ein Großteil des Kaders ausgetauscht, für Rödl kam Luka Pavicevic. Die Topspieler Aleksandar Nadjfeji und Immanuel McElroy stießen im Februar zum lange verletzungsgeplagten Team – ein Titel fehlt freilich immer noch. „Seit 1990 haben wir 13 Titel geholt, der letzte ist schon eine Weile her. Es wäre schön, wenn bald ein weiterer dazukommen würde“, sagte Baldi.

Wie schwer es wird, diesen Traum wahr werden zu lassen, verdeutlichte allerdings der Samstag. Beim 69:76 im Halbfinale gegen die Artland Dragons Quakenbrück war Tabellenführer Alba nervös gestartet und hatte den möglichen Sieg gegen den Tabellenzweiten in der Schlussphase mit unüberlegten Aktionen noch aus der Hand gegeben. „Wir müssen dem Team Zuversicht einflößen. Unsere Nerven müssen besser werden“, sagte Baldi.

Beim Heimsieg gegen den Deutschen Meister Bamberg hatte Alba vor wenigen Wochen mit einer starken Leistung und einem trotz des Ausfalls von Kapitän Femerling harmonierenden Teamgefüge begeistert. Doch Bamberg hatte keinen guten Tag, und Alba hat seither zu wenig gute Tage folgen lassen. Die Mannschaft ist zu wenig stabil und zu anfällig für Störfaktoren. Vor allem Julius Jenkins, der am Wochenende 50 der 139 Berliner Punkte machte, verhinderte höhere Niederlagen.

Albas Geschäftsführer Baldi darf sich in seiner seit Monaten immer wieder vorgetragenen These bestätigt sehen, dass in der BBL jeder jeden schlagen könne. Die Zeiten der Dauer-Meister Leverkusen und Berlin sind längst vorbei. Zweimal Bamberg, Frankfurt und Köln gewannen in den vergangenen vier Jahren den Titel.

Kapitän Patrick Femerling pocht denn auch trotzig darauf, „dass wir gegen einen Mitfavoriten um die Meisterschaft verloren haben“. Die Mannschaft habe „viele Umbrüche und Verletzungen“ verkraften müssen, „es fehlt noch was, wir müssen uns konzentrieren“. Trainer Pavicevic fordert das, was er seit sieben Monaten fordert: „dass wir an uns arbeiten und uns verbessern.“ Zehn Tage sind noch Zeit.

Helen Ruwald[Hamburg]

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