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Flamme aus, Zündung an. Die Grand-Prix-Strecke von Sotschi, hier die Start-Ziel-Gerade, führt mitten durch den Olympia-Park.

© dpa

Was bleibt von den Spielen in Sotschi?: Nach Olympia ist vor der Formel 1

In Sotschi gibt es nur in wenigen Fällen ein sinnvolles Konzept, was mit den Sportstätten geschehen soll. Ab Oktober soll die Formel 1 im Olympia-Park fahren, aber Gerüchten nach nur ein einziges Mal.

Der Vorbote des Motorsportes sieht so aus, wie sich kleine Jungs eine Tribüne einer Autorennbahn vorstellen. Nur die paar Palmen am Ende des gräulichen Betonbauwerkes passen nicht ins Bild, wobei: Beim Großen Preis von Monaco gibt es die auch zu bestaunen. Wie ein überdimensioniertes Carrera-Teil wirkt sie, die Boxengasse am Rande des olympischen Parks von Sotschi. Seit Sonntag, seit dem Ende der Winterspiele von Russland, ist er nicht mehr olympisch. Künftig soll der große Sport dort nur einmal im Jahr vorfahren und zwar in der Formel 1: Sotschi beherbergt im Oktober erstmals den Großen Preis von Russland. Bis mindestens 2020 soll er dort bleiben. Für diese Laufzeit hat die Formel 1 einen Vertrag abgeschlossen.

Es muss eine harmonieträchtige Veranstaltung werden, zuletzt lobte Formel-1- Macher Bernie Ecclestone sogar Wladimir Putins Anti-Schwulen-Kurs. Und Sebastian Vettel und der ehemalige Formel-1-Pilot David Coulthard haben die Baustelle der neuen Rennstrecke schon im April 2013 besucht, sie wird in Zukunft zu den längsten Kursen auf der ganzen Tour gehören.

Mit einem Pkw sind der Weltmeister und der Schotte einen Teil des Kurses gefahren, der vom deutschen Bauingenieur und Streckenplaner Hermann Tilke entworfen wurde. Laut Tilke ist der aufgrund seiner zehn 90-Grad-Kurven einmalig. Vettel war jedenfalls begeistert: „Eine unglaubliche Anlage“, sagte er. „Einige Kurven sehen sehr schnell aus.“

Inzwischen sei der „Sochi Olympic Park Circuit“ zu 91 Prozent fertig, sagt Grand-Prix-Promoter Oleg Zabara. Es müsse nach den Paralympics nur noch der letzte Belag von Asphalt auf die Strecke gelegt werden. Schon während der Spiele wirkte der Olympia-Park wie eine Formel-1-Strecke mit Sportanlagen. Der knapp sechs Kilometer lange Kurs war klar erkennbar, um die Eissporthallen schlängelt er sich herum. Viel Grün gab es auf der Anlage schon bei Olympia nicht, für die Formel 1 müssen also keine Palmen weichen. Platz ist ausreichend vorhanden, für das Areal wurden vor den Spielen einige Häuser abgerissen. Die Inhaber wurden für die Errichtung der Anlage zwangsenteignet. Auf ihren ehemaligen Grundstücken wurde das olympische Dorf errichtet, die Wohnungen sollen nun verkauft werden. Vor den Hallen auf dem Gelände liegt wohl auch keine große sportliche Zukunft. Einen professionellen Sportklub etwa im Eishockey als ständigen Nutzer einer Arena gibt es in Sotschi nicht. Die je 12 000 Zuschauer fassenden Arenen Eisberg- und Bolschoi-Palast sollen trotzdem erst einmal stehen bleiben und als Radrennbahn und Multifunktionsarena genutzt werden. Die Eisschnelllaufhalle wird womöglich an einem anderen Standort wieder aufgebaut.

Andere olympische Hallen wird es bald nicht mehr geben, das Curling-Stadion soll demontiert werden und bei der Shaiba-Arena, der kleineren Eishockeyhalle, waren noch am letzten Tag die Kacheln an der unteren Außenwand der Halle nicht verfugt – nach Olympia wird es dazu nun nicht mehr kommen müssen. Angeblich soll auch diese Halle in eine andere Stadt umziehen. Allein das Fischt-Stadion, in dem die olympischen Eröffnungs- und Schlussfeiern stattfanden, wird in jedem Fall sportlich genutzt werden, bei der Fußball-WM 2018 sollen drei Vorrundenspiele dort stattfinden. Nach den Spielen wird das Olympiastadion umgebaut. Ob gleich für die Fußball-WM oder doch zuerst für den Formel-1-Grand Prix am 12. Oktober 2014, ist noch unklar. Der Formel-1-Kurs wird direkt durch das Olympiagelände führen, nach ersten Plänen nicht durch das Stadion. Aber auch diese Option machte in Sotschi die Runde.

Ernst zu nehmender sind die Gerüchte um die Wertigkeit des Vertrages. Die Premiere der Formel 1 auf der Rennstrecke in Sotschi, die angeblich 260 Millionen Euro kostet, könnte gleichzeitig der Abschied sein. Es soll Bestrebungen geben, den Vertrag aufzulösen. Angeblich soll der Grand Prix ein Jahr später in die aserbaidschanische Hauptstadt Baku umziehen. Das ist aber bisher noch ein Gerücht. Wird es Realität, sähe es um die Zukunft des Olympia-Parks von Adler wohl düster aus.

Ein wenig wird aber beim ersten Formel-1-Rennen noch an die Spiele von Sotschi erinnern. Die Boxengasse liegt am Haupteingang des Areals, genau gegenüber des Bahnhofs „Olympic Park“. Aber vielleicht heißt der in ein paar Jahren dann auch anders.

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