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Sport: „Was nicht passt, ändern wir“ Klinsmann zu seinem Stil und zum Torwartstreit

Herr Klinsmann, seit dem Wochenende haben Sie mit Theo Zwanziger einen zusätzlichen Chef. Machen Sie sich Sorgen?

Herr Klinsmann, seit dem Wochenende haben Sie mit Theo Zwanziger einen zusätzlichen Chef. Machen Sie sich Sorgen?

Nein, ich habe Theo Zwanziger als eine sehr angenehme und geradlinige Person kennen gelernt. Mit der Doppelspitze beim DFB wird es keine Probleme geben.

Wer ist Ihr Ansprechpartner?

Ich werde mit beiden Präsidenten gut zusammenarbeiten. Wenn es aber schnell gehen muss, werde ich mich weiterhin an Gerhard Mayer-Vorfelder wenden. Er ist mein oberster Ansprechpartner.

Im Streit um das WM-Quartier hat sich Zwanziger als Ihr Gegenspieler profiliert.

Ich finde es immer noch überraschend, dass eine solche Kleinigkeit für so viel Gesprächsstoff sorgt. Aber in dieser Sache lassen wir uns nicht aus der Ruhe bringen. Ich verstehe, was unter Rudi Völler passiert ist. Aber wenn ein neuer Trainer kommt, muss der auch die Freiheit haben, anders zu entscheiden.

Sie haben schon mit der Ankündigung, man müsse den ganzen Laden auseinander nehmen, große Aufregung beim DFB ausgelöst. Ist der Prozess inzwischen abgeschlossen?

Der DFB ist ein sehr großer Laden.

Wer muss denn noch zittern?

Zittern muss gar niemand. Wir wollen niemandem etwas Böses und auch niemandem den Job wegnehmen. Es geht darum, eine Chemie zu schaffen, die passt. Es war auch längst überfällig, dass die Nationalmannschaft einen Manager bekommt. Sonst hätte ich gar nicht angefangen. Was nicht passt, muss man ändern. Das ist nicht immer angenehm. Aber wenn ich dazu nicht fähig wäre, würden wir nicht weiterkommen.

Wie sehen Sie Ihre eigene Rolle im Team?

Ich verstehe mich als erste Ansprechperson für die Spieler. Sie können jederzeit zu mir kommen. Natürlich machen wir deutliche Vorgaben. Aber die Spieler sollen auch erkennen, dass wir permanent an Ihrer Entwicklung interessiert sind. Wir suchen Persönlichkeiten.

Ist das kein Widerspruch: Die Spieler sollen offen sein, sich andererseits nach einem strikten Verhaltenskodex richten?

Es gibt keinen Verhaltenskodex, der schriftlich fixiert ist. Es gibt Verhaltensregeln, wie sie überall üblich sind. Wir erwarten Respekt und Achtung füreinander. Es kann nicht sein, dass jemand seinen Mitspieler öffentlich kritisiert.

Wie gehen Sie selbst mit Kritik um?

Ratschläge sind immer gut. Auch Kritik. Sie darf nur nicht ins Persönliche gehen. Was zum Beispiel Uli Stein in der Torwartdiskussion gesagt hat, kann sehr hilfreich sein. Vielleicht ist es wirklich gut, sich schon ein halbes Jahr vor der Weltmeisterschaft auf eine Nummer eins festzulegen. Dann kann der zweite Mann sich überlegen, ob er lieber zu Hause bleibt. Uli Stein hat das ja 1986 am eigenen Leib erlebt.

Glauben Sie wirklich, dass Oliver Kahn und Jens Lehmann bis dahin Ruhe bewahren?

Ich bewundere, wie die beiden Torhüter mit dem Thema umgehen. Sie werden von den Medien permanent provoziert und damit konfrontiert, dass der andere dies und das gesagt hat. Unter diesen Vorzeichen reagieren die beiden unheimlich besonnen und zurückhaltend.

Aber Jens Lehmann ist nicht zu der Aussage provoziert worden, dass er bei der WM 2006 die Nummer eins sei.

Das sehe ich anders. Ich weiß, dass beide irrsinnigen Respekt voreinander haben. Natürlich ist das eine Ausnahmekonstellation, dass wir zwei Weltklassetorhüter haben. Aber wir werden einen Weg finden, damit sich ein normaler Konkurrenzkampf entwickelt. Dafür haben wir Andy Köpke geholt: Er kann mit beiden gut.

Jens Lehmann steht auch beim nächsten Länderspiel im Tor. Darf Oliver Kahn dann wieder zu Hause bleiben?

Oliver Kahn wird anreisen – und auf der Bank sitzen.

Aufgezeichnet von Stefan Hermanns und Michael Rosentritt

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